Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
Luft und hielt Schneider zurück. „Es riecht nach Rauch!“
„Stopp, David!“ Schneider verdrehte die Augen. „Ich weiß ja, dass du seit Janes Tod zum militanten Nichtraucher geworden bist, aber ...“
„Das meine ich nicht!“ Wut verstellt den Blick auf das Wesentliche, dachte David. Er hatte seine Tai-Chi-Lektion gelernt, deshalb ließ er sich auch durch Schneiders Bemerkung nicht aus der Fassung bringen. „Es riecht nach Rauch!“
Schneider stutzte kurz, schlug dann sein Sakko zurück und deutete wortlos auf das Holster an seinem Gürtel, in dem eine handliche Walther PPK steckte. Die kumpelhafte Attitüde, die er zuvor an den Tag gelegt hatte, war schlagartig von ihm abgefallen, seine dünnen roten Haare sträubten sich kampflustig und sein schlaksiger Körper spannte sich.
„Du hast recht, hier riecht es nach Rauch“, flüsterte Schneider, zog seine Pistole und beide schlichen vorsichtig die Treppe nach oben. Als sie die Tür zur sicheren Wohnung aufstießen, schlug ihnen etwas Rauch entgegen. Die Wohnung bestand aus drei Räumen sowie einer Küche und einem Badezimmer. Aus dem ehemaligen Salon, der ihnenals Besprechungsraum gedient hatte, kam mehr Rauch. Als David die Flügeltüren mit einem Fuß aufstieß, sah er zunächst nur den langen Konferenztisch, der bereits zur Hälfte in Flammen stand. Neben den umgeworfenen Stühlen lagen zwei Agenten, die für die Informationsbeschaffung zuständig waren, grotesk verrenkt auf dem Parkettboden. Beide waren tot und durch eine Explosion schwer verstümmelt, einem der beiden war sogar das Gesicht weggesprengt worden.
„Verdammt, David! Sieh dir das an!“, schrie Schneider plötzlich aus der Küche und David hörte die Panik in seiner Stimme. „Ganz ruhig bleiben, Schneider! Bin gleich bei dir!“
Als David in die Küche stürmte, sah er sofort den Grund für Schneiders Panik. Mitten im Raum stand ein Stuhl, auf dem ein toter Mann zusammengesunken saß. Es war der Agent Penderecki, der für den reibungslosen Ablauf von geheimen Besprechungen in dem sicheren Haus zuständig war. David hatte ihn bisher nur flüchtig gesehen. Penderecki war mit Paketklebeband auf den Stuhl gefesselt worden und sein Kopf hing grotesk verdreht auf seine linke Schulter herab. Seine Hände waren seitlich mit Paketband an die Stuhlbeine geklebt worden und von seinen grauenhaft verstümmelten Fingern tropfte noch immer Blut auf den schmutzigen Küchenboden. Auf dem Boden lagen blutige Knochen- und Hautteile und als David sich bückte, um sie näher zu untersuchen, stellte er mit Entsetzen fest, dass es die ersten Glieder aller zehn Finger waren, die in kleinen Blutlachen schwammen.
„Verdammt, Penderecki! Das hast du nicht verdient!“ Schneider schüttelte betroffen den Kopf. „Armes Schwein! Damit haben sie ihm die Finger abgeschnitten“, sagte er und deutete mit versteinerter Miene auf die blutige Geflügelschere, die noch auf der Arbeitsplatte lag.
Mit verschränkten Armen stand David neben dem toten Penderecki und studierte eingehend den Nacken des Mannes. „Genickbruch“, konstatierte er. „Ein einzelner präziser Ruck hat ihm das Genick direkt beim Schädelboden gebrochen. Deshalb auch der merkwürdig verdrehte Kopf.“ Er richtete sich wieder auf, fächelte den Rauch weg, der jetzt auch in die Küche drang. „Das waren Profis, Schneider!“
Schneider nickte abwesend und hatte bereits das Handy am Ohr. Er drehte sich zur Seite und flüsterte mit aufgeregter Stimme, ohne dass David etwas von dem Gespräch verstand. Da der Rauch immer stärker wurde, schnappte David einen Putzeimer, der am Boden stand, ging damit zur Spüle und füllte ihn bis oben hin mit Wasser.
„Los, versuchen wir drüben im Besprechungsraum das Feuer zu löschen. Mach schon, Schneider!“ Er wies auf einen zweiten Eimer. Hastig rannte er in den Besprechungsraum, stieß die Flügeltüren auf und goss das Wasser in die Flammen, das aber beinahe wirkungslos verzischte. Mit tränenden Augen tappte er durch den Rauch, packte Ordner und Unterlagen, um sie vor den Flammen in Sicherheit zu bringen, rannte hustend zurück in den Gang und prallte dort gegen einen Frau, die soeben hereingekommen war.
„Wir übernehmen!“, hörte er eine kühle Stimme, gleichzeitig wurden ihm die Ordner aus der Hand genommen wurde. David riss seine durch den Rauch tränenden Augen weit auf und sah eine junge Frau mit an den Schläfen hochrasierten weißblonden Haaren, die ein langes weißes Flatterhemd, schwarze
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