Der Hexer und die Henkerstochter
konnten. Beim Großen Brand von 1669 machte das Feuer wundersamerweise direkt vor der Kapelle halt. Der Raum kann heutzutage nur im Rahmen einer speziellen Führung besucht werden.
Heiltumsschatz: Andechser Reliquienschatz, der nach der Eroberung der Andechser Burg (siehe dort) zunächst verschollen war. Erst 1388 tauchte er wieder auf, als ein Priester während der Messe eine Maus mit einem Pergamentfetzen im Maul davonhuschen sah. In der Nähe des Altars entdeckte man schließlich unter Steinplatten eine eisenbeschlagene Kiste, in der sich unter anderem das Siegeskreuz Karls des Großen, Teile der Dornenkrone Christi und die Heiligen Drei Hostien befanden.
Jesuitenpulver: Ein fiebersenkendes Mittel, auch Chinarinde oder Fieberrinde genannt. Das Pulver aus der Rinde des Chinarindenbaums ist heute als Chinin bekannt. Die botanische Bezeichnung Cinchona geht angeblich auf die Heilung der Gräfin von Cinchon zurück, die 1639 an Malaria erkrankte und von einem Jesuitenpater geheilt wurde.
Kiental: Waldiges Tal, durch das der Wander- und Wallfahrtsweg hinauf zum Kloster verläuft. Die bekanntesten Routen führen von Herrsching am Kienbach entlang oder am Waldrand über das sogenannte Hörndl. Gehzeit zum Kloster: etwa eineinhalb Stunden.
Klostergarten: Der echte Kräutergarten des Klosters befindet sich westlich hinter der Kirche und ist nicht öffentlich zugänglich. Wer den Klostergarten aus meinem Roman sucht, den muss ich enttäuschen. Es gibt ihn nur in meiner Phantasie.
Macer Floridus: Standardwerk der mittelalterlichen Kräuterheilkunde, im 11. Jahrhundert von dem Benediktinermönch Odo Magdunensis verfasst. Es beschreibt die Heilwirkungen von rund 80 Pflanzen.
Ochsengraben: Graben, der sich einst von der Klosterökonomie bis hinunter ins Kiental erstreckte und vor allem im Dreißigjährigen Krieg als Fluchtweg für Mensch und Tier diente.
Phosphor: Chemisches Element, benannt nach griechisch »phosphoros« für lichttragend. Wurde 1669 durch den deutschen Apotheker und Alchemisten Hennig Brand entdeckt, als dieser bei der Suche nach dem Stein der Weisen Urin eindampfte. Weißer Phosphor leuchtet im Dunkeln und ist sehr leicht entzündlich. Für meinen Roman habe ich die Entdeckung um ein paar Jahre vorverlegt.
Rambeck , Maurus: Andechser Abt von 1666 – 1686 . Sein Bild hängt unter den Porträts der anderen Äbte im Bibliothekssaal des Klosters. Zeitzeugen bezeichneten Rambeck als »lebendige Bibliothek«. Seine Liebe galt der Philosophie, vor allem aber den Sprachen des Orients. Hebräisch war sein Spezialgebiet.
Salzburger Benediktineruniversität: 1622 gegründet, mit der Angliederung an Bayern im Jahr 1810 aufgelassen, 1962 als moderne Universität wiedergegründet. Schon sehr früh wurden hier neben theologischen und philosophischen auch juristische und medizinische Vorlesungen gehalten.
Teufelsfelsen: Ein eigenartig geformter Nagelfluhfelsen im Kiental, im Roman Vorbild für den Eingang zur Höhle der Einsiedlerin (siehe dort) . Das Original heißt im Volksmund »Teufelskanzel«. Es gibt Vermutungen, dass sich dort tatsächlich eine Einsiedlerhöhle befunden hat.
Typhus: Von griechisch »typhos« (Rauch, Nebel). Fieberhafte Infektionskrankheit, hervorgerufen durch verunreinigte Lebensmittel und schlechte hygienische Verhältnisse. Typische Symptome sind eine graugelb belegte Zunge und rötliche Flecken auf Brust und Bauch. Beschrieben erstmals im 16 . Jahrhundert von dem italienischen Arzt Girolamo Fracastoro, der als Wegbereiter der modernen Mikrobiologie gilt.
Unterirdische Gänge: Laut einem Heimatforscher gab es in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts diverse Grabungen, bei denen nahe dem Kloster ein Tunneleingang in zehn Meter Tiefe freigelegt wurde. Darüber hinaus halten sich bis heute Gerüchte über die unterirdischen Gänge der alten Andechser Burg (siehe dort) . Ein Fluchttunnel soll sogar bis zum mehrere Kilometer entfernten Schloss Seefeld geführt haben.
Virgilius: So heißt ein sagenumwobener Zauberer, der in mittelalterlichen Dichtungen immer wieder als Erbauer von Automaten auftaucht. Geht vermutlich zurück auf den römischen Dichter Vergil.
Vorhaut Jesu Christi: Soll laut unbestätigten Gerüchten eine der vielen Andechser Reliquien sein, wird aber auch an anderen Orten der Christenheit vermutet. Glaubt man dem griechischen Gelehrten Leo Allatius (gest. 1661), dann stieg die Heilige Vorhaut mit Jesus zum Himmel empor, wo sie sich in die Saturnringe
Weitere Kostenlose Bücher