Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
krochen, rasten durch Leylas Kopf, ließen sich aber nicht vertreiben, das Blut hämmerte gegen ihre Schläfen und Worte wie „Versagerin“ und „Armut“ brachte sie nicht mehr aus ihren Gedanken. Sie sah durch die schmutzige Scheibe hinaus und wünschte sich kurz, dass sie der Mann auf dem Fahrersitz einfach erschießen würde, damit sie endlich Ruhe und Frieden fand. Aber es würde nie Ruhe und Frieden für sie geben, das wusste sie. Wie Stein war sie dazu verdammt, immer weiter zu töten.
„Ich werde Stein töten!“, zischte sie, ihr Mund fühlte sich plötzlich wie ausgedörrt an und eine dicke Ader auf ihrer Stirn pulsierte. „Doch zuvor hole ich mir noch eine Million Dollar von ihm! Das steht mir zu!“
„Du bist verrückt! Stein hat doch überhaupt kein Geld“, lachte sie der Mann jetzt aus und klopfte auf die Uhr am Armaturenbrett. „In drei Minuten ist hier die Hölle los. Also verschwinde, bevor ich es mir anders überlege und dich doch noch erschieße!“
„Du willst doch auch, dass Stein stirbt! Bei unserem ersten Treffen hast du gesagt, dass es dich persönlich freut, wenn Stein stirbt!“, fauchte Leyla und das Pochen in ihrem Schädel nahm an Intensität zu. „Ich spüre ihn auf und töte ihn! Für dich und für mich! Doch zuvor will ich von ihm meinen Extrabonus über eine Million! Das ist mein voller Ernst!“
Der Mann hatte mit einem Mal aufgehört zu lachen und betrachtete sie prüfend von der Seite, während er nachdachte. Er schob die Walther PPK in das Seitenfach der Tür, schrieb dann schnell einen Namen auf einen Zettel, den er von einem Block riss und Leyla hinhielt.
„Ich gebe dir diese Information, weil ich möchte, dass Stein leidet, bevor er stirbt, Leyla!“ Er packte ihr Handgelenk und flüsterte hasserfüllt: „Er soll genauso leiden, wie ich gelitten habe!“ Er wies auf den Zettel. „Damit hast du etwas sehr Persönliches gegen Stein in der Hand!“
Hastig steckte Leyla die Notiz in ihre Jeans, stieg aus dem Peugeot, schwang sich auf ihr Mountainbike und reihte sich in die morgendlichen Radsportler ein, die in Richtung Saint-Tropez fuhren. Über sich hörte sie bereits das Knattern des Hubschraubers und als sie einen schnellen Blick nach hinten warf, sah sie, dass der Mann aus dem Wagen gestiegen war und dem Hubschrauber winkte. Im Wind der Rotorblätter züngelten seine Haare wie Flammen durch die Luft.
25. Nizza, Industriegebiet – Stützpunkt der mobilen Einsatztruppe
Der Hubschrauber flog in einem weiten Bogen über das tiefblaue Mittelmeer und die Bucht von Nizza. Oberhalb der Stadt, versteckt zwischen steinigen Hügeln, lag ein verlassenes Industriegebiet mit verschiedenen rostigen Hangars und verfallenen Lagerhallen. Das weitläufige Areal diente den Nato-Partnern als Stützpunkt, wenn sie Aktionen in Nordafrika oder dem Nahen Osten planten.
David Stein hatte den ganzen Flug über schweigend aus dem Fenster des Hubschraubers geblickt und an Machmud, den Tuareg gedacht, der mit seinem Saluki Ali Baba mit dem von Schneider organisierten Boot nach Sète gefahren war, um von dort mit der Fähre nach Tanger zurückzukehren.
„Du hast meinen Hund beschützt und ihm seine Stärke zurückgegeben“, hatte Machmud sich immer wieder bedankt und mit zwei Fingern seiner rechten Hand auf Davids Brust getippt. „Wenn du einmal meine Hilfe brauchst, hinterlasse eine Nachricht im Reisebüro in der Ville Blanc in Tanger. Ich stehe tief in deiner Schuld!“ Dann war er gemeinsam mit dem Saluki an Bord gegangen und sofort unter Deck verschwunden. Mit verschränkten Armen hatte David dem Boot nachgesehen, als es langsam die Bucht von Saint-Tropez verließ und entlang der Küste Kurs auf Sète nahm.
Doch es war ihm keine Zeit für sentimentale Gedanken geblieben, denn der schwarze Hubschrauber der mobilen Einsatztruppe war zu auffällig, deshalb hatte auch George Schneider, der das Kommando führte, zur Eile getrieben.
„Man darf unsere Regierung oder den deutschen Geheimdienst auf keinen Fall mit dem Blutbad in der Villa von Gurbanguly in Verbindung bringen!“ Schneider war hektisch vor seinem verbeulten Peugeot auf und abgegangen und hatte sich seine Haare mit beiden Händen aus der Stirn gestrichen.
„Das war keine Glanzleistung, David Stein!“
„Die Operation ,Hundeflüsterer‘ ist positiv abgeschlossen, Schneider! Gurbanguly stirbt in der nächsten Stunde, und nur das zählt.“ Mit der Handfläche strich sich David Stein über seine blonden,
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