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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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die jenseits der Norm liegen.«
    »So, Sie haben also Psychologie studiert. Dann müssten Sie ja eigentlich etwas über Kindheitstraumata wissen.«
    »Ich weiß mehr, als Sie glauben. Und Sie werden mir nie das Wasser reichen können.«
    »Wie Sie sehen, kann ich es doch. Es hat nur ein bisschen gedauert, bis wir Sie hatten …«
    »Acht Tote nennen Sie ein bisschen!« Carmen Maibaum lachte hämisch auf. »Sie hatten mich erst, als ich fertig war. Und auch nur deshalb, weil ich dummerweise einmal dem Wort eines kleinen lausigen Angestellten vertraut habe.«
    »Tja, das war allerdings für eine Frau Ihres Kalibers sehr dumm und sehr leichtgläubig! Man sollte eben nicht auf alles hören, was andere sagen. Aber um noch mal auf das Sternzeichen zurückzukommen, ich bin übrigens auch Skorpion mit Aszendent Löwe. Wenn wir früher draufgekommen wären, hinter was für einem Typ Frau Sie her waren, hätte ich mich als Lockvogel zur Verfügung gestellt. Es wäre bestimmt eine interessante Erfahrung für mich geworden. Mich hat noch nie einer ans Bett gefesselt und geknebelt, geschweige denn mir die Brustwarzen abgebissen … Was ist das eigentlich für ein Gefühl, wenn man als Frau einer andern Frau die Brustwarzen abbeißt? Fühlt man da nicht selber diesen unglaublichen Schmerz?«
    Carmen Maibaum rauchte und sah die Kommissarin mit spöttischem Blick an. Schweigen.
    Schließlich sagte sie: »Sie haben schöne große Brüste, soweit ich das durch Ihre Bluse beurteilen kann. Wir können’s ja mal ausprobieren, wie es sich bei Ihnen anfühlt.« Sie fuhr sich mit der Zunge genüsslich über die Lippen, während sie die Kommissarin herausfordernd anschaute.
    Julia Durant ging auf die offene Provokation nicht ein, sondern stand auf, stellte sich ans Fenster und sah hinunter auf die Straße. Sie zwang sich, an etwas Schönes zu denken, an Meer, Sonne, Strand, Urlaub, einen Wald, an Vögel oder Katzen, die sie so liebte. Nach einer Weile drehte sie sich um, zündete sich eine Gauloise an und kam zurück an den Tisch. Sie sprach mit ruhiger Stimme. »Hatten Sie eigentlich zu irgendeiner Zeit Mitleid mit ihren Opfern? Was ist mit Maria van Dyck? Sie war noch so jung und unschuldig. Sie hatte keinem Menschen etwas zuleide getan, sie war im wahrsten Sinne des Wortes unschuldig.«
    »Keine von ihnen ist unschuldig«, erwiderte Carmen Maibaum kühl. »Ich meine natürlich, kein Mensch ist unschuldig, Babys vielleicht ausgenommen.«
    Die Tür ging auf, Kullmer gab Durant ein Zeichen. Sie stand auf, Richter war gekommen.
    »Was gibt es so Dringendes, dass Sie mich hierher bestellen?«, fragte er. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn und war außer Atem.
    »Gehen wir kurz in mein Büro, dort sind wir ungestört.« Durant setzte sich hinter ihren Schreibtisch und deutete auf einen Stuhl.
    »Wir haben den Täter, oder besser gesagt, die Täterin. Carmen Maibaum.«
    Richter senkte den Blick, atmete tief durch. »Was für ein Glück«, murmelte er.
    »Sie sagt, wir sollen mit Ihnen sprechen, wenn wir wissen wollen, warum sie die Morde begangen hat. Was hat sie Ihnen erzählt? Und vor allem, wann?«
    Richter beugte sich nach vorn, die Arme auf die Oberschenkel gestützt, die Hände gefaltet, den Blick zu Boden gerichtet. »Sie war gestern bei mir. Da ist zum einen ein Kindheitstrauma, das sie nie verarbeitet hat. Als sie sieben war, hat ihr Vater, den sie, wie sie mir sagte, über alles geliebt hat, ihre Mutter mit einem Liebhaber im Bett erwischt. Es kam zu einer Auseinandersetzung, er hat gedroht, sich das Leben zu nehmen, woraufhin er von seiner Frau ausgelacht und verhöhnt wurde. Kurz darauf hat er sich quasi vor den Augen von Frau Maibaum vom Balkon gestürzt. Später hat ihre Mutter einen reichen Mann geheiratet, der Carmen, ich meine Frau Maibaum, adoptiert hat. Von ihm hat sie auch die Häuser geschenkt bekommen. Zu ihm hat sie ein relativ gutes Verhältnis, zu ihrer Mutter hat sie kaum noch Kontakt. Mit knapp zwanzig hat sie Alexander Maibaum kennen gelernt und geheiratet. Es muss so etwas wie die ganz große Liebe gewesen sein. Sie sagt, sie habe niemals einen Menschen so sehr geliebtwie ihn und sie würde auch für den Rest ihres Lebens keinen mehr so lieben können. Das Fatale war, dass Maibaum vor ein paar Jahren aus bis jetzt unerfindlichen Gründen impotent wurde. Für sie war das offensichtlich weniger ein Problem als für ihn. Sie hat ihn sogar dazu ermutigt, zu einer Hure zu gehen, was er abgelehnt hat. Aber er hat sich

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