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Der Hurenkiller - Teil 1

Der Hurenkiller - Teil 1

Titel: Der Hurenkiller - Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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ich zweimal in der Woche auswärts esse«, antwortete Wegner ihr
grimmig. Noch bevor allerdings diese freundliche Unterhaltung, rund um die
Gaumenfreuden der Kantine fortgesetzt werden konnte, unterbrachen wilde Schreie
vom Flur her die Debatte.
    »Was ist
denn da los«, brummte Wegner und erhob sich für seine Verhältnisse sogar recht
flink. »Los alle raus ... da brauchen Kollegen Hilfe.« Die Beamten sprangen auf
und eilten hinter Wegner auf den breiten Hauptflur des Reviers, von dem aus
alle weiteren Gänge abzweigten. Von Schreien und wilden Flüchen begleitet sahen
sie eine Handvoll ihrer Kollegen, die einen wahren Riesen zu bändigen
versuchten. An jedem Arm hingen zwei der Polizisten und wirkten dabei wie Puppen,
die der Wind umherschleuderte. Ein weiterer Beamter hatte diesen Koloss von
hinten im Schwitzkasten gepackt und baumelte auf dessen Rücken wie ein kleines
Kind auf seinem großen Bruder. Der Riese hingegen war der traurigste Anblick
den Wegner in seiner Dienstzeit je zu Augen gekommen war. Er weinte bitterlich
und schrie so verzweifelt, dass man ihn am liebsten in den Arm genommen und
getröstet hätte, anstatt ihn zu verhaften. Wobei das Blut, welches an seiner
ärmlich wirkenden Kleidung klebte, nicht besonders vertrauenerweckend wirkte.
    Jetzt
trat ein weiterer Beamter dem armen Kerl in die Kniekehle, was den Hünen abrupt
zum Einknicken zwang. Wie ein Rudel hungriger Wölfe stürzte sich nun ein gutes
Dutzend Uniformierte auf den Fleischberg und schaffte es tatsächlich diesen mit
Handschellen und Kabelbindern zu fesseln. Seine Bewegungen wurden träger und
kraftloser. Sein weinendes, hilfloses Geschrei, welches wie von einem kleinen
Kind klang, nahm allerdings noch zu.
    »Holen
sie sofort einen Arzt«, schrie Wegner den Schichtleiter an, »der Mann braucht
eine Beruhigungsspritze ... na los!«
    Fast
grotesk wirkte die Situation. Wegner fühlte sich an Schulhofbalgereien
erinnert. Wie ein Haufen »Erstklässler« turnten seine Kollegen auf diesem
Koloss herum, der im Vergleich eine fünfte ... nein - eher eine zehnte Klasse
besuchte. Als jetzt einer der Beamten wie schwerelos an die Wand flog,
beschlich Wegner eine komische Vermutung. Diese unkontrollierte Kraft und
Brutalität - konnte das der Hurenkiller sein?

Kapitel 4
     
    Nachdenklich
saß Wegner an seinem Schreibtisch und beobachtete Rex beim Zerkauen eines
Schweineohres. Bis heute Mittag würde der alte Haudegen damit beschäftigt sein.
Seitdem eine Nachbarin ihm diesen Tipp gegeben hatte, waren zumindest seine
Schuhe von weiteren Hundeattacken verschont geblieben.
    Wegners
Gedanken kreisten um diesen Riesen und darum, ob es tatsächlich möglich war,
dass ihnen der berühmte »Kommissar Zufall« zu diesem Fahndungserfolg verholfen
hatte. Es schien fast zu einfach und zu schön, als dass es wahr sein konnte.
Würde das Morden endlich ein Ende finden? Und was hatte diesen Mann dazu
gebracht, so viele unschuldige Frauen auf derart bestialische Art und Weise zu
töten? Der Kerl machte so einen freundlichen und eher hilflosen Eindruck.
    Es
klopfte an der Tür.
    »Herein«,
brummte Wegner.
    »Polizeimeister
Gieler ... Morgen Herr Hauptkommissar.«
    »Morgen.«
Wegner schaute nicht einmal auf, sondern beobachtete unverändert Rex, der sich
auf die Seite gelegt hatte und weiter das Schweineohr sezierte.
    »So
schnell sieht man sich wieder«, fuhr der leicht verunsicherte junge Beamte
fort. Jetzt jedoch sah Wegner auf und erkannte einen der beiden
Streifenpolizisten, die ihn in der letzten Nacht anfangs so rüde behandelt
hatten.
    »Ach sie
sind es«, begann er nun etwas freundlicher. »Setzten sie sich.«
     
    Der
junge Kollege berichtete davon, wie sie, nur kurz nachdem der Abschleppwagen
mit dem Auto der jungen Frau davongefahren war, auf diesen Berg von Mann
getroffen seien. Zuerst noch hatten sie an einen Landstreicher oder Obdachlosen
gedacht, dann allerdings war ihnen im Vorbeifahren das Blut an seiner Kleidung
aufgefallen. Wie unter Drogen, völlig unkontrolliert aber ohne jegliche Angst
oder Vorsicht, sei der Mann minutenlang Richtung Billbrook gewandert. Als dann
weitere drei Funkstreifen zur Verstärkung eintrafen, wagten die Beamten einen
gemeinsamen Zugriff. Das Einsatzfahrzeug, in dem sie den Riesen danach zur
Wache transportierten, war kompletter Schrott, so heftig war der Mann darin
durchgedreht.
    »Hat er
nach seiner Festnahme irgendetwas gesagt«, wollte Wegner wissen.
    »Er hat
die ganze Zeit geschrien und geflucht ... aber

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