Der Hexer von Quin
Sklavenfänger abzuwehren!«
»Wer ist Kukuar? Und wo finden wir ihn?« wollte Casson wissen. »Beim verknoteten Kraken! Mitten in der Nacht entschlüsseln wir die Rätsel des Archipels!«
Hoono stürzte den Inhalt des Bechers herunter und keuchte auf. Dann rief er:
»Ich bin Hoono, der Quine. Quin, das ist diese große Insel hier. Ich bin Diener des mächtigen Kukuar, der uns Quinen vor den Sklavenjägern schützt, seit langer Zeit. Mit zehnmal zehn Jägern flüchteten wir in Booten auf die Insel Daquo.«
Er deutete hinüber zur kleinen Insel, vor der die Kette der schwankenden Lichter schwamm und sich widerspiegelte. Hoono sprach hastig weiter, als müsse er seinen neuen Verbündeten alle seine Gedanken auf einmal öffnen.
»Wir wollten auf Daquo und auch hier auf Quin den Sklavenseglern eine Falle stellen. Dann kamen eure Schiffe und machten unseren Hinterhalt sinnlos, weil die Sklavenfänger ablegten und euch angriffen. Meine Krieger und Jäger – sie werden auch euch für Feinde halten. Sie sind, denke ich, von Daquo geflohen.«
Casson deutete auf die schwarze Wand des Dschungels.
»Dort fanden wir viele tote Zaketer. Deine Leute haben ihre Rohre benutzt.«
Hoono nickte nur. Für ihn schien es eine Selbstverständlichkeit zu sein. Einer der Seefahrer sagte:
»Wir fanden ihn, als er versuchte, am Strand unsere Waffen zu inspizieren. Er wehrte sich wie ein Dämon.« .
Casson erklärte:
»Es muß genug Zeit sein, daß sich alle Männer erholen. Wir werden vor Daquo lauern und hier am Strand. Drei Schiffe, die am besten ausgerüstet und mit lauter gesunden Kriegern bemannt sind, segeln zurück zu den Hoffnungs-Inseln. Aber zuvor will ich noch den mächtigen Feind der Zaketer sprechen.
Hoono! Wir brauchen Fleisch und Früchte. Versuche, deine Jäger zu finden. Sage ihnen, daß wir drei Schiffe versenkt haben. Schont die Rudersklaven der Zaketer. Und laßt mich, beim stinkenden Fisch, bis zum Sonnenaufgang noch schlafen!«
Hoono packte sein Rohr, blies prüfend hindurch und blieb neben dem lodernden Feuer stehen.
»Ich verspreche es!« sagte er stolz. »Es wird schwer sein, euch zu schützen.«
»Nichts ist unmöglich«, brummte Casson, wickelte sich wieder in seinen salzknisternden Mantel und schlief sofort ein.
*
Große, schwarze Nüsse wurden mit Schwertern und Beilen gespalten. Ihr säuerlich-süßer Saft stillte den Durst, kräftigte und ließ die Wunden schneller heilen. Hoono und zwei seiner Jäger, die sich aus dem Wald herausgewagt hatten, zeigten den Logghardern, wie man Fett aus Pflanzenschoten preßte und in die Haut rieb. Nacheinander kamen die Orhaken aus dem Schiffsbauch und wurden von ihren Reitern gebändigt; nach der langen Reise im Dunkel waren sie wild und unberechenbar. An vielen Feuern drehten sich Braten und Spieße, die voller Fleischstücke, bestimmten Lauchknollen und Würzkräutern steckten. Die Seefahrer schnitten Haar und Bärte mit ihren Dolchen.
Andere säuberten die Schiffe, flickten Segel und spleißten Tauwerk. Im Wind flatterten die Segel und die Fahnen mit dem Symbol der roten Sonne. Die Stunden vergingen, ohne daß Angriffe erfolgten.
Luxon, Hrobon und Hoono kletterten auf eine bewachsene Felsnase im Süden der weiten Bucht.
»Berichte mir mehr über Quin und jenen Zauberer«, bat der falsche Salamiter. Von ihrem hochgelegenen Platz hatten sie einen hervorragenden Blick auf die Flotte zwischen den Inseln, den Strand und die beiden Schiffe. Um Material zu bekommen, plünderten die Loggharder den Sklavensegler. Mit den stumpfsinnig gehaltenen Ruderern hatten sie ihre liebe Not.
»Er ist der Herrscher über Quin. Für uns ist er wie ein Gott. Wir gehorchen ihm.«
»Deute ich deinen gesträubten Bart richtig?« fragte Hrobon sarkastisch. »Oder willst du tatsächlich den König der Inseln suchen?«
»Besuchen will ich ihn«, knurrte Casson. »Hoono wird mich führen.«
»Es wird für euch ein langer, beschwerlicher Weg durch tausend Gefahren!« warnte der hochgewachsene Krieger. »Es ist sicher, daß Kukuar die Zaketer haßt. Ich weiß nicht, warum.«
Seine beiden Krieger waren wieder im Dschungel verschwunden. Sie würden versuchen, den Jägern wichtige Nachrichten zu bringen – daß diese Fremden keine Feinde waren!
»Wie kommen wir zum Zauberer?« fragte Hrobon. Hoono, der Quine, betrachtete den Heymal noch immer mit Argwohn. Jetzt aber zeigte er auf die dünnen Wolken im fernen Innern der Insel.
»Ich werde deinem Schiff den Weg zum Flußdelta zeigen. Es
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