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Der Jadereiter

Der Jadereiter

Titel: Der Jadereiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Kisten mit Bier und Whisky, Tanz, Sänger, Glücksspiele und vielleicht die eine oder andere Rauferei geben. Irgendwann werden die yaa-baa- Händlerauf ihren Motorrädern eintreffen. Das schlimmste wird der Verbrennungsofen sein. In dieser abgeschiedenen Gegend sieht er mit seinem hohen rostenden Kamin aus wie etwas aus dem frühen Dampfzeitalter. Er ist gerade groß genug für den geschmückten Sarg. Darunter befindet sich ein Rost mit Holzfeuer. Tagelang wird der Geruch von Pichais Fleisch die Luft erfüllen. Das Fleisch meines Bruders ist auch mein Fleisch.
    »Sie werden ihn in dem Ding verbrennen, stimmt’s?«
    Meine Mutter seufzt. »Ja, wahrscheinlich. Besuch mich bald. Oder soll ich zu dir fahren?«
    »Nein, nein, ich komme zu dir. Wenn alles vorbei ist.«
    Fat Som ist tatsächlich einmal sprachlos, als ich den Hörer auflege. Zwischen ihren Zähnen stecken Reischipskrümel. Sie möchte mir ihr Beileid aussprechen, kennt mich aber nicht gut genug. Ihr Karma hindert sie daran, Gefühle zu artikulieren; aufgrund einer Befleckung in einem früheren Leben ist sie dazu verurteilt, dick und voller Ressentiments zu sein. Immerhin gibt sie sich Mühe, etwas zu sagen, runzelt die Stirn, als ich das Zimmer verlasse, doch ich reagiere nicht darauf. Vom Flur aus höre ich das Telefon in dem Büro klingeln. Fat Som wird die Reischips hinunterschlucken müssen, bevor sie rangeht. Ich will gerade den Schlüssel ins Schloß meiner Tür stecken, die der einer Zelle ähnelt, als ich Fat Som rufen höre. Ich sehe, wie sie völlig außer Atem auf mich zuwalzt; ihre Fleischmassen schwabbeln unter ihrem Baumwollkleid.
    »Es ist für Sie.«
    Ich bin erstaunt, denn hier ruft mich niemand an. Wahrscheinlich hat sich jemand verwählt; ich reagiere nicht. Doch Fat Som läßt mir keine Ruhe. Als ich das Büro wieder betrete, weint sie wie ein Kind. Vielleicht, denke ich, hat meine eigene Tragödie ihr Karma verändert, vielleicht wird sie nun erlöst? Wenn Pichai tatsächlich als arhat gestorben ist, hat er dann jetzt an der Schwelle zum Nirwana die Kraft zu heilen? Ich lächle sie an, als ich den Hörer in die Hand nehme, und sie ist mir unendlich dankbar.
    Ich höre amerikanisches Englisch. »Könnte ich mit Detective Sonchai Jipeecheap sprechen?«
    Erst nach einer Weile merke ich, daß er versucht hat, meinen Familiennamen auszusprechen. »Am Apparat.«
    Mein Englisch hat fast keinen Thai-Akzent, obwohl es mit vielen anderen Einschlägen von Florida bis Paris gefärbt ist. Das hängt mit dem früheren Beruf meiner Mutter zusammen. Man hat mir gesagt, daß ich in Streßsituationen Englisch mit deutscher Präzision und bayerischem Akzent spreche. Von Fritz werde ich Ihnen bald erzählen.
    »Detective, tut mir leid, daß ich Sie zu Hause anrufe. Mein Name ist Nape, ich bin der stellvertretende Rechtsberater des FBI in der amerikanischen Botschaft in der Wireless Road. Wir sind gerade von Colonel Vikorn über den Tod von William Bradley, einem Sergeant der Marines, informiert worden, der der hiesigen Botschaft zugeteilt war. Soweit ich weiß, sind Sie für die Ermittlungen zuständig.«
    »Korrekt.« Der Schock hat meine Perspektive verzerrt. Findet dieses Gespräch auf einem anderen Planeten, in der Hölle, vielleicht sogar in einem der Himmel statt? Ich habe keine Ahnung, wie ich diese Unwirklichkeit in den Griff bekommen soll.
    »Soweit ich weiß, ist bei der Aktion auch Ihr Partner und enger Freund Detective Pichai Apiradee ums Leben gekommen. Ich möchte Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen.«
    »Ja.«
    »Wie Ihnen vermutlich bekannt ist, haben wir aufgrund einer Abmachung mit der thailändischen Regierung das Recht auf Zugang zu sämtlichen Erkenntnissen im Rahmen Ihrer Ermittlungen über den Tod eines amerikanischen Militärangehörigen. Umgekehrt wären wir bereit, Ihnen die forensischen Mittel des FBI zur Verfügung zu stellen. Wann würde es Ihnen passen, zu uns in die Botschaft zu kommen, damit wir uns über das weitere Vorgehen unterhalten können? Oder sollen wir Sie aufsuchen?«
    Am liebsten würde ich hysterisch lachen über die Idee, das FBI in meinem winzigen Wohnloch zu empfangen, in dem es nicht einmal Stühle gibt.
    »Ich komme zu Ihnen, aber wegen des Verkehrs müssen Sie mir ein bißchen Zeit geben.«
    »Gut, Detective. Ich würde Ihnen ja einen Wagen schicken, aber ich fürchte, das löst das Problem nicht.«
    »Stimmt. Ich bin bald bei Ihnen.«
    Ohne noch einmal in mein Zimmer zurückzukehren, gehe ich die

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