Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
das Aluminiumtor, das aus den Angeln gerissen wurde und durch die Wucht des Aufpralls in die Luft katapultiert und weit hinter den stark verbeulten Rolls-Royce geschleudert wurde, wo es auf den Kühler des Porsche Cayenne knallte, dessen Fahrer, durch das plötzliche Hindernis irritiert, den Wagen verriss, der mit quietschenden Reifen seitlich ausbrach und gegen das Betongebäude der Securitymannschaft krachte.
In den geheimen Trainingslagern der Hamas hatte Leyla Khan gelernt, trotz schweren Gepäcks schnell wie eine Sprinterin kilometerweit zu laufen. Deshalb erreichte sie auch innerhalb kürzester Zeit die kleine Seitenpforte, klatschte Catherines Hand auf den Scanner, stand auch schon schweißüberströmt neben ihrem Mountainbike, riss sich den Overall vom Leib, wischte sich die zerronnene Tarnfarbe aus dem Gesicht und schlüpfte in ihre normale Kleidung.
Wie eine Triathletin raste sie auf ihrem Bike über Feldwege und staubige Äcker nach Saint-Tropez, wusste, dass sie durch ihre halsbrecherische Querfeldeinfahrt einen Vorsprung herausfahren würde, denn der schwer beschädigte Rolls-Royce würde auf der Umfahrungsstraße sicher im Stau mitten unter den Tagestouristen stecken, wenn es der lädierte Wagen überhaupt so weit schaffte. Deshalb würde sie in jedem Fall schneller an dem vereinbarten Treffpunkt sein.
Schon von Weitem sah Leyla den verrotteten Pylon einer aufgelassenen Tankstelle und als sie näher kam, auch den silbernen Mittelklassewagen mit der charakteristischen Delle am hinteren Kotflügel und einem Kennzeichen von Nizza. Der Fahrer hatte die Rückenlehne seines Sitzes bequem nach hinten geschoben und schien zu schlafen. Sie riss die Beifahrertür auf und ließ sich schwer atmend in den Sitz fallen.
„Weshalb Versagerin!“, schrie sie, das aufgestaute Adrenalin ließ sie hektisch auf und nieder wippen.
„Gurbanguly ist tot!“, schnauzte sie der Fahrer an und stellte seinen Sitz wieder gerade. „Du hast komplett versagt! Stein lebt und Gurbanguly ist tot!“
„Wieso tot?“, stammelte Leyla völlig verblüfft. „Ich habe doch mit eigenen Augen gesehen, wie er mit einem der Mädchen zurück in die Villa gefahren ist.“
„Das Halsband des Hundes war vergiftet!“, schnaubte der Mann und Leyla spürte, dass er seine Aggressionen nur noch mühsam in Zaum halten konnte. „Plutonium! Kapierst du? So hoch konzentriert, dass er innerhalb einer Stunde sterben wird! Du hast komplett versagt, Leyla!“ Die Stimme des Mannes zitterte vor Wut. „Brian Farruk hat dich als Profi angepriesen! Aber David Stein bist du einfach nicht gewachsen! Ich hätte es wissen müssen! Bereits dein Versuch, ihn in Saint-Tropez zu töten, ist gescheitert. Gegen Stein bist du ein Nichts, eine komplette Versagerin!“
Die Stimme des Mannes bekam einen gefährlichen Unterton und instinktiv griff Leyla nach der Pistole, die sie vorsorglich hinten in ihrer Jeans versteckt hatte, doch der Mann war schneller und hatte plötzlich eine Walther PPK in der Hand.
„Im Grunde müsste ich dich jetzt erschießen! Aber in fünf Minuten kommt der Hubschrauber mit dem deutschen Einsatzkommando aus Nizza und denen kann ich eine Leiche schwer erklären! Also mach, dass du verschwindest!“, zischte der Mann, beugte sich über Leyla und öffnete die Beifahrertür.
„Ich habe vielleicht die erste Runde verloren, aber nicht den Kampf! Das ist jetzt ein persönlicher Krieg zwischen Stein und mir!“, krächzte Leyla, ein plötzlicher Adrenalinschub schüttelte sie und sie wusste, dass sie ein Ventil für ihren Hass brauchte, um nicht verrückt zu werden. Ihre Mission war gescheitert, dass musste sie sich jetzt wohl oder übel eingestehen. Ihr Auftrag hatte gelautet, David Stein zu töten und so das Leben von Gurbanguly zu schützen. Sie hatte versucht, David Stein aus dem Weg zu räumen, und war daran gescheitert. Stein wurde zu ihrem Hassobjekt, Stein war an allem schuld, Stein wollte sie wieder zurück ins Elend stürzen, Stein setzte alles daran, dass sie wieder arm werden würde. Wie in einem Fieberwahn phantasierte sie sich David Stein zur Wurzel allen Bösen zusammen, zu dem finsteren Dämon, der sie um ihren Extrabonus gebracht hatte! Jetzt musste eben Stein dafür sorgen, dass sie die eine Million Dollar erhalten würde, denn Stein würde sie nicht um das weiße Haus am Meer betrügen, dachte sie trotzig.
Bilder von verdreckten kleinen Mädchen, die in einer langen Prozession über Müllberge krochen, rasten durch Leylas
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