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Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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geradezu teuflisches Aussehen verlieh. Der Roboter indessen marschierte unbekümmert weiter im Kreise herum und sang die Müllerslust.
    Sara wischte sich die Tränen aus den Augen und erkundigte sich nach dem Sinn der merkwürdigen Aufführung.
    »Wir haben Oskar repariert«, erklärte Gustav, »und wollten ausprobieren, ob er wieder funktioniert.«
    Sara hörte sich Oskars Gesang andächtig bis zu Ende an.
    »Na«, fragte Fredy, »was sagst du dazu?«
    »Er singt, als ob er nie gestottert hätte«, sagte Sara anerkennend, »woran hat es denn gelegen?«
    »Nur am Kiefergelenk.«
    »Danach seht ihr aber nicht aus.«
    Die Lotsen schauten sich gegenseitig an, und sogleich verzogen sich ihre Gesichter wieder zu teuflischen Grimassen.
    »Genug jetzt«, sagte Sara schnell, »ich bitte zu Tisch!«
    »So, wie wir aussehen?« fragte Boris.
    »Der Abend dämmert schon«, entgegnete Sara und wandte sich rasch ab.
    Die Lotsen und Oskar folgten ihr ins Freie und verfügten sich zu der in den Anlagen aufgestellten Festtafel. Der Roboter nahm am Büfett Aufstellung.
    »Ich habe eine Erklärung abzugeben«, sagte Boris unvermittelt.
    »Du bist wieder gesund?« vermutete Sara.
    »Nein«, entgegnete Boris, »ich war nie krank!«
    »Das ist nun doch ein starkes Stück!« rief Fredy. »Ich denke, ich mußte zu den WLADIMIRs, weil du ein steifes Bein hattest?«
    »Umgekehrt«, versetzte Boris, »ich habe ein steifes Bein gekriegt, damit du zu den WLADIMIRs mußtest.«
    »Und weshalb mußte ich dahin?«
    »Da fragst du besser Gustav.«
    Fredy wandte sich dem Altlotsen zu, der in seiner Verlegenheit etwas von einem gewissen Verdacht stotterte.
    »Hast du auch was mit dem Hammer gekriegt?« fragte Fredy spöttisch.
    Gustav wurde wütend. »Weshalb wolltest du denn nicht für den Funker einspringen? Weil du verliebt warst!«
    Jetzt wurde Fredy verlegen und stotterte etwas von einem gewissen Verdacht.
    »Du hattest den Verdacht«, sagte Gustav nun geradezu, »daß Sara und Boris sich heimlich trafen. Und weil du dich in Sara verliebt hattest, wolltest du die beiden nicht allein lassen. Deshalb hast du versucht, dich vor dem Einsatz zu drücken.«
    »Ich und in Sara verliebt!« protestierte Fredy, »wie kommst du auf die Idee?«
    »Ganz einfach«, erwiderte Gustav, »du warst eifersüchtig. Weshalb sonst hast du Oskar darauf eingestellt, Boris auf Schritt und Tritt zu folgen? Er konnte nicht mal allein auf die Toi . . .«
    »Schon gut«, unterbrach Boris den Altlotsen. »Hast du«, fragte er Fredy, »dem Roboter einen optischen oder einen akustischen Auftrag eingegeben?«
    »Einen akustischen«, erklärte Fredy und befahl den Roboter zu sich. »Jetzt werdet ihr gleich das Liebesgeflüster der beiden hören!« rief der Junglotse triumphierend und nahm Oskar die Kassette aus dem Rücken. »Und damit ist mein Verdacht eindeutig bewiesen!«
    Fredy drückte die Taste, und das Band lief ab. Es war aber nichts zu hören. Fredy blickte ratlos in die Runde. Da Gustav ein Grinsen nicht unterdrücken konnte, kam Fredy auf des Rätsels Lösung.
    »Du hast das Band gelöscht!« Der Junglotse sprang wütend auf.
    Gustav hingegen lehnte sich gemütlich zurück und sagte: »Es war nichts auf dem Band, was deinen Verdacht bestätigt hätte. Außer den Verlautbarungen, die während des Besuchs einer gewissen Örtlichkeit üblich sind, war kaum etwas Unterhaltsames zu hören. Aber vielleicht ist gerade das verdächtig.«
    »Was soll daran verdächtig sein?« Fredy setzte sich auf seinen Stuhl, sprang aber sofort wieder hoch. »Oder willst du damit sagen, daß die beiden etwas von Oskars Auftrag geahnt hatten und deshalb vorsichtig waren?«
    »Geahnt hatte ich schon etwas«, sagte jetzt Sara, »allerdings etwas ganz anderes.«

    »Und was, zum Teufel?« Der Junglotse ließ sich auf den Stuhl fallen und blickte Sara herausfordernd an.
    »Es handelt sich um ein gewisses Bein«, erklärte Sara.
    »Meinst du etwa ein steifes?« fragte Gustav.
    Jetzt sprang Boris vom Stuhl. »Du hast mich die ganze Zeit herumhinken lassen, obwohl du das Theater durchschaut hattest!«
    »In gewisser Weise war ich sogar an dem Theater schuld«, erklärte Sara. »Als ich merkte, daß Fredy im Begriffe war, sich in mich zu verlieben, habe ich ihn eifersüchtig gemacht.«
    »Indem du dauernd zum Strand gelaufen bist, wenn Boris dort zu tun hatte«, vergewisserte sich Fredy.
    Sara nickte.
    »Eifersucht«, meinte Gustav, »stachelt aber doch einen Verliebten eher an, statt ihn zu

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