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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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gepflegt wird«, sagte er, als der lange Bericht zu Ende war. »Natürlich habe ich von dem Hund schon als Kind gehört. Es ist die Lieblingsgeschichte der Familie, doch habe ich sie niemals ernst nehmen können. Aber wenn ich an meines Onkels Tod denke — im Moment geht mir das alles im Kopf herum, und ich sehe noch nicht klar. Sie scheinen auch noch nicht genau zu wissen, ob es ein Fall für die Polizei oder für den Pfarrer ist.«
    »Genau so ist es.«
    »Und nun kommt noch die Sache mit dem Brief hinzu, den ich im Hotel erhielt. Es kommt mir so vor, als sei da ein Zusammenhang. «
    »Er zeigt, daß anscheinend jemand besser Bescheid weiß als wir, was auf dem Moor vor sich geht«, sagte Dr. Mortimer.
    »Und auch«, sagte Holmes, »daß dieser Jemand keine bösen Absichten Ihnen gegenüber hat, da er Sie vor Gefahr warnt.«
    »Oder es könnte auch sein, daß man in Verfolgung eigener Ziele, die ich nicht kenne, mir Angst machen und mich fortscheuchen will.«
    »Nun, das ist natürlich auch möglich. Ich bin Ihnen zu größtem Dank verpflichtet, Dr. Mortimer, daß Sie mich mit diesem Problem bekanntgemacht haben, das verschiedene sehr interessante Lösungsmöglichkeiten bietet. Aber wir müssen jetzt die praktische Frage entscheiden, Sir Henry, ob es für Sie ratsam ist oder nicht, nach Schloß Baskerville zu gehen.«
    »Warum sollte ich nicht dorthin gehen?«
    »Dort scheint Ihnen Gefahr zu drohen.«
    »Meinen Sie jetzt Gefahr von diesem Gespenst, das unsere Familie verfolgt, oder Gefahr von einem menschlichen Wesen?«
    »Nun, das ist es, was wir eben herausfinden müssen.«
    »Was immer es ist, meine Antwort steht fest, Mr. Holmes. Kein Teufel in der Hölle und kein Mensch auf Erden kann mich hindern, ins Haus meiner Väter zu ziehen. Also brauchen wir darüber nicht mehr zu diskutieren.«
    Seine dunklen Brauen zogen sich zusammen, und sein Gesicht lief dunkelrot an, während er sprach. Das feurige Temperament der Baskervilles war offensichtlich auch in seinem letzten Sproß noch nicht erloschen. »Inzwischen«, sprach er weiter, »habe ich Zeit gehabt, alles zu überdenken, was Sie mir mitgeteilt haben. Es ist zuviel verlangt von einem Menschen, gleich Entscheidungen zu fällen, noch ehe man die Dinge richtig begriffen hat. Ich brauche jetzt erst einmal eine ruhige Stunde für mich allein, um darüber nachzudenken. Danach werde ich mich entscheiden. Schauen Sie, Mr. Holmes, jetzt ist es halb zwölf, und ich gehe jetzt geradewegs in mein Hotel. Wie wäre es, wenn Sie und Ihr Freund Dr. Watson um zwei herüberkommen und mit uns zu Mittag essen? Dann werde ich Ihnen sagen können, was ich von dieser ganzen Geschichte halte.«
    »Paßt Ihnen das, Watson?«
    »Ja, in Ordnung.«
    »Dann können Sie uns also erwarten. Soll ich Ihnen eine Droschke rufen lassen?«
    »Ich laufe lieber, denn diese Geschichte hat mich doch etwas durcheinandergebracht.«
    »Mit Vergnügen schließe ich mich Ihnen an«, sagte sein Begleiter.
    »Dann sehen wir uns also um zwei Uhr. Auf Wiedersehen!«
    Wir hörten noch die Schritte unserer Besucher auf der Treppe und wie die Haustür zuschlug. In diesem Augenblick verwandelte sich Holmes aus einem schlaffen Träumer in einen Mann der Tat. »Machen Sie sich fertig, Watson, Ihren Hut und die Stiefel an, schnell! Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Er raste im Morgenmantel in sein Schlafzimmer und war ein paar Sekunden später ausgehfertig zurück. Zusammen eilten wir die Treppe hinunter und hinaus auf die Straße. Dr. Mortimer und Baskerville waren noch zu sehen. Sie gingen etwa zweihundert Meter vor uns in Richtung Oxford Street.
    »Soll ich vorauslaufen und ihnen sagen, daß sie warten sollen?«
    »Um nichts in der Welt, mein lieber Watson. Ich bin völlig mit Ihrer Gesellschaft zufrieden, wenn Sie es auch mit meiner sind. Unsere Freunde sind gescheit, daß sie zu Fuß gehen—wirklich ein wunderschöner Morgen für einen Spaziergang.«
    Er beschleunigte seine Schritte, bis wir die Entfernung zu den anderen ungefähr auf die Hälfte verringert hatten. Dann, immer noch in hundert Meter Abstand, folgten wir ihnen in die Oxford Street und weiter die Regent Street hinunter. Einmal hielten unsere Freunde an und schauten in ein Schaufenster, woraufhin Holmes das gleiche tat. Einen Augenblick später stieß er einen leisen Laut der Befriedigung aus. Als ich der Richtung seiner wachen Augen folgte, sah ich, daß eine Droschke mit einem Fahrgast darin auf der anderen Straßenseite gehalten hatte und

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