Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes
Geist, mit dem ICH verschmolzen war. Und dem de Valois’ Gedanken nach seiner eigenen, ganz persönlichen Hölle Gestalt verliehen.
Das Aussehen, das ICH angenommen hatte, war der Schrecken, das ultimative Grauen selbst. ICH überragte de Valois um mehr als eine Körperlänge. Meine dunkle Haut war von einem dichten, drahtähnlichen Fell bedeckt, das nur das Gesicht mit der scharfgebogenen Nase, dem spitzen Kinn und den glühenden, roten Augen freiließ.
Eines meiner Beine endete in einem wuchtigen Pferdehuf, und ICH schlug meinen in einer buschigen Quaste endenden Schwanz erregt auf den Boden.
Das Auffälligste an MIR waren jedoch die unterarmlangen, gebogenen Hörner, die auf meinem Kopf wuchsen, und die ICH jetzt gegen den Desert-Master senkte.
Sein Gesicht wurde bleich wie Kalk. Seine Augenlider zitterten, und sein Mund formte lautlose, irre Worte, während er die Hände auf sein Herz preßte.
Das Yighhurat fiel zu Boden und erlosch mit einem letzten Flackern, als ICH es ergriff und seine Kräfte gierig den meinen einverleibte.
»Weiche, Satanas!« schrie de Valois mit überschlagender Stimme und streckte mir sein Kreuz entgegen.
Er hätte MICH sicher auch mit Weihwasser bespritzt, wenn er welches bei sich geführt hätte. So blieb ihm zumindest die Enttäuschung erspart, auch dieses Mittel versagen zu sehen.
ICH hob das Auge hoch über den Kopf und stimmte ein meckerndes Gelächter an, das den Desert-Master heulend zurückweichen ließ.
»Komm her, du bist mein!« dröhnte meine Stimme durch die Wüstenburg und brachte ihre Wände zum Erzittern. Der Desert-Master wand sich wie ein Wurm am Boden und flehte um Gnade, doch ICH beachtete ihn nicht mehr, sondern sammelte alle magische Energie, derer ICH habhaft werden konnte, und setzte sie mit einem Schlage frei.
MEINE Gedanken vibrierten vor Anstrengung, als ICH die Wüstenburg in eine glühende, magische Aura hüllte.
Für einen Augenblick überstrahlte dieses Feld sogar das Licht der Sonne.
Dann implodierte es mit einem donnernden Knall und riß die Burg, die Templer und MICH mit sich.
* * *
Hendrik van Rettens Gesicht war von Grauen verzerrt. Sein Verstand weigerte sich, als Tatsache anzuerkennen, was seine Augen sahen. »Wo ist die Wüstenburg, wo meine Ordensbrüder? Und wo ist der Feind?« fragte er sich beim Anblick der leeren, endlosen Wüste verzweifelt. Die Angst, allein und hilflos in diese Öde verschlagen zu sein, brachte ihn schier um den Verstand. Da entdeckte er in der Ferne einige Reiter auf schnellen, arabischen Pferden, die in vollem Galopp auf ihn zuhielten.
Er starrte auf ihre sarazenischen Gewänder und ihre Krummschwerter, die sie über dem Kopf schwangen, und sank auf die Knie, um zu beten. »Mamelucken«, krächzte er, während ihm Tränen der Erleichterung über die Wangen rannen.
Der vorderste Reiter stoppte sein Pferd so abrupt, daß der von den Hufen aufgewirbelte Sand über Hendrik hinwegfegte und ihn für einen Moment blind machte.
»Deinen Kopf für Sultan Saladin!« schrie der Araber haßerfüllt. Das Pfeifen der Schwertklinge erfüllte die Luft. Hendrik hörte noch den klatschenden Schlag, mit dem die Waffe seinen Hals traf. Dann wurde es schwarz um ihn.
* * *
»Gnade! verschone mich, Satanas!« hallte eine schrille Stimme in Philippe de Valois’ Ohren. Er preßte die Hände dagegen, um diese Stimme nicht mehr hören zu müssen, bis er begriff, daß er selbst es war, der diese Worte immer wieder aus sich hinausschrie.
Entsetzt hielt er inne, öffnete die Augen und starrte auf die sonnendurchglühten Felsen, die wirr durcheinandergeworfenen Riesenblauklötzen gleich herumlagen.
Ein Geräusch ließ ihn herumwirbeln. Drei schwarzvermummte Gestalten stürmten mit erhobenen Schwertern auf ihn zu. De Valois verzog sein Gesicht zu einer erleichterten Grimasse, als er die feuerspeienden Drachen aus Gold an den Griffen glitzern sah. »Necrons Knechte!« lachte er und streckte gebieterisch die Hand aus.
Der Ansturm der drei Drachenkrieger wurde mit einem Schlag gestoppt. Ihre Körper flimmerten einen kurzen Moment wie farbiges Glas, um dann eins mit der Wüste zu werden. De Valois warf noch einen verächtlichen Blick auf die drei neu entstandenen Felsnadeln, an denen sich der Wind rieb, und ging mit raumgreifenden Schritten in die Wüste hinaus.
*
Alles um ihn herum war schwarz. Er lag auf Stein, und ein sonderbar fremder, gleichzeitig aber auch vertrauter – und ein wenig erschreckender – Ton drang von
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