Der Hexer von Sunnydale
echt?"
„Wenn du 'nen Schnurrbart haben willst", schlug Buffy vor, „solltest du dir lieber die Haare in der Nase länger wachsen lassen."
„Das würde stinken", klagte Xander und latschte den Mädchen voraus. „Ich werd ihn wahrscheinlich wieder abrasieren, aber ihr könnt ihn mir ja noch lassen, bis die Schule wieder anfängt, okay?"
„Okay", schmunzelte Buffy. „Wir wollen uns ja nicht in irgendwelche Haare geraten."
Stirnrunzelnd sah Willow sie an. „Warum wollen Männer bloß Haare im Gesicht haben?" „Weil sie im Grunde Wilde sind", gab Buffy achselzuckend zur Antwort. „Tief, tief innen, unter dem ganzen Deo und Aftershave, sind die meisten von ihnen Wilde, die in 'ner Höhle schlafen und sich lausen wollen."
„Aber Xander ist doch kultiviert", sagte Willow hoffnungsvoll. „Er wird sich doch nicht so einen Pelz im Gesicht wachsen lassen, oder? Ich hab einfach Angst vor Dingen, die zu haarig sind."
Buffy zuckte zusammen. Die feinen Härchen auf ihrem Nacken hatten sich aufgestellt - Willows Bemerkung hatte ihnen offensichtlich gar nicht gefallen. Irgendwie war sie auch verkrampft - der nächste Vollmond nahte. Aber daran zu denken hatte sie nun gar keine Zeit, denn das Kribbeln ihrer Nackenhärchen ließ nicht nach.
Sie wußte, daß sie alle in tödlicher Gefahr schwebten. Aber woher drohte die Gefahr? Und von wem? Instinktiv verlangsamte sie ihre Schritte und ging in die Hocke. Plötzlich brach eine Horde wilder Tiere aus einem der Vorgärten und kam mit einem Ruck vor Xander zu stehen. Mit einem erstickten Schrei sprang der tapfere Held mit seiner neu erworbenen Manneszierde zurück und brachte sich hinter Buffy in Sicherheit. Während die Freunde sich hinter der Jägerin aufstellten, bildete das Rudel allmählich einen Kreis um sie. Die Bewegungen der Tiere erinnerten Buffy an Hyänen, mit denen sie einmal im Zoo konfrontiert gewesen war. Doch diese Wesen sahen eher wie Hunde aus. Dann ging ihr plötzlich auf, was sie waren - Kojoten.
Sie hatte an ihrem früheren Wohnort Los Angeles oft genug Kojoten in den Hügeln gesehen - wenn sie im Griffith Park ritt oder in der Nähe des Dodger Stadium spazieren ging - aber immer nur aus der Entfernung. Noch nie hatte sie ein Rudel Kojoten so hautnah gesehen. Erschreckend.
Es waren ungefähr fünfzehn dürre, abgerissene Kreaturen mit räudigem Fell und unruhigen Augen. Müde hingen die Zungen aus den langen Schnauzen mit den scharfen Zähnen. Die Tiere hechelten, als seien sie weite Strecken gerannt. In den wachsamen Augen erkannte Buffy Verschlagenheit und Intelligenz. Sie wußte, daß sie selbst auch wachsam bleiben mußte, aber sie konnte kaum Angst empfinden - weil die Biester so sehr wie Hunde aussahen. Na ja, Hunde, die dringend mal gebadet und getrimmt werden müßten. 'ne ordentliche Schlammpackung würde auch nichts schaden.
Keines der Tiere konnte ihr in die Augen schauen - bis auf einen alten grauen Kojoten mit wässrigen gelben Augen. Er starrte sie mit einer Weisheit an, die aus uralter Zeit zu stammen schien.
Um seine anfängliche Feigheit zu überspielen, stolzierte Xander auf die dürren Raubtiere zu. „Hey Mann, das sind doch bloß Kojoten. Schschsch! Weg mit euch!"
Ein paar der räudigen Gesellen wichen etwas zurück, doch die anderen entblößten ihre langen Fangzähne.
„Xander, laß sie in Ruhe!" befahl Buffy, die immer noch in Kampfhaltung verharrte. „Fang keinen Streit an!"
„Ach, hör mal, das sind doch bloß Kojoten. Du bist neu in der Stadt, aber wir haben die schon immer hier gesehn." „Hah!" machte Buffy verächtlich. „Ich hab in Los Angeles auch jede Menge Kojoten gesehen. Die hier sehen zwar normal aus, aber irgendwas ist unheimlich an ihnen."
Sogar Willow spottete über Buffys Furcht: „Er hat recht, Buffy. Es ist zwar ungewöhnlich, daß sie so nah rankommen, aber zu dieser Jahreszeit kommen die Kojoten immer aus den Hügeln in die Stadt und suchen nach Wasser."
Als habe es einen lautlosen Befehl vernommen, wirbelte das Rudel elegant auf den Hinterläufen herum und sprang davon. Das freudige, hohe Gebell der Tiere klang wie die Schreie einer marodierenden Räuberbande in einem alten John-Wayne-Film. In Sekundenschnelle waren die meisten Tiere um die Ecke verschwunden.
„Guck mal, was für Angsthasen!" rief Xander und schlug sich stolz auf die Brust. „Ja, macht nur, daß ihr fortkommt!" brüllte er hinter den Kojoten her.
Der alte Kojote mit den seltsamen Augen hielt vor der Ecke an und blickte zu
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