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Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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fast ohne Verluste. Vierhundert Schiffe lagen dort schließlich vor Anker. Casson, der Vertreter Luxons, gestattete sich und der Flotte nur einen kurzen Aufenthalt, ordnete die Umstände und versprach, einige Tage nach dem Start der drei Späherschiffe mit einer größeren Flotte nachzukommen. Varamis, der Magier aus Logghard, beruhigte Sharn, Er’Kan und Ergyse, sie würden nicht bis zum Ende der Welt und zu den unvorstellbaren Schrecklichkeiten segeln. Sie würden weit davor Inseln, Wunder unter der heißen Sonne und schließlich das Zaketerreich finden. Die Krieger und Kapitäne, die Schiffer, Ruderer und Steuermänner sahen den struppigen Magier aus großen Augen an und dachten sich ihr Teil. Aber sie zeigten keine Furcht, als sie ablegten.
    Jeder von ihnen wußte, ohne daß man es ihnen lange gesagt hatte, daß es um den Shallad und das Shalladad ging. Luxons Regierung, auf deren Erfolge in Gerechtigkeit und Wohlstand die Menschen hofften, war in größter Gefahr. Das Zeichen der Macht, das Logghard auszeichnete, die Neue Flamme, war verschwunden und, womöglich, gestohlen von Quaron aus dem Zaketerreich.
    Jeder einfache Seemann würde darum kämpfen, dieses Symbol der Lichtwelt zurückzuerobern!
    Aber bis es soweit war, würden die Kiele vieler Schiffe zerbrochen und unzählige brave Männer gestorben sein.
    Ergyse schwor sich, daß die Stolz von Logghard auf keinen Fall dazu gehören würde.
    Ruhig segelten sie weiter. Die Männer aßen rohen Fisch und leerten die letzten Krüge, in denen schauerlich schmeckendes Bier und salziger Wein waren. Die Insel und dahinter ein silberner Streifen wurden deutlicher. Längst war das Schiff vor ihnen hinter der Insel verschwunden.
    Im Näherkommen löste sich die Uferlinie auf. Die Stolz von Logghard ließ an Steuerbord einige Felsriffe vorüberziehen und passierte zwei kleinere Eilande, steuerte auf eine Bucht zu, vorbei an einer weiteren Insel oder der weit vorspringenden Landzunge einer weitaus größeren Inselmasse – Ergyse folgte seinem Freund Sharn.
    Das Segel flatterte. Knarrend schoben sich die Riemen ins Wasser und bewegten sich. Das Schiff wurde langsam auf die Bucht zu gerudert, wo die Splitterfelsen sich bereits um die Ankertaue drehte.
    Die Sonne hatte ihren höchsten Stand noch nicht erreicht. Eine letzte Welle schob das Schiff ins ruhige Wasser. Ein Halbkreis aus großen Bäumen umgab die Bucht mit ihrem sandigen Strand. Wieder dröhnte das Horn des ersten Schiffes. Die Männer sprangen bewaffnet über Bord, zogen eine Landleine mit sich und rannten auf die Einkerbung rechts des Strandes zu. Dort mündete ein Wasserlauf ins Meer.
    »Wir ankern backbords der Splitterfelsen! « s chrie Ergyse. »Nehmt Feuerstein und Zunder mit! Und Krüge. Wir haben es geschafft!«
    Der Ankerstein kippte über Bord, die Trossen spannten sich, und der Kiel schrammte leicht über den Sand. Vom Waldrand, an dem die Quelle klaren Wassers zutage trat, ertönten Schreie und Plätschern. Die Männer packten ihre Waffen und kletterten ins Wasser. Die schrecklichen Nächte und Tage schienen vergessen, als sie den heißen Sand betraten, sich kurz umsahen und zur Quelle rannten. Ihre Kameraden schlugen Früchte von den Ästen, scheuchten Tiere auf und erlegten sie mit Pfeilschüssen.
    Ergyse stützte sich schwer auf die Reling und sagte zum Steuermann:
    »Hoffentlich wimmelt die Insel nicht von Eingeborenen. Ich bin unruhig.«
    »Ohne Wasser und mit leeren Magen können wir nicht kämpfen«, knurrte der Steuermann und rumpelte den Niedergang hinunter. Bewaffnet kam er wieder herauf, deutete nach Osten und lachte.
    »Die Doppelaxt und Er’Kan. Wir können uns gegen die Eingeborenen wehren, wenn es sein muß, Käptn!«
    »Es beruhigt mich ein wenig. Gehen wir!«
    Als ob der Augenblick, in dem die Sohlen der erschöpften Männer den Boden berührten, ihre letzten Lebensgeister wieder weckte, gingen die Männer schnell und diszipliniert ihren Aufgaben nach. Ein Feuer aus schnell zusammengetragenem Treibholz wurde entzündet und schickte eine dicke Rauchwolke schräg in den sonnigen Himmel. Auch das dritte Schiff warf Anker. Die Loggharder taumelten ans Ufer und wurden von ihren zerlumpten Kameraden mit Krügen voller Quellwasser und mit frischen Früchten empfangen.
    Für die nächsten Stunden waren Düsterzone, Geschwüre, Hunger, Durst und Entbehrungen vergessen. Über den Feuern drehten sich Braten, mit Kräutern gespickt und mit Salzwasser eingestrichen. Beeren und saftige Früchte

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