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Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Yzinda öffnete die Augen und blickte die Männer vor ihr verwirrt an.
    »Das… das Dritte Auge. Das Böse! Alles Unheil kommt vom Dritten Auge!« rief Hoono unterdrückt. Casson packte seinen Arm mit eisernem Griff.
    »Wer sagt das?«
    »Der Zauberer Kukuar lehrt es uns.«
    Casson stellte sich nach einem schnellen Sprung mit ausgebreiteten Armen vor die Coltekin. Hoonos Augen waren weit aufgerissen, er glich in diesen Augenblicken einem Jäger, der rasend vor Wut war. Er warf sich ein zweitesmal vorwärts und wurde von Casson festgehalten.
    »Töte sie, Casson!«
    »Ich habe keine Veranlassung dazu!« versuchte Casson ruhig zu erwidern. »Kukuar irrt! Yzinda ist ohne Falsch. Sie weiß nichts und ist nicht imstande, uns zu schaden.«
    »Ich verlange ihren Tod! Ich brauche deinen Beweis, daß du nicht mit den verfluchten Sklavenjägern im Bunde bist. Ihr Tod ist der Beweis!«
    Casson versuchte, die unerträgliche Spannung zu mildern. Seine Männer kamen schnell und lautlos, Waffen und tödliche Werkzeuge in den Fäusten, hinter Hoonos Rücken zusammen. Schnell drehte Casson den Kopf und zischte im Befehlston:
    »Weg! Schnell! Unter Deck, Yzinda!«
    Sie sprang auf, warf erschrockene Blicke auf den Jäger und die Loggharder und huschte zum Niedergang. Der Ausdruck besinnungsloser Wut wich aus dem Gesicht des jungen Mannes.
    »He!« sagte Casson. »Komm zu dir, Hoono. Sie wird uns auf der Reise zu deinem Herrscher begleiten. Sie wurde als ahnungslose, kranke Sklavin von jenen Zaketern mitgebracht, die unser Heiligtum stahlen. Sie ist keine Gefahr, schon gar nicht für einen mutigen, starken Jäger wie dich!«
    Hoono schüttelte seinen Kopf und versuchte, seiner Verwirrung Herr zu werden.
    »Dein Weib?« fragte er. »Mit dem Dritten Auge? Unheil geht davon aus, Böses kommt davon, glaube mir, Casson aus dem Osten. Ich muß mich fügen, denn ihr seid mächtig. Aber bringe sie niemals mehr unter meine Augen. Ich kann nicht an mich halten.«
    Casson wußte, daß in diesen Augenblicken die Ruhe der vergangenen Tage für ihn vorbei war. Er setzte sich schwer auf die unterste Stufe des Niedergangs, bedeutete seinen Leuten, wieder an ihre Arbeit zu gehen, und sagte sarkastisch:
    »Nein, nicht mein Weib, obwohl mich ihr Körper in Versuchung führt. Ich sorge dafür, daß du von ihr ferngehalten wirst, Hoono. Aber, noch einmal: es kommt nichts Böses von ihr. Ihr Geist ist verwirrt, mußt du wissen.«
    Hoono senkte den Kopf.
    »Wann willst du aufbrechen?« murmelte er schließlich. Mit leichter Verwunderung sah Casson, daß sein Körper schweißbedeckt war. Furcht und Wut waren also nicht gespielt. Wieder ging sein Blick zu dem kleinen Boot, dessen hochragendes Heck hinter den Brandungswellen verschwand und sich wieder darüber hob. Inzwischen waren die Loggharder darauf aufmerksam geworden und ruderten den Fremden entgegen.
    »Ein Kanu von uns«, sagte Hoono. Casson bat ihn:
    »Steige ins Boot und laß dich zu ihnen rudern. Sage ihnen, daß wir Verbündete sind.«
    Wortlos sprang der Jäger auf, riß den Dolch aus den Planken und schwang sich über Bord. Mit dem starken Gefühl kommenden Unheils kletterte Casson hinunter und fand Yzinda. Sie war auf ihrem Lager ausgestreckt. Ihre Schultern zuckten. Als er sie schweigend herumdrehte, starrte er in ihr tränenüberströmtes Gesicht. Sie klammerte sich an seine Schultern und stieß aufgeregt hervor:
    »Das Wissen… tief in mir. Ich spüre… die Neue Flamme… Flamme des Lichtboten…«
    »Ein Tag der unerwarteten Wunder«, murmelte er ungläubig. »Beruhige dich Yzinda. Ich bin bei dir.«
    Die Worte sprudelten, halb unverständlich, förmlich von ihren Lippen. Die Coltekin sprach, als ob ein rasendes Fieber sie schüttelte. Aber Casson-Luxon verstand mit einiger Phantasie, was sie ihm sagen wollte.
    »Ich fühle, daß die Flamme des Lichtboten ihr Ziel erreicht hat. Es ist der Berg des Lichts.«
    »Woher hast du diese Ahnungen?«
    Sie gab keine Antwort auf diese Frage und fuhr mit keuchender Stimme fort. Ihr Körper strahlte eine unerklärliche Hitze aus. Mitleid und Bedauern überschwemmten den Shallad. Er hörte:
    »Ich bin froh darüber, denn vielleicht schieben die Zaketer ihren Kriegszug auf. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Für Logghard ist es ein großer Verlust, den ich bedaure, glaube mir, Luxon! Aber vielleicht beflügelt das Wunder der Flamme auch die Zaketer. Niemand vermag dies mit Sicherheit zu sagen.«
    »Immerhin kann ich mir vorstellen, daß neues Chaos in

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