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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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eine Geliebte zugelegt, mit der es allerdings im Bett auch nicht geklappt hat. Sie hat ihn nicht nur finanziell ausgenommen, sondern auch aufs Schlimmste gedemütigt. So, wie Frau Maibaum sie mir beschrieben hat, kann es sich dabei eigentlich nur um Jeanette Liebermann gehandelt haben.«
    Er atmete wieder kräftig durch, bevor er fortfuhr.
    »Danach hat er es noch einmal mit einer andern Frau versucht, ich nehme an mit Judith Kassner. Doch es ist wohl bei dem Versuch geblieben. Er ist an seinem Problem irgendwie zerbrochen, aber nach den Demütigungen, die er vor allem von dieser einen Frau hinnehmen musste, ist bei ihr offensichtlich die ganze Wut, die sich seit dem Tod ihres Vaters über all die Jahre in ihr aufgestaut hatte, zu unbändigem und auch unkontrolliertem Hass geworden. Sie war nur noch auf diesen einen Punkt fixiert, dass alle Frauen, die unter dem Sternzeichen Skorpion-Löwe geboren wurden, schlecht sind. Nachdem sie gestern gegangen war, habe ich lange mit mir gerungen, wie ich es anstellen könnte, die Polizei auf die richtige Spur zu bringen, ohne meine Schweigepflicht zu verletzen. Zum Glück brauche ich mir darüber jetzt keine Gedanken mehr zu machen.«
    »Hat sie irgendetwas von Lewell erwähnt?«
    »Nein, mit keinem Wort. Sie hat nur gesagt, sie habe in den vergangenen Jahren eine Hand voll Liebhaber gehabt, und ich gehe einfach mal davon aus, dass Lewell einer von ihnen war.« Richter lehnte sich zurück, wandte den Kopf zum Fenster hin, holte eine Zigarette aus seiner Jackentasche und zündete sie an.
    »Sie haben auch mit ihr geschlafen, nicht?«, sagte Durant.
    »Wahrscheinlich hat sie es Ihnen erzählt. Und warum sollte ich lügen, ja, ich habe mit ihr geschlafen. Aber da wusste ich noch nichts von ihrem schrecklichen Geheimnis. Ich hätte jeden und jede verdächtigt, sogar Viola Kleiber, aber Carmen, nein. Das ist das Rätselhafte an psychopathischen Persönlichkeiten, sie lassen sich kaum in die Karten schauen. Alles, was sie sagen, kann Wahrheit sein oder auch Lüge. Bei ihnen verschmelzen Wahrheit und Lüge so sehr, dass sie am Ende selbst nicht mehr wissen, was nun wahr und was gelogen ist. Es ist eine Herausforderung für jeden Psychologen, das herauszufinden. Und noch was, ein Psychopath wird niemals eingestehen, ein Psychopath zu sein. Er würde nie zugeben, verrückt zu sein. Aber das ist genau das, was ein Psychopath auch ausnutzen kann …«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Durant stirnrunzelnd.
    »Ganz einfach, Psychopathen tun so, als wären sie völlig normal, lassen aber dennoch gerne verschiedene Gutachten über ihre Persönlichkeitsstruktur erstellen, wohl wissend, dass diese Gutachten unter Umständen vor Gericht zu ihren Gunsten verwendet werden könnten. Was letztendlich auch Auswirkungen auf das Strafmaß hätte. Nehmen wir an, es werden drei Gutachter beauftragt, sich mit Frau Maibaum auseinander zu setzen, und zwei kommen zu dem Schluss, dass sie nur bedingt zurechnungsfähig ist … Nun, den Rest können Sie sich selbst zusammenreimen. Und Frau Maibaum ist mit allen Wassern gewaschen.«
    »Was später vor Gericht passiert, ist nicht mein Problem, wirklich …«
    »Nur noch eines, Frau Durant. Bevor Frau Maibaum gestern zu mir gekommen ist, hatte ich mit Frau Kleiber einen Termin. Danach war ich fast sicher, dass sie hinter den Morden steckt. Ich habe wirklich gehofft und gebetet, dass ich Unrecht behalten würde. Mein Gott, bin ich froh, dass sie es nicht war.«
    »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, Professor Richter, aber Sie hatten ja auch zu Jeanette Liebermann sexuellen Kontakt.«
    Richter nickte. »Ja, seit einigen Jahren. Aber wir haben uns nur selten getroffen, sie war ja kaum einmal in Frankfurt. Aber das wissen Sie ja schon seit Samstag.«
    »Was für eine Frau war sie?«
    »Exzentrisch, leidenschaftlich, hemmungslos, und ja, sie konnte durchaus verletzend sein. Mir gegenüber hat sie sich eigentlich immer recht anständig verhalten, allerdings weiß ich von anderen Leuten, dass sie sehr jähzornig werden konnte. Und sie hat sich genommen, was sie kriegen konnte. Ich frage mich nur: Wie ist Frau Maibaum an Jeanette rangekommen, wenn Jeanette doch Herrn Maibaum so gut kannte? Wie hat sie sich überhaupt das Vertrauen der andern Opfer erschlichen?«
    »Das kriegen wir schon noch raus. Vielen Dank erst mal für Ihre Hilfe. Eine Frage noch – wie können wir sie zum Reden bringen? Im Moment schweigt sie nämlich beharrlich.«
    Richter zuckte die

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