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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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verlockend. Außerdem schien alles ruhig zu sein, sowohl draußen als auch unten im Tunnel. Längere Zeit saßen sie darum drinnen nicht weit von der halboffenen Tür und redeten weiter.
    Das Gespräch kam auf die bösen Worte, die der Dracheüber die Zwerge gesagt hatte. Bilbo wünschte sich, er hätte sie nie gehört. Konnte er ganz sicher sein, dass die Zwerge vollkommen aufrichtig waren, wenn sie nun behaupteten, überhaupt noch nie bedacht zu haben, was dann wäre, wenn sie den Schatz erst gewonnen hätten? »Wir wussten, dass es ein riskantes Unternehmen ist«, sagte Thorin, »und das wissen wir immer noch; und ich glaube immer noch, wenn es uns gelungen ist, wird es früh genug sein, zu überlegen, was wir mit dem Schatz anfangen. Was deinen Anteil betrifft, Bilbo Beutlin, so versichere ich dir, dass wir dir mehr als dankbar sein werden und dass du dir dein Vierzehntel aussuchen kannst, sobald wir etwas zu verteilen haben. Es tut mir leid, dass du wegen des Transports Bedenken hast, und, zugegeben, die Schwierigkeiten sind beträchtlich – die Länder werden nicht sicherer im Laufe der Zeit, eher das Gegenteil –, aber wir werden für dich tun, was wir können, und auch unseren Teil zu den Kosten beitragen, wenn es so weit ist. Glaub es mir, oder glaub es nicht!«
    Von da aus wandte sich das Gespräch dem großen Hort selbst zu und den Gegenständen, an die Thorin und Balin sich erinnerten. Sie fragten sich, ob sie alle noch unbeschädigt dort unten in der Halle lägen: Die Speere, die einst für das Heer des großen Königs Bladorthin (er war schon lange tot) geschmiedet wurden, jeder mit dreifach gehärteter Spitze und mit kunstvollen Einlegearbeiten aus Gold in den Schäften, aber niemals abgeliefert oder bezahlt; Schilde für längst verblichene Krieger; Thrors großer Goldpokal, zweihenklig, gehämmert und graviert mit Vögeln und Blumen, deren Augen und Blütenblätter aus Juwelen bestanden; Panzerhemden, vergoldet, versilbert und undurchdringlich; das Halsband Fürst Girions von Thal, bestehend aus fünfhundert grasgrünen Smaragden, das der Fürst für die Rüstung seines ältesten Sohnes hergegeben hatte, ein Panzerhemd aus engverschlungenen Ringen, wie es noch nie zuvor geschmiedet worden war, denn es war von reinem Silber, doch von der Festigkeit dreifach gehärteten Stahls. Das Kostbarste von allem aber war der große weiße Edelstein, den die Zwerge unter den Wurzeln des Berges gefunden hatten, das Herz des Berges, Thrains Arkenstein.
    »Der Arkenstein, der Arkenstein!«, murmelte Thorin im Dunkeln, halb träumend, das Kinn auf den Knien. »Er war wie eine Kugel mit tausend Facetten; er leuchtete wie Silber im Feuerschein, wie Wasser in der Sonne, wie Schnee unter den Sternen, wie Regen bei Mondlicht!«
    Aber von Bilbo war der Zauber, der ihn den Schatz hatte begehren lassen, abgefallen. Die ganze Zeit, während sie redeten, hörte er nur halb zu. Er saß gleich neben der Tür, das eine Ohr gespitzt nach Geräuschen von draußen, um jedes gleich im Anflug zu erkennen, mit dem anderen über das Gemurmel der Zwerge hinweg nach leisen Echos aus dem Tunnel horchend.
    Die Dunkelheit wurde dichter, und er wurde immer nervöser. »Schließt doch bitte die Tür!«, bat er die Zwerge. »Mir geht die Angst vor diesem Drachen durch Mark und Bein. Diese Stille gefällt mir noch weniger als sein Krawall letzte Nacht. Schließt die Tür, bevor es zu spät ist!«
    Etwas in seiner Stimme machte auch die Zwerge nervös. Langsam löste sich Thorin aus seinen Träumen, stand auf und stieß den Stein weg, der die Tür offen hielt. Dann drückten sie gegen die Tür, und sie schloss sich mit einem lauten, schnappenden Ton. Innen war keine Spur von einem Schlüsselloch. Sie hatten sich in den Berg eingeschlossen!
    Und keinen Augenblick zu früh. Kaum waren sie ein Stück weit in den Tunnel hineingegangen, als ein Schlag gegen den Berghang krachte, wie der Aufprall eines von Riesen geschwungenen Rammbocks aus Eichenstämmen. Der Fels dröhnte, die Wände knackten, und von der Decke fielen Steine auf sie herab. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätten sie die Tür noch offen gelassen. Sie flüchteten weiter in den Tunnel hinab, froh, dass sie noch am Leben waren, und hörten, wie Smaug draußen tobte und wütete. Er schlug Felsen in Stücke, zerschmetterte Wände und Klippen mit den Peitschenhieben seines gewaltigen Schwanzes, bis ihr kleiner oberer Lagerplatz mit dem verbrannten Gras, dem Drosselstein und den

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