Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
Vom Netzwerk:
Vater und Großvater gezähmt war. Es war eine Rasse langlebiger Zaubervögel, und diese hier könnte eine von denen sein, die damals schon lebten, vor bald zweihundert Jahren. Die Menschen von Thal verstanden früher ihre Sprache und ließen sie mit Botschaften zur Seestadt und anderswohin fliegen.«
    »Na, dann hat sie jetzt Neuigkeiten genug, die sie dort hinbringen kann, wenn sie darauf aus ist«, sagte Bilbo, »nur glaube ich nicht, dass es dort noch Leute gibt, die sich mit der Drosselsprache befassen.«
    »Was ist denn nun passiert?«, riefen die Zwerge. »Fang endlich an zu erzählen!«
    Also erzählte ihnen Bilbo, woran er sich erinnern konnte, und er gestand auch, dass er das unbehagliche Gefühl hatte, der Drache könnte aus seinen Rätseln zu viele richtige Schlüsse gezogen haben, da er ja auch noch die Lager und die Ponys gesehen hatte. »Ich bin sicher, er weiß, dass wir aus der Seestadt gekommen sind und von dort Unterstützung hatten; und ich habe das grässliche Gefühl, dass er als Nächstes in dieser Richtung etwas unternehmen könnte. Hätte ich doch um alles in der Welt nichts von einem Fassreiter gesagt – da kann in dieser Gegend ja selbst ein blindes Kaninchen nur an die Menschen vom See denken!«
    »Lass gut sein, das ist nicht zu ändern! Es ist schwer, sich nicht zu verplappern, wenn man mit einem Drachen redet – jedenfalls habe ich das schon oft gehört«, sagte Balin, um ihn zu trösten. »Wenn du mich fragst: Ich finde, du hast dich sehr gut gehalten. Immerhin hast du eine sehr nützliche Sache herausgefunden und bist mit dem Leben davongekommen, und das kann nicht jeder von sich sagen, der einmal mit Smaug oder seinesgleichen geredet hat. Zu wissen, dass der alte Wurm ein Loch in seiner Diamantenweste hat, könnte noch ein großes Glück sein.«
    Damit nahm das Gespräch eine andere Wendung, und sie begannen über die historischen, mythischen und umstrittenen Fälle von Drachentötung zu diskutieren, über die verschiedenen Arten von Stichen, Stößen, Finten und Körpertäuschungen und über allerlei Kunstgriffe, Methoden und Strategien, die dabei angewandt wurden. Einen schlummernden Drachen zu überraschen war nach herrschender Meinung nicht so leicht, wie es sich anhörte, und beim Versuch, ihn im Schlaf zu erstechen oder zu verwunden, war ein katastrophaler Misserfolg noch wahrscheinlicher als beim kühnen Frontalangriff. Die ganze Zeit, während sie redeten, hörte die Drossel ihnen zu, bis sie schließlich, als die Sterne hervorkamen, still die Flügel ausbreitete und davonflog. Und die ganze Zeit, während sie redeten und die Schatten länger wurden, fühlte sich Bilbo immer unbehaglicher und bekam immer mehr Vorahnungen.
    Zuletzt unterbrach er sie. »Ich bin sicher, wir sitzen hier auf keinem guten Platz«, sagte er, »und ich sehe auch keinen Grund, hier zu bleiben. Das schöne grüne Gras hat der Drache versengt, außerdem ist es schon Nacht, und es wird kalt. Aber ich spür es in den Knochen, dass dieser Platz noch einmal angegriffen wird. Smaug weiß jetzt, wie ich in seine Halle heruntergekommen bin, und ihr könnt ihm zutrauen, dass er erraten wird, wo das andere Ende des Tunnels ist. Er wird diese ganze Seite des Berges kurz und klein schlagen, wenn nötig, um uns den Eingang zu versperren. Und wenn wir dabei zermalmt werden, ist ihm das nur umso lieber.«
    »Du bist heute ein Schwarzseher, Bilbo Beutlin!«, sagte Thorin. »Warum hat Smaug nicht den unteren Eingang versperrt, wenn ihm so viel dran liegt, uns fernzuhalten? Das hat er bisher nicht getan, sonst hätten wir es gehört.«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht – weil er zuerst noch einmal versuchen wollte, mich in die Falle zu locken, nehme ich an, und jetzt vielleicht, weil er damit warten will bis nach der Jagd heute Nacht, oder weil er sein Schlafzimmer nicht beschädigen will, wenn er’s vermeiden kann – aber mir wär es lieber, ihr würdet jetzt nicht diskutieren. Smaug wird jetzt jeden Moment hervorkommen, und unsere einzige Chance ist dann, rechtzeitig im Tunnel zu sein und die Tür zu schließen.«
    Es war ihm offenbar so ernst damit, dass die Zwerge schließlich taten, was er wollte; nur mit dem Schließen der Tür zögerten sie noch: Es schien eine Verzweiflungstat zu sein, denn keiner wusste, ob oder wie sie von innen wieder zu öffnen wäre, und den Gedanken, an einem Ort eingeschlossen zu sein, von dem der einzige Ausweg durch das Schlafzimmer des Drachen führte, fanden sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher