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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Erstaunen, seit Menschen der Sprache verlustig gingen, die sie einst von den Elben erlernten, als die Welt noch voller Wunder war.Bilbo hatte schon allerlei von Drachenhorten singen und sagen gehört, aber die Pracht und der Glanz eines solchen Schatzes und die Begierde, die er zu wecken vermochte, waren ihm nie so ganz aufgegangen. Nun war sein Herz durchdrungen und verzaubert von demselben Verlangen, das auch die Zwerge erfüllte, und er starrte regungslos, den furchtbaren Hüter fast vergessend, auf das aller Zählung spottende Gold.
     
    Eine Ewigkeit, wie es ihm schien, stand er so da, bis er sich, fast gegen seinen Willen angezogen, aus dem Schatten des Eingangs löste und bis zum Rand des nächsten Schatzhaufens schlich. Nahezu über ihm lag der Drache, furchtbar noch im Schlaf. Mit einem ängstlichen Seitenblick aufwärts griff er nach einem großen zweihenkligen Pokal, so schwer, dass er ihn eben noch tragen konnte. Smaug zuckte mit einem Flügel, öffnete eine Klaue, und sein dröhnendes Schnarchen wechselte den Ton.
    Da ergriff Bilbo die Flucht. Aber der Drache erwachte nicht – noch nicht –, sondern ging nur zu anderen Träumen von Begierden und Gewalttaten über. Er blieb liegen in seinem gestohlenen Palast, während der kleine Hobbit sich durch den langen Tunnel zurückschleppte. Sein Herz klopfte wild, und die Beine zitterten ihm noch fieberhafter als schon beim Abstieg, aber immer noch hielt er den Pokal in den Händen, und sein einziger Gedanke war: »Ich hab’s geschafft! Sollen sie mal sehen! ›Mehr wie ein Krämer als wie ein Meisterdieb‹ – von wegen! Solche Sprüche werden ihnen jetzt vergehen.«
    Und so war es. Balin war überglücklich, den Hobbit wiederzusehen, und seine Überraschung war mindestens sogroß wie seine Freude. Er hob Bilbo hoch und trug ihn ins Freie hinaus. Es war Mitternacht, und Wolken verdeckten den Sternenhimmel, aber Bilbo lag keuchend und mit geschlossenen Augen im Gras und schlürfte die frische Luft in sich hinein, fast ohne die Zwerge zu beachten, die ihm vor Begeisterung auf die Schultern klopften und sich mitsamt all ihren Nachkommen auf Generationen hinaus zu seinen ergebensten Dienern erklärten.
     
    Immer noch ließen die Zwerge den Pokal von Hand zu Hand gehen und sprachen voll Entzücken von der Wiedergewinnung ihres Schatzes, als ein tiefes Grollen im Berg erwachte, wie wenn ein alter Vulkan sich entschlossen hätte, wieder einmal auszubrechen. Die Tür hinter ihnen stand dicht angelehnt, mit einem in den Spalt geklemmten Stein, der verhinderte, dass sie zufiel, aber durch den langen Gang hallte aus den Tiefen des Berges ein Brüllen und Stampfen herauf, das den Boden unter ihren Füßen erzittern ließ.
    Die Freude und die zuversichtlichen Prahlereien, in denen sie eben noch geschwelgt hatten, waren vergessen. Ängstlich zogen sie die Köpfe ein. Smaug war auch noch da. Ein lebendiger Drache in der näheren Umgebung kann die schönsten geschäftlichen Kalkulationen über den Haufen werfen. Drachen wissen zwar mit all ihrem Besitz nicht viel anzufangen, aber in der Regel kennen sie ihn auf Mark und Pfennig, besonders wenn sie schon lange darauf sitzen; und Smaug war keine Ausnahme. Er war aus einem unbehaglichen Traum (in dem ein Krieger, der Größe nach harmlos, aber sehr mutig und mit einem bissigen Schwert, eine sehrstörende Rolle spielte) in den Halbschlaf übergegangen und aus dem Halbschlaf nun in einen hellwachen Zustand. Ein fremder Geruch war in seiner Höhle. Etwa ein Luftzug aus dem kleinen Loch da? So klein es auch war, er war nie ganz damit einverstanden gewesen, und nun glotzte er es argwöhnisch an und wunderte sich, dass er es nie zugeschüttet hatte. In letzter Zeit war ihm so gewesen, als hätte er ein undeutliches Echo von einem Klopfgeräusch gehört, das von irgendwo weit oben durch das Loch zu ihm herabkam. Er rührte sich und reckte den Hals, um zu schnüffeln. Dann vermisste er den Pokal.
    Diebe! Mörder! Feurio! So etwas war ihm noch nicht passiert, seit er im Berg lag! Sein Zorn war unbeschreiblich – ein Zorn, wie man ihn nur bei reichen Leuten erleben kann, die mehr haben, als sie brauchen, und plötzlich etwas verlieren, das sie schon lange besitzen, aber noch nie benutzt oder benötigt haben. Er spie Feuer, bis die Halle voll Rauch war, er schüttelte den Berg an seinen Wurzeln. Vergebens stieß er mit dem Kopf gegen das kleine Loch in der Wand. Dann entrollte er sich zu seiner ganzen Länge und raste, brüllend

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