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Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Green
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Augen uralt waren – mindestens fünfunddreißig! – erwarteten. Alle Frauen an Bord der Archangel waren vergeben. Kein Wunder, dass die Jugendlichen nach Brisbane fahren wollten, um zu sehen, ob dort weitere Chatfields lebten.
    Es gab also drei Stimmen für Brisbane wie auch für Gulf Harbour – und damit noch keine Entscheidung.
    »Dann fahren wir nach Brisbane«, rief Jessica aus der Koje. »Ich schließe mich Fergus an.«
    Mark seufzte erleichtert auf. Jetzt gab es eine Mehrheit für Brisbane, ohne dass er sich selbst an der Abstimmung beteiligen musste. Vielleicht würde Steven die Situation nun akzeptieren, ohne ihm Vorwürfe zu machen. Der Tag war gerettet. Die Logik hatte gesiegt.
    Sie mussten unbedingt frisches Blut finden. Von den zehn Familienmitgliedern, die Mark und Steven in Neuseeland zurückgelassen hatten, als sie auf der Suche nach Überlebenden nach England gesegelt waren, waren nur zwei männlich. Christopher hatte sich sterilisieren lassen, und Marks Enkel Zach war erst elf. In der Gemeinschaft in Neuseeland gab es also keinen einzigen zeugungsfähigen Mann. Und von den Verwandten in England waren weniger als ein Drittel Männer. Auf der Archangel befanden sich elf Personen, und unter den acht männlichen Nachfahren der Chatfields waren vier Erwachsene und zwei Jugendliche.
    Mark war sich seiner Verantwortung bewusst. Der Fortbestand der Familie hing von ihm ab. Er musste sie sicher zurück nach Neuseeland bringen. Und wenn er weitere Verwandte fand, die die Pandemie überlebt hatten, musste er sie in seine Gemeinschaft integrieren.

4
    Mark hätte sich noch viel größere Sorgen um das Überleben der Chatfield-Familie gemacht, wenn er geahnt hätte, was sich nach seiner Flucht in Haver abspielte.
    Die Überlebenden der Steeds, Morgans, Daltons und Greys kauerten in ihren Quartieren um den Lawn Court und warteten, bis sie sicher sein konnten, dass Nigel und seine Söhne nicht wieder auftauchten. Erst dann wagten sie sich hinaus. Paul Grey und seine Tochter Cheryl rannten über den Rasen zu der Stelle, wo Bridget lag. Sie war bei Bewusstsein und hatte fürchterliche Schmerzen. Die praktisch veranlagte Frau hatte nach der Pandemie beschlossen, sich den Kopf zu rasieren, und unter dem kahlen Schädel trat das schmerzverzerrte Gesicht noch deutlicher hervor. Die Blutflecken auf ihrem Kittel zeigten, dass sie rechts in den Rücken geschossen worden war – ein glatter Durchschuss. Eine zweite Kugel war hinter dem Knie ins Bein eingedrungen. Sie hatte eine Menge Blut verloren. Als sie über den Lawn Court zum Quartier der Greys getragen wurde, blutete sie noch immer. Ihr Vater und ihre Schwester konnten nicht mehr tun, als Tücher auf die Wunden zu pressen und zu versuchen, die Blutungen zu stillen. Allison, die Einzige der Gemeinschaft, die Erfahrungen in der Krankenpflege hatte, war mit Mark geflohen.
    Diana Morgan rannte über den Lawn Court zum Körper ihrer Tochter. Sie sank auf die Knie und starrte in Melanies weißes, lebloses Gesicht. In ihrem durchdringenden Blick spiegelten sich Hass und Rachegedanken, doch ihre Augen blieben trocken. Ihre weinende Tochter Theresa trat zu ihr und legte die Arme um ihre Mutter. Diana schob sie grob zur Seite.
    Schluchzend hoben Duncan und Jennifer Steed den leblosen Körper ihres Bruders Cameron hoch und trugen ihn zum Rosengarten auf der Westseite des Hofes. Camerons jammernde Töchter folgten ihnen. Dann holten sie die Leichname von Warren und Charlene Dalton und legten sie neben den von Cameron. Mit Ausnahme von Charlenes beiden jungen Töchtern, die immerzu fragten, was mit ihrer Mutter geschehen sei, war die Dalton-Familie in Haver ausgelöscht.
    Duncan und Jennifer gruben mit Hilfe der älteren Kinder vorsichtig die Büsche aus dem Rosengarten aus und schaufelten ein großes Grab. Sie hätten die Toten gerne an der Seite von Tante Margaret begraben, doch ihre Angst, Nigels Bowlingrasen noch einmal zu betreten, war zu groß.
    Als sie das Grab ausgehoben und Dianas Einverständnis erhalten hatten, Melanies Leichnam zu den anderen zu legen, war es dunkel geworden. Im Licht einer einzigen Kerze senkten sie die vier Leichname in ein Grab. Theresa hielt die Beerdigungsrede, so gut sie sich daran erinnern konnte, und mit Ausnahme von Diana sprachen alle das Vaterunser. Auch Kirchenlieder zu singen trauten sie sich nicht mehr.
    Duncan und Jennifer schaufelten Erde in das Grab und pflanzten die Rosenstöcke sorgfältig wieder in die Erde, die nun auf dem Rasen

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