Der Hollywood-Mord
Hause.«
Nachdem die anderen gegangen waren, wählte Martin Welborn nochmals die Nummer von Deedra Briggs, bloß für den Fall, daß er sich vielleicht verwählt hatte. Er mußte sie heute abend sehen.
Dann hatte er eine Idee. Je länger er darüber nachdachte, desto plastischer wurde sie. Er wählte eine andere Nummer, diesmal die von Sergeant Gabe Samson von der Administrative Vice Division, dem Pornographieexperten des Departments, der die Polizeifotos von Ganz-einfach-Bill Bozwell mit den Darstellern jüngerer Pornofilme verglichen hatte. Martin Welborn redete eine kleine Weile mit Samson, legte dann auf und trug sich auf dem Ausgangsbogen ein, wobei er Park Center, Administrative Vice Division, als Ziel angab.
Er war noch nicht wieder da, als die anderen vom Lunch zurückkamen und nach Bohnen, Burritos, Salsa und grünem Chili rochen. Al Mackey las die Ausgangsmeldung und war überrascht, daß Marty auch dann noch nicht zurück war, als alle anderen schließlich Feierabend machten.
Als er dann erschien, sah Martin Welborn blaß, überanstrengt und irgendwie verwirrt aus.
»Ich hab gesehen, daß du bei der Ad Vice warst«, sagte Al Mackey. »Hat Samson Bill Bozwell entdeckt?«
»Nein«, sagte Martin Welborn. »Entschuldige, Al, ich muß ein Telefongespräch führen.«
Al Mackey wußte, wen er anrufen wollte, deshalb ging er vom Mord-und-Totschlag-Schreibtisch weg und wünschte dem Wiesel und dem Frettchen, die sich gerade austrugen, einen schönen Abend. Er sah, daß Martin Welborn auflegte, nachdem er abermals keine Antwort bekommen hatte. Dann nahm Martin Welborn ihre Plastikaktenmappe und sagte: »Es ist höchste Zeit, mit Lorna Dillon zu reden.«
Martin Welborn redete nicht viel auf der Fahrt zu dem Haus, abgesehen davon, daß er sagte, er mache vielleicht einen Fehler. Er starrte meist vor sich hin, und Al Mackey stellte keine Fragen. Sie parkten schon vor ihrem Haus, als sie mit ihrem Fiat in die Einfahrt fuhr. Sie sah nicht gerade fürchterlich überrascht aus, schien allerdings überrascht darüber, daß Peggy nicht zu Hause war.
»Wir haben sie ins Kino geschickt«, sagte Martin Welborn, als sie drinnen waren und im aufgeräumten Wohnzimmer Platz nahmen.
»Also wollen Sie was von mir.«
»Erstaunt sehen Sie nicht aus«, sagte Al Mackey.
»Ich könnt mir denken, daß sie rausgekriegt haben, daß Peggy ihnen nicht … alles erzählt hat.«
»Und wie sieht's bei Ihnen aus?« sagte Martin Welborn. »Haben Sie uns alles erzählt?«
»Alles, was ich wollte«, sagte sie ruhig. »Eigentlich muß ich ja gar nicht mit Ihnen reden, oder?«
»Nein«, sagte Martin Welborn. »Aber ich muß Sie auf Ihre Rechte hinweisen.«
Sie saß ruhig da, als sie ihre verfassungsmäßig garantierten Rechte durchlas, und sagte dann: »Sie denken also, ich hätt Nigel St. Claire ermordet.«
»Möglicherweise«, sagte Martin Welborn. »Und vielleicht möchten Sie sogar gern darüber reden.«
»Und warum sollte ich den Wunsch gehabt haben, ihn umzubringen?«
»Ich glaube, Sie hatten einen ganz bestimmten Verdacht, was Lloyd und sein vietnamesischer Freund in Mexiko vorhatten. Ich glaube, daß Sie unheimlich wütend waren, nachdem Peggy bei diesen Proben gewesen war, und daß Sie am nächsten Tag zu dem Haus in Trousdale gefahren sind und gesehen haben, daß niemand da war. Ich glaube, Sie haben an der Seitentür das Glas eingeschlagen und sind reingegangen und haben genug gesehen, um sich zu überzeugen, daß Sie recht hatten mit Ihrem Verdacht, was die da in Mexiko tatsächlich vorhatten.«
»Und was sollte das sein?«
»Ein Snuff-Film«, sagte Martin Welborn. »Ein Film, in dem die Leute dabei draufgehen.«
»Ein Snuff-Film? Wie interessant. Haben Sie jemals einen Snuff-Film gesehen?«
»Nach den Erkenntnissen des Los Angeles Police Department ist tatsächlich nie ein Snuff-Film realisiert worden. Es gab mal simulierte Snuff-Filme aus Südamerika, in denen sie mit Tiereingeweiden und Tricks gearbeitet hatten, wie sie's auch in richtigen Filmen tun. Aber keine Polizeidienststelle hat je einen echten Snuff-Film sichergestellt, trotz aller Gerüchte über ihre Existenz.«
»Und woher sollte ich gewußt haben, daß sie Peggy in einem Snuff-Film einsetzen wollten?«
»Sie haben irgendwas in dem Haus gefunden. Irgendwas, mit dem Sie sich mehr als S und M zusammenbuchstabieren konnten, viel mehr als Sadomasochismus, was Sie wahrscheinlich zuerst angenommen hatten. Irgendwas, aus dem Sie entnehmen konnten, daß sie
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