Eine besondere Herzensangelegenheit
Kapitel 1
Es war einfach nicht mein Tag. Wieder einmal. Genau genommen schon zum fünften Mal in dieser Woche, und das war ziemlich beachtlich für einen Freitag.
Ich hatte mir gerade einen frischen Kaffee aus unserer kleinen Büroküche geholt, um mich für die letzten Arbeitsstunden der Woche fit zu machen, und mich wieder an meinen Schreibtisch gesetzt. Wie immer warf ich zwei Stück Würfelzucker in den fast bis zum Rand gefüllten Henkelbecher, als es passierte: Plötzlich begann der Kaffee zu schäumen, stieg in der Tasse auf und begann, über den Rand zu laufen.
Mit der Geschwindigkeit eines Weltklasse-Sprinters beim Startschuss sprang ich auf, schnappte mir mit einem Griff die Unterlagen, die ich vorher auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte, und versuchte verzweifelt, sie aus der Gefahrenzone zu bringen.
Doch es war schon zu spät. Heißer, schäumender Kaffee lief über die schon fertig ausgefüllten Formulare, ließ das Papier wellig werden und hinterließ ein interessantes Muster, das entfernt an den Nachwuchs eines Dalmatiners erinnerte, der sich mit einer Kuh gepaart hatte.
Ich stieß einen unfeinen Fluch aus, bei dessen Wortlaut meine Großmutter sich nicht nur im Grabe umgedreht, sondern sich wahrscheinlich geradewegs nach Australien durchgebuddelt hätte, und verließ entnervt mein Büro. Ich wusste genau, wer für diesen Schlamassel verantwortlich war, und demjenigen musste ich jetzt ein für alle Mal klarmachen, dass es so nicht weitergehen konnte.
Ohne anzuklopfen, marschierte ich in das Büro meines Chefs. Lina, seine Sekretärin, an deren Schreibtisch ich dabei vorbeigehen musste, versuchte, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen. Aber ich sah ihr sofort an, dass sie allergrößte Mühe hatte, sich ein Lachen zu verkneifen. Wie immer war sie natürlich in das Komplott gegen mich eingeweiht gewesen.
Ich warf ihr einen meiner ultimativen vernichtenden Blicke zu. Sie sollte ruhig wissen, dass ich sie durchschaut hatte. Ganz zufrieden war ich mit der Wirkung allerdings nicht. Anstatt vor Scham im Boden zu versinken, wie es sich gehört hätte, prustete sie laut los. Das Geräusch kam dem eines Nashorns mit Keuchhusten ziemlich nahe.
Ich versuchte, ihr Lachen weitgehend zu ignorieren, und stapfte weiter in das Zimmer meines Chefs, der hinter seinem überdimensionalen Schreibtisch saß und mir mit unschuldigen Kulleraugen entgegenblickte.
Es war ein Phänomen, dass alles an diesem Mann seltsam rund wirkte. Er war ungefähr so breit wie hoch, hatte einen perfekt kugelförmigen Kopf mit rundlicher Knollennase und sogar seine Ohren wirkten runder als bei anderen Menschen. Zu allem Überfluss trug er dazu immer noch eine Harry-Potter-Gedächtnis-Brille, die den Look im wahrsten Sinne des Wortes abrundete.
»Herr Dr. Zinkelmann«, begann ich in entschlossenem Tonfall, während ich die fleckigen Papiere vor ihm auf die Tischplatte knallte, »so geht das auf keinen Fall weiter. Ich kann so nicht arbeiten!«
Zinkelmann blickte zwischen den Papieren und mir hin und her. Mit seinen Lippen formte er ein – natürlich perfekt rundes – O. »Was ist denn da passiert?«, mimte er den Erstaunten.
Ich musste meinem Chef zugutehalten, dass er immerhin für ein paar Sekundenbruchteile versuchte, zerknirscht auszusehen, bevor er zu kichern begann. Trotzdem kostete es mich meine ganze Beherrschung, an mich halten, um nicht genauso überzuschäumen wie mein Kaffee.
»Das wissen Sie doch ganz genau. Und eins sollte Ihnen klar sein: Ich finde das überhaupt nicht lustig. Und ich glaube auch nicht, dass der arme Kerl beim Finanzamt besonders amüsiert ist, wenn er die Papiere bearbeiten muss. Das Zeug ist ja kaum noch lesbar.«
Ich wies mit einem Kopfnicken auf die Formulare vor ihm, die ich vor der Kaffeekatastrophe fein säuberlich ausgefüllt hatte. Dass die Attacke ausgerechnet die Papiere für das Finanzamt erwischt hatte, war natürlich besonderes Pech.
Mein Chef murmelte etwas vor sich hin. Ich konnte seine Worte nicht genau verstehen, aber nach einer Entschuldigung hörte es sich nicht an. Viel mehr nach einem Kommentar, auch Finanzbeamte müssten ja ab und zu etwas zu tun haben.
Ich musste einsehen, dass ich hier nicht weiterkam.
»Mir reicht es jedenfalls für diese Woche«, teilte ich Zinkelmann daher resigniert mit. »Ich mache für heute Feierabend und gehe jetzt nach Hause. Und ob ich am Montag überhaupt noch einmal hier auftauche, überlege ich mir übers Wochenende.«
Während ich die
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