Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Titel: Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
tun.
    Der Gedanke wurde von einem heftigen Schuldgefühl begleitet. Robert liebte dieses Mädchen, und Howard war nun wahrlich der letzte Mensch auf der Welt, der dem Jungen ein wenig Glück mißgönnte.
    Und dennoch...
    Das Schlimmste war vielleicht, daß er seine Bedenken nicht einmal in Worte fassen konnte. Es gab objektiv nichts – nicht viel, jedenfalls – was gegen Priscylla sprach; im Gegenteil. Seit ihrer Rückkehr aus dem Summer-Sanatorium schien sie wirklich wieder normal zu sein. Abgesehen davon, daß sie noch immer einen großen Bogen um jeden Spiegel machte. Aber gut – eine kleine Macke hatte wohl jeder.
    Und trotzdem spürte Howard, daß da mehr war.
    Etwas Entsetzliches würde geschehen, wenn Robert das Mädchen wirklich heiratete. Und irgendwie wußte er auch, daß diese Gefahr nicht nur ihm galt.
    Howard erwachte aus seiner Erstarrung, als er durch die Tür hinter seinem Rücken Geräusche hörte und begriff, daß auch Robert sich nicht wieder schlafen gelegt hatte, sondern aufgestanden war und sich anzog. Hastig winkte er Rowlf, mit ihm zu kommen. Aus einem Grund, den er selbst noch nicht ganz begriff, wollte er Robert jetzt nicht sehen.
    Sie gingen die Treppe hinunter. Das Haus war sehr still, denn außer Robert und ihnen beiden schlief wohl noch alles. Aber das würde sich ändern.
    Howard dachte mit sehr gemischten Gefühlen an den Tag, der vor ihnen lag. Mrs. Winden war schon seit einer Woche aufgeregt wie eine Legehenne, die ihr erstes Ei ausbrütet, dachte Howard amüsiert. Jemand, der über die Verhältnisse im Andara-House weniger gut informiert gewesen wäre als er, hätte durchaus glauben können, daß Robert ihr Sohn sei, so sehr bemutterte sie ihn. Und auch Priscylla...
    Howard blieb stehen, runzelte nachdenklich die Stirn und blickte die Treppe hinauf, die sie gerade erst heruntergestiegen waren.
    Etwas an dem Gedanken an Priscylla störte ihn. Aber, zum Teufel, er wußte einfach nicht, was! Das Mädchen war gesund, normal und ein durch und durch liebreizendes Geschöpf. Warum mißtraute er ihr nur? Ein wenig kam er sich vor wie ein Betrüger. Und, ja, es war eine Art Verrat an Robert. Es war...
    »Geh in dein Zimmer zurück, Rowlf«, sagte er ruhig.
    Rowlf blinzelte. Er sah müde aus. Die schweren Tränensäcke unter seinen Augen ließen sein Bulldoggengesicht noch mißmutiger erscheinen, als es ohnehin der Fall war. »Was’n los?« nuschelte er.
    Howard zögerte, lächelte verlegen. »Ich... weiß nicht«, gestand er. »Ich will noch einmal mit Priscylla sprechen.«
    Rowlf riß die Augen auf. »Jetzt?« fragte er entgeistert. »Aber’s is mitten inne Nacht! Die Kleene wird sauer sein.«
    »Kaum«, antwortete Howard lächelnd. »Ich glaube kaum, daß sie sehr ruhig schläft.« Er wurde übergangslos wieder ernst. »Es dauert sicher nicht lange«, fuhr er fort. »Ich... ich bin es Robert einfach schuldig, glaube ich. Geh schon. Ich beeile mich.«
    Rowlf sah ihn zweifelnd an, widersprach aber nicht mehr, sondern schlurfte mit hängenden Schultern in sein Zimmer zurück, während Howard auf Zehenspitzen die Treppen wieder hinaufschlich, damit Robert seine Schritte nicht hörte und sah, was er zu tun im Begriff stand. Howard war sehr sicher, daß Robert sehr wenig Verständnis für sein Handeln aufbrächte. Ihr Verhältnis war seit Priscyllas Rückkehr... ein wenig belastet. Vorsichtig ausgedrückt.
    Aber er hatte Glück. Robert hantierte lautstark in seinem Zimmer herum, als er an der Tür vorüberging, kam aber nicht heraus. Howard erreichte unbehelligt die Treppe, die weiter nach oben führte, und ging weiter. Priscylla bewohnte wieder die Zimmer, in denen sie schon bei ihrem ersten Einzug in Andara-House gelebt hatte; nur daß es diesmal kein Krankenzimmer war, sondern eine sehr behaglich eingerichtete kleine Wohnung. Und daß die Tür nicht von außen verschlossen war.
    Sie war nicht einmal zu.
    Howard blieb einen Moment lang überrascht stehen, als er sah, daß die gepolsterte Tür nur angelehnt war. Dahinter glomm gelbes Lampenlicht. Er hörte gedämpfte Geräusche, ohne sie identifizieren zu können. Priscylla war also ebenfalls schon wach.
    Gut. Das ersparte ihm wenigstens die Peinlichkeit, sie wecken zu müssen. Howard fragte sich ohnehin, was er ihr überhaupt sagen wollte.
    Trotzdem ging er weiter. Er schloß die Tür hinter sich, schon, um wenigstens gewarnt zu sein, sollte Robert doch heraufkommen, sah sich unsicher um und ging schließlich in die Richtung weiter, aus

Weitere Kostenlose Bücher