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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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sich selbst an mich herangemacht; er kam eben zu mir und fing an, von einem Hauptmann Jeropegow zu sprechen. Ich wünsche überhaupt nicht, mit Ihnen zu verkehren, General, ich bin Ihnen schon früher aus dem Weg gegangen, wie Sie selbst wissen. Sagen Sie selbst: was geht mich der Hauptmann Jeropegow an? Um des Hauptmanns Jeropegow willen bin ich nicht hierhergezogen. Ich habe ihm nur laut meine Meinung gesagt, daß dieser Hauptmann Jeropegow vielleicht überhaupt niemals existiert hat. Und da hat er einen Höllenlärm gemacht.«
    »Zweifellos hat er nicht existiert!« sagte Ganja in scharfem Ton.
    Der General stand wie betäubt und blickte nur gedankenlos rings um sich. Die Worte seines Sohnes verblüfften ihn durch ihre ungewöhnliche Offenheit. Im ersten Augenblick konnte er gar keine Worte finden. Erst als Ippolit über Ganjas Antwort laut auflachte und rief: »Na, nun haben Sie es gehört, Ihr eigener Sohn sagt auch, daß es keinen Hauptmann Jeropegow gegeben hat«, erst da murmelte der Alte endlich ganz verwirrt:
    »Kapiton Jeropegow, nicht Hauptmann ... Kapiton... Oberstleutnant a. D., Jeropegow... Kapiton.«
    »Auch diesen Kapiton hat es nicht gegeben!« rief Ganja, der ganz außer sich war.
    »Aber... warum soll es ihn nicht gegeben haben?« murmelte der General, dem die Röte ins Gesicht stieg.
    »So lassen Sie es gut sein!« sagten Ptizyn und Warja beschwichtigend zu ihm.
    »Schweig, Ganja!« rief Kolja wieder.
    Aber der Umstand, daß sich jemand seiner annahm, hatte die Wirkung, daß der General wieder zu sich kam.
    »Wieso soll es ihn nicht gegeben haben? Warum soll er nicht existiert haben?« fuhr er seinen Sohn zornig an.
    »Ganz einfach, weil er nicht existiert hat. Er hat eben nicht existiert und kann überhaupt nicht existiert haben. Da haben Sie es! Lassen Sie mich in Ruhe, sage ich!«
    »Und das ist mein Sohn... das ist mein leiblicher Sohn, den ich... o Gott! Jeropegow, Jeroschka Jeropegow soll nicht existiert haben!«
    »Na, da sieht man's, bald heißt er Jeroschka, bald Kapiton!« warf Ippolit dazwischen.
    »Kapitoschka, mein Herr, Kapitoschka, nicht Jeroschka! Kapiton, Kapitän Alexejewitsch, hören Sie wohl, Kapiton ... Oberstleutnant... a. D. ... er heiratete Marja ... Marja ... Petrowna Su... Su... mein Freund und Kamerad... Sutugowa, als er sogar noch Fähnrich war! Ich habe mein Blut für ihn... mit meinem Leib gedeckt... dennoch gefallen. Kapitoschka Jeropegow soll nicht existiert haben, nicht auf der Welt gewesen sein!«
    Der General schrie vor Wut, aber so, daß man denken konnte, es ginge in dem Gespräch um die eine, bei seinem Geschrei aber um eine ganz andere Sache. Und wirklich hätte er zu anderer Zeit gewiß weit stärkere Beleidigungen ertragen, als es die Bemerkung über Kapiton Jeropegows Nichtexistenz war; er hätte wohl ein bißchen Geschrei erhoben, hätte eine Szene gemacht, wäre außer sich geraten, wäre aber doch schließlich nach seinem Zimmer hinaufgegangen, um sich schlafen zu legen. Aber das Menschenherz ist ein sonderbares Ding: jetzt traf es sich, daß gerade eine verhältnismäßig geringe Kränkung wie der Zweifel an Jeropegows Existenz das Gefäß zum Überlaufen bringen mußte. Der Alte wurde purpurrot, hob die Arme in die Höhe und schrie:
    »Genug! Mein Fluch... hinaus aus diesem Hause! Nikolai, bring meine Reisetasche, ich gehe... ich will fort!«
    Eilig, in höchstem Zorn, ging er hinaus. Nina Alexandrowna, Kolja und Ptizyn stürzten ihm nach.
    »Na, was hast du jetzt angerichtet!« sagte Warja zu ihrem Bruder. »Er wird am Ende wieder dorthin gehen. Welche Schande! Welche Schande!«
    »Er hätte nicht stehlen sollen!« schrie Ganja, der beinah vor Wut erstickte; plötzlich begegnete sein Blick dem Blick Ippolits, und Ganja fing fast an zu zittern. »Sie aber, mein »Höchstens der Dame zuliebe«, erwiderte Ippolit lachend und stand auf. »Wenn es Ihnen recht ist, Warwara Ardalionowna, bin ich Ihnen zuliebe bereit, mich kurz zu fassen, aber auch nur, mich kurz zu fassen, denn eine gewisse Auseinandersetzung zwischen mir und Ihrem Bruder ist durchaus notwendig, und ich werde mich unter keinen Umständen entschließen, beim Fortgehen hier eine Unklarheit zurückzulassen.«
    »Sie sind ganz einfach ein Klatschmaul!« rief Ganja. »Darum wollen Sie nicht weggehen, ohne Ihre Klatscherei vorgebracht zu haben!«
    »Sehen Sie wohl«, bemerkte Ippolit kaltblütig, »Sie haben schon jetzt die Selbstbeherrschung verloren. Wirklich, Sie werden es bereuen, sich nicht

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