Der Hollywood-Mord
du, was das bedeutet?«
»Ne Menge Geld.«
»Zum Teufel mit dem Geld! Ich würd sogar noch was draufzahlen! Weißt du, was das zu diesem Zeitpunkt für meine Karriere bedeutet? Martin, ich bin kein Kind mehr. Ich dachte, daß für mich schon alles gelaufen wär. Dieser Südafrikafilm. Gott, ich kenn nicht mal den Arbeitstitel. Alle Welt redet darüber!«
»Der andere Produzent, dem die Rechte gehören«, sagte Martin Welborn, »ist der Typ mit der größten Pornosammlung der Welt.«
»Sie sind jetzt Geschäftspartner. Gott, ich bin so aufgeregt, ich komm kaum noch von der Decke runter. Ich muß es den Leuten einfach erzählen!«
»Wann fährst du denn weg?«
»Sie fangen Ende des Sommers an zu drehen, wenn das Drehbuch fertig ist.«
»Ich würd mich freuen, wenn wir heute abend zusammen essen könnten.«
»Oh, ich kann nicht, Martin. Sie haben mich eingeladen, das Projekt mit ihnen zu diskutieren. Beim Abendessen. Tut mir wirklich leid. Vielleicht morgen oder übermorgen?«
»Klar. Ich werd dich anrufen.«
»Ich bin so aufgeregt!«
»Auf Wiedersehen, Deedra.«
»Laß uns doch zusammen zum Lunch gehen, Sergeant Ellbogenflicken!« sagte sie fröhlich.
Nachdem Martin Welborn den Hörer aufgelegt hatte, ging er in die Küche und schüttete sich ein Wasserglas voll Wodka ein. Die Schmerzen in der Beckengegend hatten angefangen, während er mit Deedra Briggs sprach. Inzwischen wurden sie fast unerträglich. Er stürzte den Wodka wie Wasser runter, und es brannte so sehr, daß er fast erstickte. Er schenkte sich noch einen ein. Er trank ihn genauso schnell. Das Brennen des Wodkas konnte den anderen Schmerz nicht betäuben.
Die Schmerzen trafen ihn wie Hammerschläge. Er humpelte mühsam ins Schlafzimmer und warf alle Kleider von sich hin. Seine Qualen waren stärker als sein zwanghafter Trieb nach Sauberkeit und Ordnung. Er ließ die Sachen liegen, wo sie gerade lagen, und humpelte zu dem Apparat in der Schlafzimmerecke. Er stöhnte, als er sich in der vorgeschriebenen Stellung festschnallte. Dann ließ er sich runtersinken, bis er kopfüber hing, mit vollkommen gestrecktem Rückgrat, den Kopf nur sieben Zentimeter über dem Boden.
Aber die Schmerzen ließen nicht nach. Er stöhnte wieder. Es tat so grauenhaft weh, daß ihm die Tränen kamen. Und die Tränen liefen in die verkehrte Richtung, in seine Augenbrauen und Haare statt in den Mund. Er weinte wie der kleine Junge in dem Film, den er heute gesehen hatte. Der kleine Junge stand unter Drogen, aber trotzdem hatte ihm der Schmerz die Tränen in die Augen getrieben. Und als er weinte, hatte er genauso ausgesehen wie Danny Meadows.
Das war ja nun wirklich kein bedeutender Mordfall, hatte Captain Woofer gesagt. Es war nicht mal eine Art Mord.
Und es passierte höchst selten, daß altgediente Mord-und-Totschlag-Detectives nach einem Funkruf an alle losfuhren, außer wenn es Code drei war. Dies war nur ein Code-zwei-Funkruf. Die Nachbarin, die den Jungen an der Verandatür wimmern gehört hatte, war selbst viel zu hysterisch gewesen, als daß sie noch hysterisch hätte reagieren können. Sie hatte der Telefonistin in der Zentrale einfach nur mitgeteilt, daß jemand mit dem Messer verletzt worden war und daß sofort eine Ambulanz kommen sollte und die Polizei. Dann hatte sie aufgelegt und nicht mehr aufgehört zu kreischen, selbst als die Polizei längst da war.
Martin Welborn konnte sich noch gut daran erinnern, worüber er und Al gerade redeten, als die Nachricht kam. Sie hatten darüber diskutiert, daß Paula einverstanden war, die Scheidung nicht einzureichen und somit auch seine Ehefrau und Erbin zu bleiben, soweit es das Department was anging. Er war bereit, ihr weit mehr zu zahlen, als sie nach der gesetzlichen Unterhaltspflicht zu beanspruchen hatte. Eine Ehe war nicht tot ohne einen amtlichen Stempel. Nicht in den Augen der Menschen. Gott war sowieso längst aus dem Spiel. Aber ein bitterer Anruf von Paula, sie wolle noch mehr Geld haben, hatte ihm eine entsetzliche Nacht bereitet.
Wenn Paula nicht ausgerechnet in der Nacht zuvor angerufen hätte. Das hatte ihn sowohl körperlich als auch seelisch erschöpft. Er war nicht in der Verfassung, um die Begegnung mit Danny Meadows verkraften zu können.
Vielleicht, wenn nicht ausgerechnet in diesem Moment die Nachricht über Sprechfunk gekommen wäre. Zwei Minuten später wären sie schon wieder zurück auf dem Revier gewesen. Martin Welborn erinnerte sich Wort für Wort an das, was er gesagt hatte, als
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