Der höchste Preis (German Edition)
ihnen her.
„Schön, dass du kommen konntest“, sagte Schott.
Gruber erhob sich und gab Schott die Hand. „Ich habe gehört, du warst bis zuletzt bei ihr?“ Schott nickte. „Ja.“
„War es schlimm?“
„Eigentlich nicht, soweit es mich betrifft. Sie ist abends ganz normal zu Bett gegangen, und wie ich dann so gegen Mitternacht nach ihr geschaut hab, war sie tot.“
Gruber legte sein Blumengebinde am Sarg ab und ging dann mit Schott auf das weitläufige Friedhofsgelände hinaus, das er in den Sommermonaten oft für eine Stunde der Erholung nutzte.
„Was hast du jetzt vor?“, fragte Gruber.
„Ich gehe zurück nach Berlin“, erwiderte Schott. „Zurück an meinen Schreibtisch. Die Welt will schließlich unterhalten werden.“
„Verstehe ...“
„Und du, wie steht’s bei dir? Haben Sie dich schon zum Polizeipräsidenten befördert?“
Gruber lächelte zufrieden. „Das nicht gerade. Aber ich habe ein paar Angebote, die ganze Geschichte als Buch rauszubringen ...“
„Ach so? Also wenn du einen Ghostwriter brauchst, ich stehe dir jederzeit zur Verfügung.“
Gruber klopfte ihm auf die Schulter. „Schauen wir mal ...“
„Und sonst?“, fragte Schott.
„Hauser hat vorletzte Woche in der U-Haft einen zweiten Selbstmordversuch unternommen, aber damit wird er nicht durchkommen. Er ist voll zurechnungsfähig, sagen die Gutachter. Der Prozess ist jedenfalls für nächsten Monat angesetzt.“
„Hat er eigentlich irgendwann mal eine Aussage gemacht? Sich irgendwie dazu geäußert?“
Gruber schüttelte den Kopf. „Nein. Mit keinem Wort ...“
„Und dass seine Frau freigesprochen wurde, was den Anschlag auf ihn angeht, damit bist du zufrieden?“
„Absolut. So sehr ich anfangs auch davon überzeugt war, dass sie die Drahtzieherin war, so sehr glaube ich jetzt, dass dieser Mittermaier tatsächlichauf eigene Faust gehandelt hat. Auch wenn er es bis zuletzt vehement bestritten hat.“
„Er hat zwölf Jahre kassiert, richtig?“
Gruber nickte nur.
„Aber was soll’s“, sagte er nach einer Weile. „Mir wäre es tausendmal lieber, wir würden endlich auch das zweite Mädchen finden.“
„Ja, klar. Was war das eigentlich für ein ominöser Hinweis, von dem in der Zeitung stand?“
„Ach so, ein älterer Mann aus der Ecke dort ist vor Jahren auf einem seiner Spaziergänge mit Borsche aneinandergeraten, als der mit seinem Geländewagen durch die Gegend kurvte, wo es eigentlich nicht erlaubt ist. Er hat ihn zur Rede gestellt, wie ältere Herrschaften das gerne so machen, und Borsche muss dabei ziemlich patzig geworden sein. Jedenfalls mit dem Ergebnis, dass unser Zeuge den Vorfall nicht vergessen hat, zumal man ein Gesicht wie das von diesem Borsche ja auch nicht so leicht vergisst. Und als er dann Borsches Bild in der Zeitung gesehen hat und in dem Bericht darauf hingewiesen wurde, dass der Mann möglicherweise irgendwo zwei Mädchenleichen vergraben haben könnte, hat er uns zu der betreffenden Stelle geführt. Von wo aus wir dann unsere Suchaktion gestartet haben ...“
„Gute Arbeit, alle Achtung.“
„Na ja, es war schon ziemlich mühsam und wenn wir die Hunde nicht gehabt hätten ...“
„Hm, und wie läuft es privat so, wenn ich fragen darf?“
Gruber zögerte kurz. „Du meinst Silvia?“ „Zum Beispiel ...“
„Wir sind wieder zusammen, schon seit Weihnachten“, erwiderte Gruber leicht verlegen. „Sie hat mich eingeladen und ich ... Na ja, ich dachte zwar, ich hätte die Sache abgehakt, aber dem war wohl nicht so.“
„Aha ...“, sagte Schott nur.
„Hm, klingt fast so, als hättest du was dagegen?“
Schott schüttelte den Kopf. „Nicht unbedingt. Aber wenn ich dir einen Rat geben darf: Versau dir nicht deine Pension, indem du sie vielleicht auch noch heiratest.“
Gruber schluckte schwer. „Und warum nicht?“, fragte er mit belegter Stimme. Immerhin hatte er bereits mit dem Gedanken gespielt, Silvia einen Heiratsantrag zu machen.
„Willst du es geradeheraus hören?“
„Ja ...“
„Weil sie genau der Typ Frau ist, der alten Säcken wie unsereins nicht gut tut. Jedenfalls nicht auf Dauer.“
„So, findest du?“
„Ach was, vergiss es. Mach einfach, was du für richtig hältst.“ Schott wandte sich ab und ging in Richtung Ausgang davon. Gruber folgte ihm.
Zurück am Parkplatz standen sie da und sahen verdutzt einem Fahrradfahrer nach, der soeben haarscharf an ihnen vorbeigezischt war.
„An den Anblick werde ich mich wohl nie gewöhnen“, sagte
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