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Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

Der Hexer - NR37 - In der Festung des Dschinn

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Autoren: Verschiedene
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weitersprach.
    Schließlich ordnete Hassan Ben Ismail fluchend seine Kleider, bückte sich nach seinem Säbel und verließ hinter dem Araber das Zelt.
    Das Schreien und Lärmen draußen auf dem Platz hielt an, und wenige Augenblicke später hörte Letitia das Geräusch dumpfer Hufschläge, das rasch näher kam.

    * * *

    Sie waren lebende Alpträume.
    Ihre hageren Gesichter waren wie mit altem, schlecht gegerbtem Leder überzogen. Die Zähne in ihren Mündern sahen stumpf und gelb zwischen den halb geöffneten Strichen hervor, zu denen ihre Lippen zusammengeschrumpelt waren. Ihre Augen wirkten wie glanzlose Murmeln aus alten, von Rissen durchzogenem Elfenbein.
    Sie sahen wie Mumien aus, aber sie bewegten sich, und auf eine entsetzliche Art waren sie von etwas wie Leben erfüllt.
    Und die Araber fürchteten sich vor ihnen, als wären sie leibhaftige Teufel.
    Hassans Krieger waren wie unter einer Gewehrsalve auseinandergespritzt, als das Dutzend reitender Mumien auf dem Hügel über dem Lager erschienen war, und von den vier- oder fünfhundert Menschen, die sich im Kriegslager der Beni Ugad aufhielten, waren vielleicht noch dreißig zu sehen – die Tapfersten oder die Dümmsten, je nachdem. Alle anderen, unsere Bewacher eingeschlossen, waren in heller Panik davongerannt, kaum daß sie die Hufschläge gehört hatten.
    »Großer Gott«, murmelte ich. »Was ist das, Ali? Nizar?«
    »Nein«, antwortete mein Mitgefangener, leise und mit einer Stimme, die vor Angst zitterte. »Dschakid. Nizars Stadthalter. Aber er ist fast noch schlimmer. Siehst du den Reiter an ihrer Spitze?«
    Ich nickte. Der Mann war nicht zu übersehen, denn es war der einzige Mensch in dieser Armee lebender Toter, wenngleich er seinen Begleitern an Häßlichkeit nicht sehr viel nachstand. Und als ich seinem Blick begegnete, hatte ich das Gefühl, innerlich zu Eis zu erstarren. Sah ich einmal von Necron ab, hatte ich niemals einen Menschen getroffen, in dessen Augen eine solche Kälte lag wie in denen Dschakids.
    Aus dem rasenden Galopp der toten Reiter wurde ein gemächlicher Trab, in dem sie schließlich auf Ali und mich zukamen und in einem weit geschwungenen Halbkreis anhielten. Sie trugen altmodische Kettenpanzer, spitze Helme und Rundschilde, die an die Soldaten der alten Kalifen erinnerten. Ihre Waffen und ihre Kleidung waren so rot wie Blut. Ohne ein Wort zu sagen, sprangen sie aus den Sätteln, trieben ihre Pferde mit ein paar Schlägen davon und bildeten mit gezogenen Krummsäbeln einen Kreis um uns.
    Einzig Dschakid erstarrte nicht zur Reglosigkeit, sondern kam mit gemessenen Schritten auf uns zu, starrte einen Moment lang Ali an und verzog das Gesicht zu einem durch und durch bösen Lächeln, bevor er sich an mich wandte. Drei Rubine, die er auf der Brust trug, kennzeichneten ihn auch äußerlich als Anführer der Wahnsinnsarmee.
    »Wer bist du?« fragte er.
    Ich antwortete nicht.
    Dschakid starrte mich einen Moment mit wachsender Wut an, dann hob er die Hand und schlug mir so hart über den Mund, daß meine Unterlippe abermals aufplatzte. »Bist du deiner eigenen Sprache nicht mehr mächtig, Inglese?« fragte er zornig.
    »Antworte ihm«, sagte Ali ruhig. »Du gewinnst nichts. Und er schlägt gerne.«
    Dschakid bewies es, indem er ihn schlug. Ali krümmte sich, spie Blut und Speichel aus und fügte gequält hinzu: »Besonders Männer, die gefesselt sind und sich nicht wehren können.«
    Dschakid fauchte vor Wut, ballte die Faust und holte aus, um den Wehrlosen abermals zu schlagen.
    »Nicht«, sagte ich rasch. »Ich werde antworten.«
    Dschakid wirkte deutlich enttäuscht. Aber er ließ die Faust wieder sinken und wandte sich abermals an mich.
    »Mein Name ist Craven«, sagte ich. »Robert Craven. Ich bin ein Reisender aus England, und –«
    Dschakid boxte mich in den Leib. »Du bist ein Zauberer, Robert Craven«, sagte er. »Und ein Lügner. Aber kein guter.«
    Mühsam rang ich nach Luft, drängte die Übelkeit zurück, die aus meinem malträtierten Magen emporstieg, und sah ihn durch die nebligen Schleier an, die vor meinem Blick auf und ab tanzten. »Warum... fragst du, wenn du alles weißt?« keuchte ich.
    Der Araber lachte böse. »Vielleicht, um zu sehen, ob du die Wahrheit sprichst. Gib dir keine Mühe, mich zu belügen. Ich weiß alles über dich.«
    »Dann weißt du ja auch, daß ich mit eurem Krieg nichts zu schaffen habe«, stöhnte ich. »Ihr könnt mich also getrost laufen lassen. Ich werde auf eine Anzeige wegen groben

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