Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
streichholzkurzen Haare. „Niemand konnte wissen, dass der Tuareg Machmud der rechtmäßige Hundebesitzer ist und dass er sich für den Diebstahl rächen würde. Ich musste ihm helfen, sonst wären wir jetzt nicht hier!“ Mit der Faust hatte er auf das Autodach geschlagen, um sich abzureagieren. „Ich sage dir noch etwas, Schneider! Ich suche auch diese Killerin und werde sie dann in die Mangel nehmen, bis sie mir ihren Auftraggeber verrät!“ David verstummte, denn schlagartig hatte sich alle Energie aus seinem Körper verflüchtigt und nichts war zurückgeblieben, nur diese große Leere, die er schon sehr lange nicht mehr erlebt hatte.
Das letzte Mal hatte ihn diese Leere in Afghanistan gepackt, als er das Projekt „Poet“ erfolgreich abgeschlossen hatte. Plötzlich war ihm alles so sinnlos erschienen, doch Jane hatte ihm geholfen, diesen Zustand zu überwinden. „Posttraumatische Zustände“ nannten die Psychologen die Symptome, in der „Abteilung“ hatte fast jeder seinen eigenen privaten Therapeuten.
Langsam, ganz langsam würde sich diese Leere wieder mit Projekten, Ideen und einem Leben als Hundeflüsterer in Arta auffüllen lassen. Vielleicht würde er es diesmal schaffen, ein normales Leben mit Sonja zu führen. Doch David war schon zu lange in der „Abteilung“ gewesen, er hatte schon zu viele Adrenalinschübe verspürt, er ahnte bereits, dass Geist und Körper nach der Herausforderung schrien, die in einem Grenzbereich zwischen Leben und Tod angesiedelt sind, und dass dieser Kick süß und gefährlich war und wie eine Droge zu einer fatalen Abhängigkeit führte. Er hatte das bei einigen seiner Kollegen erlebt: Sie ließen sich zu immer brutaleren Einsätzen überreden, operierten unter härtesten Bedingungen, weil sie das ständige Adrenalin genauso dringend brauchten wie die Luft zum Atmen. Doch eines Tages erlahmte ihre angespannte Energie, dann wurden sie unvorsichtig, begingen Fehler und Fehler waren tödlich.
Während der Hubschrauber oberhalb von Nizza auf einem staubigen Feld vor dem riesigen rostigen Hangar landete, dachte Stein noch immer an die mysteriöse Killerin, die ihn unnachgiebig verfolgt hatte und töten wollte.
„Wer ist diese geheimnisvolle Killerin? Vielleicht war es ja dieselbe Frau, die dich in Saint-Tropez beinahe erwischt hat!“, hatte Schneider laut gedacht, während er am Kühler des Peugeot lehnte und Stein beobachtete, der mit verschlossener Miene beim Treffpunkt vor den rostigen Benzintanks auf und ab gegangen war und versucht hatte, den Ablauf der letzten Stunden halbwegs logisch zu analysieren.
„Sie hat Tasha einfach erschossen, aber wahrscheinlich wollte sie mich treffen! Aber wenn sie die Killerin aus Saint-Tropez ist, wie hat sie dann den Zusammenstoß ihres Jetskis mit dem Fischerboot überlebt?“, hatte er Schneider gefragt, doch dieser hatte ziemlich ausweichend geantwortet.
„Das musst du in Berlin mit Müller von der ,Abteilung‘ klären, David! Natürlich habe ich mich umgehört: Der Jetski hat zwar das Fischerboot im Hafen gerammt, aber es wurde bis jetzt keine Leiche gefunden, was ziemlich merkwürdig ist, da die Unterströmung zurück in den Hafen führt. Wahrscheinlich ist Leyla vorher abgesprungen und zurückgeschwommen.“
„Ja, so kann es gewesen sein“, hatte David überlegt, wollte noch etwas sagen, doch Schneider hatte hektisch zum Aufbruch gedrängt.
„Wir können später darüber reden, David! Los, in den Hubschrauber! Bald ist die französische Polizei hier im Großeinsatz, bis dahin muss auch der schrottreife Rolls-Royce verschwunden sein!“ Übertrieben hektisch hatte Schneider ihn am Arm gepackt, zum wartenden Hubschrauber gezerrt und David war nichts anderes übrig geblieben, als hineinzuklettern und nach Nizza zu fliegen.
*
In dem riesigen Hangar der mobilen Einsatztruppe in dem verlassenen Industriegebiet oberhalb von Nizza standen verschiedene Container, die als Unterkünfte, Waschanlagen und Werkstätten dienten. David saß im Media-Room und wartete auf eine sichere Satellitenverbindung nach Berlin zu Müller. Als der Bildschirm endlich hell wurde, sah David zunächst nur die blonden, an den Seiten hochgeschorenen Haare von Müllers Assistentin Robyn.
„Hallo, Stein!“, hörte er sie murmeln, ohne dass sie den Kopf hob. „Der Boss ist sofort einsatzbereit. Er braucht nur noch einige Daten.“
„Gibt es Aufzeichnungen der gesamten Operation?“, fragte David.
„Ja, die gibt es!“
„Ich möchte selbst
Weitere Kostenlose Bücher