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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Corsa. Zwei Minuten vor sieben betrat sie das Büro. Noch war sie allein. Sie erstellte sofort eine Liste, was welche Kollegen während des Tages zu erledigen hatten. Um Viertel nach sieben, Berger war entgegen seiner sonstigen Gewohnheit noch immer nicht da, fuhren die ersten los, um die Häuser, die Carmen Maibaum gehörten, zu inspizieren.
    Als Berger wenig später ins Büro kam, hatte er einen hochroten Kopf, knallte die
Bild
-Zeitung auf den Tisch und brüllte: »Woherweiß dieser Schmierfink, dass es eine Frau ist? Woher weiß er überhaupt, dass wir sie haben?«
    Durant zuckte die Schultern, gab sich ahnungslos, zündete sich eine Gauloise an. »Keinen Schimmer. Aber Sie kennen doch diese Journalisten, die sind wie Bluthunde und finden immer alles raus. Vielleicht hat er uns beschattet, wer weiß?«
    »Wenn ich rauskriege, dass Sie oder Hellmer oder irgendein anderer dem die Information zugesteckt hat, wird das Konsequenzen haben! Haben Sie mich verstanden?«
    »Chef«, erwiderte sie, stützte sich auf die Schreibtischkante und sah Berger mit unschuldigem Augenaufschlag an, »ich weiß doch selbst, dass nur die Presseabteilung die Medien informieren darf. Und ich glaube auch nicht, dass irgendein anderer geplaudert hat. Ungeschehen können wir es eh nicht mehr machen.«
    »Ach, was soll’s auch«, meinte er mit einer wegwerfenden Handbewegung und ließ seinen massigen Körper in den Sessel fallen. »Von mir aus können die schreiben, was sie wollen.« Er sah Durant von unten herauf an und fragte mit einem vielsagenden Grinsen: »Und Sie waren’s wirklich nicht?«
    »Was hab ich schon mit der Presse zu tun?«, antwortete sie mit Unschuldsmiene.
    »Hätte ja immerhin sein können. Wann beginnen Sie mit der Vernehmung?«
    »Um acht, wie abgesprochen.«
    Sie ging grinsend in ihr Büro. Sie wusste, dass Berger wusste, dass sie Kuhn die Information hatte zukommen lassen. Und wenn er sich bisweilen auch aufführte wie ein wilder Stier, so war er in bestimmten Momenten doch ganz in Ordnung.

Dienstag, 8.00 Uhr
     
    Polizeipräsidium Frankfurt. Vernehmungszimmer.
    Durant und Hellmer waren allein mit Carmen Maibaum im Raum. Hinter dem großen Spiegel, der in der Mitte der Wand ins Mauerwerk eingelassen war, saßen Berger, Kullmer und Frau Güttler im Nebenzimmer und verfolgten das Verhör. Carmen Maibaum machte einen ausgeruhten, selbstsicheren Eindruck. Sie stellte sich ans Fenster und schaute hinaus auf die Straße, auf den Verkehr, der zähflüssig unter ihr vorbeizog. Das Mikrofon war eingeschaltet, das Tonband lief, die Videokamera erfasste etwa drei Viertel des Raums.
    Carmen Maibaum hatte drei Schachteln Zigaretten mitgebracht. Sie rauchte eine Benson & Hedges.
    »Frau Maibaum, wie fühlen Sie sich heute?«, fragte Durant.
    »Danke, es geht mir gut. Haben Sie schon mit Richter gesprochen?«
    Die Tür ging auf, Kullmer winkte Durant zu sich. Er flüsterte: »Richter ist am Apparat. Übernehmen Sie mal.«
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte sie zu Hellmer und ging in das Zimmer nebenan. Sie nahm den Hörer in die Hand.
    »Professor Richter?«
    »Ja. Ich war gestern Abend nicht zu erreichen und habe den Anrufbeantworter erst vorhin abgehört. Was gibt es denn so Dringendes?«
    »Das möchte ich eigentlich nicht am Telefon mit Ihnen besprechen. Allerdings möchte ich Sie bitten, so schnell wie möglich aufs Präsidium zu kommen. Sie wissen ja, wo unsere Büros sind; Sie brauchen nur den Gang ein Stück weiter nach unten zu gehen, fast am Ende ist rechts eine Tür zum Vernehmungszimmer, etwas weiter noch eine Tür. Wann können Sie hier sein?«
    »In zwanzig Minuten.«
    »In Ordnung.«
    Julia Durant kehrte in das Vernehmungszimmer zurück. Carmen Maibaum stand noch immer am Fenster, den Blick nach draußen gerichtet. Hellmer saß am Tisch und beobachtete sie aufmerksam. Ihre Ruhe und Gelassenheit irritierten ihn. Es gab seiner Meinung nach nur zwei Gründe für diese Ruhe, entweder würde sie gleich eine Bombe platzen lassen und sagen, sie habe mit den Morden überhaupt nichts zu tun, oder sie war sich keiner Schuld bewusst.
    »Frau Maibaum, Professor Richter wird in ein paar Minuten hier sein. Wollen wir trotzdem schon einmal anfangen?«
    Sie zuckte gelangweilt die Schultern. »Von mir aus«, antwortete sie, drehte sich um, lehnte sich gegen die Fensterbank, die Hände unter der Brust verschränkt. Sie sah die Kommissarin herausfordernd an.
    »Frau Maibaum, ich möchte noch einmal die Frage von gestern Abend

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