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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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hättest du damals deine Hand nicht gegen mich erhoben (Gott hat sie abgewendet), was wäre ich dann jetzt vor dir? Denn ich meinerseits hatte ja doch jenen Verdacht gegen dich; wir haben dieselbe Sünde begangen, die gleiche Sünde! (Runzle nicht die Stirn! Nun, und weshalb lachst du?) Du sagst, du hättest es nicht bereut. Aber selbst wenn du es gewollt hättest, du hättest es vielleicht gar nicht gekonnt, weil du mich eben nicht liebtest. Und wäre ich dir gegenüber unschuldig wie ein Engel, so wirst du mich trotzdem nicht leiden können, solange du denkst, daß sie nicht dich, sondern mich liebt. Das liegt im Wesen der Eifersucht. Aber nun hör einmal zu, Parfen; ich will dir sagen, zu welchem Resultat mich in dieser Woche mein Nachdenken gebracht hat: weißt du, daß sie dich jetzt vielleicht mehr liebt als irgendeinen andern, und sogar so stark, daß ihre Liebe um so größer ist, je mehr sie dich quält? Sie wird dir das nicht sagen, aber man muß verstehen, das zu durchschauen. Warum wird sie dich schließlich doch heiraten? Sie wird es dir später einmal selbst sagen. Manche Frauen haben es sogar gern, daß man sie so liebt, und gerade sie hat einen solchen Charakter! Und dein Charakter und deine Liebe haben sicherlich auf sie einen großen Eindruck gemacht! Weißt du, daß eine Frau imstande ist, einen Menschen durch ihre Grausamkeiten und Spöttereien zu martern, ohne dabei die geringsten Gewissensbisse zu verspüren, weil sie »Ja, ich trage es«, antwortete Rogoshin.
    »Nun, dann wollen wir gehen! Ich will mein neues Leben nicht ohne dich antreten, denn es hat allerdings ein neues Leben für mich begonnen! Weißt du es nicht, Parfen, daß heute für mich ein neues Leben begonnen hat?«
    »Jetzt sehe ich selbst und weiß selbst, daß das der Fall ist; ich werde es auch ihr berichten. Du bist ja ganz außer dir, Lew Nikolajitsch!«
IV
    Mit großem Vergnügen bemerkte der Fürst, als er sich mit Rogoshin seinem Landhause näherte, daß in seiner hell erleuchteten Veranda eine zahlreiche, lärmende Gesellschaft versammelt war. Es wurde lustig gelacht und geredet, anscheinend sogar unter Geschrei debattiert; man erkannte auf den ersten Blick, daß diese Leute die Zeit höchst heiter verbrachten. Und wirklich sah er, als er zur Veranda hinaufgestiegen war, daß alle tranken, und zwar Champagner tranken und dies, wie es schien, schon ziemlich lange getan hatten, so daß viele der Zechenden sich bereits in einem sehr angenehmen, angeregten Zustand befanden. Die Gäste waren lauter Bekannte des Fürsten, aber es war merkwürdig, daß sie sich alle auf einmal wie auf eine Einladung zusammengefunden hatten, obwohl der Fürst in Wirklichkeit niemand eingeladen und sich an seinen Geburtstag selbst soeben nur zufällig erinnert hatte.
    »Du hast gewiß jemand mitgeteilt, daß du Champagner spendierst, und da sind sie zusammengelaufen«, murmelte Rogoshin, als er hinter dem Fürsten die Veranda betrat. »Das kenne ich; solchen Leuten braucht man nur zu pfeifen...«, fügte er ingrimmig hinzu, offenbar in Erinnerung an seine eigene, noch nicht weit zurückliegende Vergangenheit.
    Alle begrüßten den Fürsten mit Freudenrufen und Glückwünschen und umringten ihn. Manche machten dabei viel Lärm, andere benahmen sich ruhiger, aber alle beeilten sich, ihm zu gratulieren, da sie von seinem Geburtstag gehört hatten, und jeder wartete auf den Augenblick, wo er an die Reihe kommen würde. Die Anwesenheit mancher Persönlichkeiten, so zum Beispiel Burdowskijs, war dem Fürsten interessant, aber am erstaunlichsten war es ihm, daß sich auch Jewgenij Pawlowitsch in dieser Gesellschaft befand; der Fürst traute kaum seinen Augen und bekam beinah einen Schreck, als er ihn erblickte.
    Unterdessen kam auch Lebedew, mit gerötetem Gesicht und sehr enthusiasmiert, herbeigelaufen und erklärte den Hergang; er war schon in hohem Grade fertig . Aus seinem Geschwätz war zu entnehmen, daß alle sich ganz natürlich, ja zufällig zusammengefunden hatten. Am frühesten von allen, noch vor Abend, war Ippolit gekommen und hatte, da er sich weit besser fühlte, den Fürsten in der Veranda zu erwarten gewünscht. Er hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht; dann war Lebedew hinzugekommen, hierauf dessen ganze Familie, das heißt General Iwolgin und die Töchter. Burdowskij war zugleich mit Ippolit angekommen, den er herbegleitet hatte. Ganja und Ptizyn waren erst vor kurzem, als sie gerade vorübergingen, eingetreten ihr Erscheinen fiel

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