Der Hurenkiller - Teil 1
nicht zu
den Befürwortern übereilter Schlüsse.
»Also -
was hast du?«, wollte Wegner wissen.
»Die
komplette DNA ... also zumindest die Voraussetzung dafür«, erklärte der Doc
grinsend. »Haut, Haare und sogar Blutspuren.«
»Woher?«
»Wir
haben einen der abgerissenen Arme unter dem Bett herausgezogen. Die Frau
scheint sich im Todeskampf in die Kopfhaut des Täters verkrallt zu haben. Auf
jeden Fall fanden wir unter ihren Fingernägeln alles, was wir brauchen.«
»Und
dafür mussten erst einmal fünf Frauen sterben, bis wir endlich die DNA von
diesem Ungeheuer haben?«, murmelte Wegner verbittert. »Wann hast du das
komplette Ergebnis?«
»In vier
bis fünf Stunden ... heut Mittag bekommst du meinen Bericht.«
Erst
jetzt bemerkte Wegner, dass es Halbfünf war. Ein Blick aus dem Fenster verriet
ihm, dass Hamburg nur ganz zaghaft zu neuem Leben erwachte. Rex lag mit zitternden
Vorderpfoten in seinem Korb und jagte im Traum wahrscheinlich einen Hasen ...
oder einen Crackdealer.
Kapitel 3
Es ging
schon auf Acht, als Wegner von Hunger und Kaffeedurst geplagt in die Kantine
schlurfte. Auch Stefan Hauser saß an einem der Tische und diskutierte angeregt
mit einigen weiblichen Beamten über Kosmetik. »Seltsam, wie die meisten Frauen
auf Schwule reagieren«, dachte Wegner kopfschüttelnd. Witzig, sympathisch ...
ja fast euphorisch umgarnten sie seinen Kollegen, als ob sie insgeheim davon
träumten, die Tucke umzudrehen.
Demonstrativ
ließ Wegner sich am Ende des Tisches geräuschvoll auf einen der klapprigen
Stühle fallen und grummelte ein unfreundliches »Guten Morgen« dazu. Keine der
Frauen nahm auch nur Kenntnis von ihm, sodass er in Ruhe die Morgenpost
studieren konnte.
»Kopfgeld
für den Hurenkiller« titelte das Blatt am heutigen Tage geschmackvoll. Was
folgte war eine gründliche Abrechnung mit der Polizei im Allgemeinen und eine
besonders fiese Diskreditierung der ermittelnden Beamten ... allen vorweg
Hauptkommissar Wegner.
Beim
gestrigen Besuch des Chefredakteurs hatte Manfred Wegner diesem zum Schluss
sogar seine Dienstwaffe an den Kopf gehalten. Zu viele Ermittlungsdetails waren
an sein niveauloses Revolverblatt durchgesickert. Jeder Artikel der letzten
Wochen machte es dem Täter leichter und leichter die Ermittlungsarbeiten
vorauszusehen und sich somit der Verhaftung zu entziehen.
Als
dieser Bordsteinpaparazzi Einsicht in die Ermittlungsakten forderte, da platzte
Wegner endgültig der Kragen. Vom Stuhl hatte er diesen Schmierfink gerissen und
ihn an die Wand gedrückt. »Es seien doch nur Nutten«, meinte dieses dämliche
Arschloch dann auch noch zu seiner Verteidigung vorbringen zu müssen.
Manfred
Wegner war mit seinen fünfundfünfzig Lenzen zwar kein knackiger Jüngling mehr,
aber er hatte noch bis vor zehn Jahren geboxt und stellte seine Fähigkeiten
noch heute gerne unter Beweis - insbesondere bei menschlichem Abfall wie
diesem. Als ob ein dicker Ast bräche, quittierte das Nasenbein dieses
»Starreporters« Wegners Faustschlag. Wildes Geschrei folgte, sodass noch zwei
weitere Kollegen aus dem Nebenbüro hinzueilen mussten, um die Streithähne zu
trennen. Stefan Hauser hatte geistesgegenwärtig immer wieder »Angriff auf einen
Beamten« geschrien. Dem Schmierfink war klar, dass er gegen vier Polizeibeamte,
deren Aussage sich wie ein Ei dem anderen gleichen würde, nichts ausrichten konnte.
Blutend taumelte aus dem Raum, versäumte es aber nicht, nasal und wie eine Ente
quakend für Wegner noch eine freundliche Ankündigung zu hinterlassen: »Ich
schreib dich in Grund und Boden ... du brutales Schwein!«
Lachend ließ
der Hauptkommissar die Morgenpost auf den Tisch knallen. Jetzt allerdings fiel
sein deprimierter Blick auf das vertrocknete Käsebrötchen. Fast zu Tränen
konnte dieser Anblick von geschmacklosem Milcherzeugnis auf pappigem Backwerk
rühren. Nicht zu vergessen die bräunlich grüne Salatattrappe, welche das
traurige Bild entsprechend abrundete.
»Herta«,
brüllte Wegner die Kantinenfrau durch den kompletten Raum an, »... dieses
Brötchen lag doch schon letzte Woche in deiner Auslage, oder nicht?« Das gute
Dutzend Beamte bog sich vor Lachen. In der Dienststelle hieß es, dass die
Gefahren auf der Straße noch zu bewältigen seien, ein Essen in der Kantine
jedoch, auch den stärksten Bullen umhauen könnte.
»Du
meckerst seit zwanzig Jahren Manfred ... und wie man sieht, lebst du ja noch«,
pöbelte die korpulente Frau zickig zurück.
»Aber
auch nur weil
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