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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Sie hier sind, dann ist doch klar, daß sich Mr. Holmes für den Fall interessiert. Ich bin natürlich neugierig zu erfahren, was er von der Sache hält.«
    »Ich fürchte, diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten.«
    »Darf ich fragen, ob er die Absicht hat, uns mit seinem Besuch zu beehren?«
    »Im Moment kann er London nicht verlassen, weil dort andere Fälle seine Anwesenheit erfordern.«
    »Wie schade! Er hätte in das, was für uns hier so dunkel ist, etwas Licht gebracht. Aber zu Ihren eigenen Recherchen hier — wenn ich Ihnen da in irgendeiner Weise behilflich sein kann, bitte, verfügen Sie über mich. Wenn ich Hinweise hätte, wen Sie verdächtigen oder wie Sie bei Ihrer Untersuchung vorzugehen gedenken, könnte ich Ihnen vielleicht jetzt schon mit Rat und Tat zur Seite stehen.«
    »Ich versichere Ihnen, daß ich hier bin, meinen Freund Sir Henry zu besuchen, und Hilfe irgendwelcher Art brauche ich nicht.«
    »Ausgezeichnet!« sagte Stapleton. »Sie tun gut daran, zurückhaltend und diskret zu sein, und haben völlig recht, wenn Sie mich eben wegen meiner Einmischung in Ihre Angelegenheiten getadelt haben. Ich verspreche Ihnen, daß ich die Sache nicht mehr erwähnen werde.«
    Wir waren zu der Stelle gelangt, von der aus ein grasbewachsener Pfad abging, der sich durch das Moor zu winden schien. Ein steiler Hügel, mit Felsbrocken bedeckt, lag zur Rechten. Er hatte vor langer Zeit als Steinbruch gedient. Die uns zugewandte Seite war eine dunkle Felswand, in deren Spalten Ginster und Farne wuchsen. In der Ferne sahen wir eine graue Rauchfahne.
    »Ein kurzer Gang diesen Moorpfad entlang bringt uns nach, Haus Merripit. Vielleicht haben Sie eine Stunde Zeit, damit ich Sie meiner Schwester vorstellen kann?«
    Mein erster Gedanke war, daß ich eigentlich an Sir Henrys Seite sein sollte. Aber dann dachte ich an den Stapel von Papieren und Rechnungen, mit denen sein Schreibtisch bedeckt gewesen war. Dabei konnte ich ihm nicht helfen, dessen war ich sicher. Und Holmes hatte mir ausdrücklich aufgetragen, daß ich mir die Bewohner des Moores genau ansehen sollte. Ich nahm also Stapletons Einladung an, und wir bogen in den Moorpfad ein.
    »Das Moor ist ein wundervolles Fleckchen Erde«, sagte er und schaute über die wogenden grünen Flächen des weiten Landes, das vor uns ausgebreitet lag wie ein phantastisches Meer, in dem die wildzerklüfteten Granitblöcke wie Schaumkronen wirkten.
    »Das Moor ist niemals langweilig. Sie können sich gar nicht vorstellen, was für wundervolle Geheimnisse es birgt. Es ist so groß, so unfruchtbar, so mysteriös.«
    »Dann kennen Sie es also recht gut?«
    »Ich lebe erst seit zwei Jahren hier. Die Einheimischen würden mich als Neuling betrachten. Wir kamen her, kurz nachdem sich Sir Charles hier niedergelassen hatte. Aber es war ganz nach meinem Geschmack, jeden Winkel des Landes ringsum zu erforschen. Ich glaube, daß es wenig Leute gibt, die das Moor besser kennen als ich.«
    »Ist es schwer kennenzulernen?«
    »Sehr schwer. Sie sehen zum Beispiel diese grüne, weite Fläche dort — nördlich von hier, aus der die seltsam geformten Hügel hervorbrechen. Fällt Ihnen da irgend etwas auf?«
    »Es ist ein prachtvolles Reitgelände.«
    »Natürlich müssen Sie das annehmen. Aber diese Annahme hat schon manchen das Leben gekostet. Bemerken Sie nicht die hellgrünen Flecken, die so dicht darüber liegen?«
    »Sie sehen fruchtbarer aus als der Rest.«
    Stapleton lachte. »Das ist der Große Grimpener Sumpf«, sagte   er. »Ein falscher Schritt dort drüben bedeutet Tod für Mann und Tier. Erst gestern sah ich, wie eines der Moorponys dort hineingeriet. Es kam nicht wieder heraus. Ich sah noch, wie es lange Zeit seinen Kopf aus dem Sumpfloch zu halten versuchte, aber das Moor zog es schließlich herunter. Schon in trockenen Zeiten ist es schwer und gefährlich zu durchqueren, aber nach diesen Herbstregenfällen ist es einfach ein fürchterlicher Ort. Trotzdem kann ich den Weg mitten ins Herz des Sumpfes finden und kehre heil und lebendig zurück. Mein Gott, da hat es doch schon wieder eines der armseligen Ponys erwischt!«
    Irgend etwas strampelte und wälzte sich zwischen den grünen Gewächsen. Dann schoß ein langer, gequält verdrehter Hals hoch und ein fürchterlicher Schrei gellte über das Moor. Mir wurde kalt vor Schrecken. Aber die Nerven meines Begleiters schienen stärker als meine.
    »Es ist tot«, sagte er. »Der Sumpf hat es. Zwei in zwei Tagen! Und vielleicht sind es

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