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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Motiv war von Sir Henry geäußert worden. Er hatte gemeint, ohne die Baskervilles hätten die Barrymores im Schloß ein schönes Leben. Aber sicherlich war eine solche Erklärung viel zu einfach, wenn man an die Umsicht und Sorgfalt der Planung dachte, mit der ein unsichtbares Netz um den jungen Baronet geknüpft worden zu sein schien. Holmes hatte selbst gesagt, daß ihm in einer langen Reihe aufsehenerregender Kriminalfalle, mit denen er sich befaßt hatte, noch kein Fall vorgekommen sei, der so kompliziert war. Während ich auf der grauen, einsamen Straße zurückwanderte, wünschte ich, mein Freund möge sich bald aus den Verpflichtungen, die ihn in London festhielten, lösen, um herzukommen und mir die schwere Last der Verantwortung von den Schultern zu nehmen. Plötzlich wurde ich in meinen Gedanken unterbrochen. Hinter mir hörte ich rasche Schritte und eine Stimme, die meinen Namen rief. Ich drehte mich um und erwartete, Dr. Mortimer zu sehen. Aber zu meiner Überraschung war es ein Fremder, der mir nachlief. Es war ein kleiner, schlanker, glattrasierter Mann mit schmalem Gesicht, flachsblonden Haaren und fliehendem Kinn. Er war zwischen dreißig und vierzig Jahre alt, in einen grauen Anzug gekleidet und trug einen Strohhut. Eine Botanisiertrommel hing an einem Riemen über seiner Schulter, und in der Hand hielt er ein großes Schmetterlingsnetz.
    »Dr. Watson, Sie werden entschuldigen, daß ich so frei bin, Sie einfach anzusprechen«, sagte er, als er schweratmend vor mir stand. »Wir hier auf dem Moor sind gemütliche Leute und warten nicht, bis wir einander formell vorgestellt werden. Sie haben meinen Namen sicherlich von unserem gemeinsamen Freund, Dr. Mortimer, gehört. Ich bin Stapleton von Haus Merripit.«
    »Ihr Netz und Ihre Trommel haben mir das verraten«, sagte ich, denn ich wußte, daß Mr. Stapleton ein Naturfreund war. »Aber wie haben Sie meinen Namen erfahren?«
    »Ich war gerade bei Dr. Mortimer, und er zeigte mir Sie vom Fenster seiner Praxis aus, als Sie vorübergingen. Da unser Weg in die gleiche Richtung zu führen scheint, dachte ich, daß ich Sie einholen und mich Ihnen vorstellen sollte. Ich hoffe, daß Sir Henry eine gute Reise gehabt hat?«
    »Ja, danke, ihm geht es gut.«
    »Wir hatten schon befürchtet, daß nach Sir Charles' Tod der junge Baronet es ablehnen könnte, hier zu leben. Es ist beinahe eine Zumutung für einen wohlhabenden Mann, sich hier zu vergraben. Aber ich brauche Ihnen wohl nicht zu erzählen, wieviel es für die ländliche Umgebung bedeutet, wenn das Schloß bewohnt ist. Ich hoffe doch, daß Sir Henry nicht abergläubisch oder allzu ängstlich ist?«
    »Ich halte das nicht für wahrscheinlich.«
    »Sie kennen natürlich die Sage von dem Höllenhund, der neuerdings hier wieder herumspuken soll?«
    »Ja, davon habe ich gehört.«
    »Es ist nicht zu fassen, wie sehr die Bauern hier in der Gegend an solche Dinge glauben. Eine große Anzahl von Leuten behauptet, die Kreatur auf dem Moor gesehen zu haben.«
    Er sprach mit einem Lächeln, aber seine Augen verieten, daß er der Sache doch größere Bedeutung beimaß. »Diese Geschichte hat Sir Charles sehr beschäftigt, und ich bezweifle nicht, daß sie zu seinem tragischen Ende geführt hat.«
    »Aber wieso denn?«
    »Seine Nerven waren so schwach, daß das Erscheinen irgendeines Hundes einen fatalen Effekt auf sein krankes Herz hätte haben können. Ich denke mir, daß er in jener Unglücksnacht wirklich etwas Derartiges in der Taxusallee gesehen hat. Ich hatte schon vorher Befürchtungen, daß etwas Schlimmes passieren könnte, denn sein Herz war wirklich sehr schwach.«
    »Woher wußten Sie das?«
    »Mein Freund, Dr. Mortimer, hat es mir gesagt.«
    »Dann glauben Sie, daß ein Hund Sir Charles verfolgt hat und er aus Angst vor dem Tier starb ?«
    »Haben Sie eine bessere Erklärung?«
    »Ich bin noch zu keinem Ergebnis gekommen.«
    »Hat Mr. Holmes schon Ergebnisse?«
    Diese Worte ließen meinen Atem für einen Augenblick stocken, aber ein Blick in das friedliche Gesicht und die ruhig blickenden Augen meines Begleiters überzeugten mich, daß er nicht beabsichtigt hatte, mich zu überrumpeln.
    »Dr. Watson, es ist zwecklos, daß wir einander etwas vormachen und so tun, als wüßten wir von nichts. Der Ruhm Ihres Detektivs ist auch in unsere Gegend gedrungen. Es ist nicht möglich, ihn zu verehren und dann Sie nicht zu kennen. Als mir Dr. Mortimer Ihren Namen nannte, konnte er Ihre Identität nicht verleugnen. Wenn

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