Der Hurenkiller - Teil 1
diesen
Schmierfinken zumindest noch keine wirklichen Neuigkeiten geboten hatte. Sie
nutzen ihn lediglich dafür, schon lange kursierende Gerüchte bestätigt zu
finden.
Eines
jedoch hatte er anscheinend geschafft. Mit drakonischen Strafen hatte er seinen
Kollegen gedroht, falls etwas über den Tod dieses Riesen vorab an die Presse
dringen würde. Diese Drohungen hatten ihre Wirkung offensichtlich nicht
verfehlt.
»So ...
Ruhe bitte«, begann er erneut und genoss das Gefühl, diesem Haufen
sensationslustiger Möchtegern-Reportern nun den finalen Stoß zu versetzen:
»Bereits am heutigen Mittag jedoch hat sich der Hauptverdächtige dann in seiner
Arrestzelle das Leben genommen.«
Ein
ungeahnter Sturm brach los und fast schien es, als ob die Meute dem
davoneilenden Wegner nachstellen wollte. Ein paar der Beamten allerdings konnte
ihr Vordringen ins Innere des Reviers verhindern und trieb die Reporter nun zur
breiten Tür des Saals hinaus.
Eine
Reporterin allerdings blieb nachdenklich sitzen und wirkte nun, so ganz allein,
wie verloren zwischen den engen Stuhlreihen. Einer der Uniformierten näherte
sich ihr und wollte auch sie zum Gehen auffordern: »Entschuldigung«, begann er
relativ gefühlvoll, »würden auch sie bitte den Saal verlassen?!«
Die Frau
schaute den jungen Polizisten sympathisch an. »Nein! Bitte sagen sie Kommissar
Wegner, dass ich ihn sprechen möchte ... dringend.«
»Und wen
darf ich ankündigen?«, erkundige sich der Beamte nun höflich.
»Vera
Meiser ... vom Abendblatt.«
Kapitel 7
Zum
Platzen gefüllt war das kleine Büro. So wie eben noch die Reporter, wollte nun
jeder der Kollegen es genau wissen. Tausend Fragen hatten sie und konnten es
kaum erwarten, auch das letzte widerwärtige Detail über den Selbstmord zu
erfahren.
Ein
lautes Klopfen an der Tür ließ den Raum urplötzlich komplett verstummen. Ein
junger Beamter steckte den Kopf herein: »Entschuldigung, Herr Hauptkommissar
... hier ist eine Vera Meiser für sie ... vom Abendblatt.« Noch bevor Wegner
hätte protestieren können schob sich die Frau nun in den Raum und löste damit
eine bewundernde Stille aus. Sie war zwar geschätzte Mitte Vierzig, aber
trotzdem über alle Maßen attraktiv. Dunkelbraunes, fast schwarzes Haar rahmte
ein ebenes Gesicht mit einem Mund, der einem nur ein einziges Wort
entgegenschrie: »NEIN! ... hör nicht auf ... bitte!«
Auch der
Rest dieser Frau konnte jedem, chronisch untervögelten Polizeibeamten nur den
Atem rauben. Ein Rock, der weder zu kurz, noch zu lang wirkte und eine
Oberweite, die an das Münchner Oktoberfest erinnerte, setzten der Fantasie
keine Grenzen.
»Manfred«,
hörte Wegner den ersten seiner Kollegen anerkennend aus der Meute heraus.
»Hut
ab«, gab noch ein Anderer seinen unpassenden Senf dazu.
»Raus
jetzt«, brüllte Wegner seine Kollegen an, »es sei denn, ihr wollt ab morgen
wieder Streife fahren.« Nun wandte er sich an Vera Meiser: »Frau Meiser. Setzen
sie sich doch ... bitte.« Sogar eine leichte Verbeugung deutete er an, als er
der Reporterin einen Stuhl vor seinen Schreibtisch schob.
»Vielen
Dank, Herr Kommissar.«
»Hauptkommissar
bitte ... so viel Zeit muss sein«, erwiderte Wegner lachend. »Aber was kann ich
für sie tun, liebe Frau Meiser? Sie kommen doch sicher nicht nur, um meinen
Kollegen den Kopf zu verdrehen?!«
»Die
Frage ist wohl eher, was ich für sie tun kann«, antwortete Vera Meiser gelassen
und strahlte Wegner dabei ganz offen an.
»Na dann
... ich bin ganz Ohr.«
Was
diese Frau zu berichten wusste, überstieg Wegners Erwartungen bei weitem. Der
tote Rumäne hieße Radu Scarleshi und würde sich seit fast eineinhalb Jahren
illegal in Deutschland aufhalten. Als EU-Bürger sei zwar zur Einreise kein
Visum erforderlich, aber für einen dauerhaften Aufenthalt oder gar Arbeit
benötige man, zumindest als Rumäne, mehr als nur einen Pass. Anfänglich hätte
Radu, gerade wegen seiner imposanten Statur, als Türsteher für diverse Clubs
auf der Reeperbahn gearbeitet. Als es dann aber zu oft Streit gab und er zwei
Zuhälter fast erschlagen hätte, tauchte er unter und versuchte in Billbrook
einen Job zu finden. Dort gäbe es haufenweise Schrotthändler, die ständig nach
kräftigen und möglichst billigen Arbeitern Ausschau hielten.
»Dort
habe ich ihn auch zum ersten Mal getroffen«, berichtete Frau Meiser
bereitwillig. »Auf Recherche in Sachen Dumpinglöhne und Schwarzarbeit«, fügte
sich geknickt hinzu.
»Na mit
offenen Armen wird man
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