Der Hexer - NR42 - Die vergessene Welt
schleppend – zurück, packte die Reste der Tür, riß sie mit einem einzigen Ruck aus den Angeln und schlug damit auf die Bank mit den Folterwerkzeugen ein. Es hörte erst auf, als die Kammer wie ein Schlachtfeld aussah. Dann drehte es sich herum und stapfte schwerfällig durch das Loch, das einmal eine Tür gewesen war, ins Freie. Von Madur und seinen Männern war nichts mehr zu sehen.
Aber es spürte die Anwesenheit von Leben.
Sein Hunger erwachte.
* * *
Etwas war falsch.
Mereda konnte das Gefühl nicht genauer in Worte kleiden, aber sie spürte, daß außer ihr und dem zu einem Kollektivbewußtsein verschmolzenem Geist der Adepten und dem Kraftreservoir, das der Fremde darstellte, noch etwas hier war. In der Nähe des Conden-Turmes, vielleicht schon in seinem Inneren.
Aber sie wußte nicht, was. Und sie konnte die Beschwörung auch nicht unterbrechen, um es zu erkunden, wenn sie nicht alles zunichte machen und vielleicht ihr eigenes Leben verlieren wollte.
Aber sie spürte, daß es gefährlich war.
Vielleicht tödlich.
* * *
Madur erwartete das Ding im toten Winkel hinter dem Treppenabgang, der einzigen Stelle, an der es vorbeikommen mußte, wollte es das Haus verlassen.
Er hatte seinen Schrecken über das so jäh aufgetauchte Ungeheuer vollends überwunden, und sein Denken funktionierte jetzt wieder so schnell und präzise, wie man es von einem Mann in seiner Position erwarten konnte. Wenn er geflohen war, dann hatte das nichts mit Feigheit zu tun – normale Waffen, so schien es, konnten dem Ungeheuer nichts anhaben, und es wäre der reine Selbstmord gewesen, sich ihm oben zum Kampf zu stellen. Aber Madur hatte noch die eine oder andere Überraschung für den Dämon, den die Ancen geschickt hatten...
Er war nicht allein. Gut versteckt in der hohen, aus schwarzen quaderförmigen Steinblöcken errichteten Halle, wartete fast ein Dutzend Krieger auf das formlose Etwas, das die Treppe hinunterfloß und -wackelte. Wenn die widerwärtige Kreatur überhaupt dazu in der Lage war, so etwas wie Überraschung zu empfinden, dachte Madur grimmig, dann würde es gleich eine erleben. Die größte seines Lebens. Und die letzte.
Er hatte seinen Hinterhalt so geschickt gewählt, daß die Klinge seines Schwertes den Schädel des Monstrums traf, bevor dieses überhaupt begriff, was geschah. Ein ekelhafter, irgendwie feuchter Ton erklang, als der rasiermesserscharf geschliffene Stahl die graue Masse teilte und darin versank wie in weichem Morast.
Madur rechnete nicht damit, dem Ding auf diese Weise wirklich den Garaus machen zu können – aber der Dämon prallte zurück und fiel auf die Treppe, von der schieren Wucht des Hiebes zu Boden geschleudert, und das war alles, was Madur erreichen wollte.
Noch ehe sich das Ding auf seinen zahllosen Gliedern wieder erhoben hatte, sprang er zurück, riß sein Schwert in die Höhe und stieß einen schrillen, befehlenden Schrei aus. Zwei Sree, die sich in Wandnischen verborgen hatten, eilten herbei und kippten den Inhalt zweier großer Tontöpfe über die Kreatur. Die Arme des Ungeheuers peitschten zornig. Einer der Sree brachte sich mit einem entsetzten Sprung in Sicherheit. Der andere war nicht schnell genug. Er wurde getroffen und gegen die Wand geschleudert; so heftig, daß er reglos liegenblieb.
»Jetzt!« schrie Madur.
Das formlose Kopfteil des Ungeheuers ruckte herum, als hätte es seine Worte verstanden. Zwei, drei zitternde Tentakelarme streckten sich in Madurs Richtung.
Etwas zischte. Eine Feuerlohe huschte eine Handbreit an Madur vorbei, eine Spur aus Rauch und sprühenden Funken hinter sich herziehend, und mit einem Male verwandelte sich das Ding in eine glühende Kugel aus Feuer.
Madur taumelte zurück und schlug die Hände vor das Gesicht, um sich vor der grausamen Lohe zu schützen. Das Öl, das die beiden Sree über das Ding gegossen hatten, verbrannte mit ungeheurer Hitzeentwicklung. Binnen Sekunden wurde es in der Halle so heiß, daß ein Atmen schier unmöglich erschien.
Aber das Ungeheuer tötete es nicht.
Madur wich bis zum Ausgang zurück, ehe er stehenblieb und durch die noch immer erhobenen Hände zu der Gestalt am Fuße der Treppe blinzelte. Die Kreatur war gestürzt. Ihre zahllosen Arme und Beine peitschten wie in irrsinnigem Schmerz, ein bestialischer Gestank breitete sich in der Halle aus.
Aber die Flammen wurden bereits kleiner. Das Öl verbrannte, aber der entsetzliche Körper der Bestie war nicht einmal verletzt... Ganz langsam richtete
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