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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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wie unterirdischer Donner, fort aus seinem tiefen Nest, durch die große Tür in die breiten Gänge des Bergpalastes hinaus und aufwärts zum Vordertor.
    Den ganzen Berg abzusuchen, bis er den Dieb erwischt, zerfetzt und in den Boden gestampft hätte, war sein einziger Gedanke. Er kam aus dem Tor, und das Wasser des Flusses stieg in einer schrill pfeifenden Dampfsäule auf. Glühend erhob er sich in die Luft und landete, grüne und scharlachrote Stichflammen werfend, auf dem Gipfel des Berges. Die Zwerge hörten das gewaltige Brausen seines Fluges und drückten sich an die Felswände um die kleine Grasterrasse,duckten sich unter Felsbrocken, in der Hoffnung, den furchtbaren Augen des jagenden Drachen irgendwie zu entgehen.
    Dort hätte er sie alle erwischt, wenn Bilbo nicht gewesen wäre – wieder einmal! »Schnell, schnell!«, rief er keuchend. »Die Tür! In den Tunnel! Hier sind wir nicht sicher.«
    Diesen Worten Folge leistend, wollten sie eben hineinschlüpfen, als Bifur aufschrie: »Meine Vettern, Bombur und Bofur – wir haben sie vergessen, sie sind unten im Tal!«
    »Sie werden getötet, und unsere Ponys auch, und alle unsere Vorräte sind wir dann los!«, jammerten die anderen. »Wir können nichts tun.«
    »Unsinn!«, sagte Thorin, sich seiner Würde erinnernd. »Wir dürfen sie nicht im Stich lassen. Bilbo Beutlin und Balin, ihr geht in den Tunnel, Kili und Fili auch – der Drache soll uns nicht alle kriegen! Aber ihr andern – wo sind die Seile? Macht schnell!«
    Dies waren wohl die schlimmsten Augenblicke, die sie bis jetzt überstanden hatten. Smaugs Toben und Wüten hallte aus den hochgelegenen Felsmulden wider; jede Sekunde konnte er herabgestoßen kommen oder sie bei einer Runde um den Berg entdecken, während sie am Rand der steilen Klippe standen und wie verrückt an den Seilen zogen. Bofur kam oben an, und noch war alles ruhig. Dann kam Bombur, keuchend und schnaufend, und die Seile knirschten, aber immer noch war alles ruhig. Manche Werkzeuge und Bündel mit Vorräten kamen auch noch herauf. Und dann wurde es gefährlich.
    Ein schwirrendes Geräusch kam näher. Ein roter Lichtschein fiel auf die Felsspitzen. Der Drache.
    Ihre Bündel hinter sich herziehend und -schleifend, hatten sie kaum Zeit, in den Tunnel zu flüchten, als Smaug vonNorden herangebraust kam und die Berghänge mit Flammen bestrich. Sein gewaltiger Flügelschlag hörte sich an wie ein brüllender Sturm. Sein heißer Atem verbrannte das Gras vor der Tür, schlug durch den Spalt herein, den sie offengelassen hatten, und versengte einige, die dort lagen. Flammen loderten auf, und schwarze Felsschatten tanzten wild umher. Dann wurde es wieder dunkel, als er weiterflog. Die Ponys wieherten vor Entsetzen, zerrissen ihre Seile und galoppierten in Panik davon. Der Drache drehte eine Kurve und stieß ins Tal hinab, um sie zu verfolgen. Er war fort.
    »Das wird das Ende unserer armen Tiere sein«, sagte Thorin. »Niemand kann Smaug entkommen, wenn der ihn einmal gesehen hat. Da sitzen wir also! Wir werden hier bleiben müssen, es sei denn, jemand hat Lust, die vielen Meilen durchs offene Gelände bis zum Fluss zurückzulaufen, während Smaug durch die Gegend streift.«
    Es war kein verlockender Gedanke. Sie krochen tiefer in den Tunnel hinab, und obwohl es warm und stickig war, lagen sie dort und zitterten, bis ein blasser Morgenschimmer durch den Türspalt zu sehen war. Die ganze Nacht hindurch hörten sie ab und zu das brausende Fluggeräusch, wie es näher kam und vorüberzog. Der Drache kreiste immer noch um die Berghänge.
    An den Ponys und an den Lagerspuren, die er entdeckte, erkannte er, dass Menschen vom See den Fluss heraufgekommen sein mussten und von dem Tal aus, wo die Ponys gestanden hatten, den Berghang erstiegen hatten; aber die geheime Tür war seinem Blick entgangen, und die kleine, von hohen Felswänden umschlossene Nische hatte seine heißesten Flammen abgehalten. Lange hatte er vergeblich gejagt, bis der Morgen seinen Zorn abkühlte und er auf seingoldenes Bett zurückkehrte, um zu schlafen – und neue Kraft zu schöpfen. Den Diebstahl aber würde er nie vergeben und vergessen sein lassen, und wenn er in tausend Jahren darüber zu einem schwelenden Stein werden sollte: Er konnte warten! Ganz still und langsam kroch er wieder in sein Lager und schloss die Augen, aber nur halb.
    Gegen Morgen erholten sich die Zwerge von ihrem Schreck. Sie sahen ein, dass dergleichen Gefahren nun einmal nicht zu vermeiden waren,

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