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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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der Tanzfläche oder auf der Treppe, die nur dastanden und zuschauten. Dann sah er den Mann nur ein paar Meter weiter an der Theke, von anderen Gästen fast verdeckt, wie er sich bei einem Barmann bemerkbar zu machen versuchte. Max wollte Tom etwas zurufen, doch der hob warnend den Finger, bedeutete ihm zu schweigen und beobachtete den Mann aus seinen halbgeschlossenen Augen mit den aufgeklebten Wimpern.
    Der Barmann, der eine blonde Lockenperücke trug, beugte sich vor und schüttelte den Kopf.
    Der Mann in der braunen Jacke sprach immer noch; Tom stellte sich auf die Zehenspitzen, um von den Lippen zu lesen. Sagte er gerade »Joey«? So sah es aus, und jetzt nickte der Barkeeper, was bedeuten könnte: »Ich sage Bescheid, wenn er kommt.« Darauf schob sich der Mann langsam durch die herumstehenden Grüppchen und einsamen Gestalten zur Wand gegenüber. Dort sprach er mit einem dunkelblonden Mann in hellblauem Hemd mit offenem Kragen, der an der Wand lehnte und sich wortlos anhörte, was der andere zu sagen hatte.
    »Was wollten Sie gerade?« fragte er Max.
    »Ist das da Ihr Freund?« Max grinste und wies mit dem Kopf auf den Mann in der Jacke.
    Tom zuckte die Achseln. Er schob den rosaroten Rüschenärmel zurück – elf Minuten vor Mitternacht –, trank seinen Kaffee aus, beugte sich zu Max vor und sagte: »Kann sein, daß ich gleich gehen muß. Bin nicht sicher. Also sag ich lieber schon jetzt gute Nacht und vielen Dank, Max – falls ich schnell wegmuß, wie Aschenputtel.«
    »Brauchen Sie ein Taxi?« fragte Max verwirrt, doch zuvorkommend.
    Tom schüttelte den Kopf. »Noch einen Dornkaat?« Er bestellte zwei, indem er auf Max’ Glas deutete und zwei Finger hob. Tom ignorierte den Protest des anderen und legte zwei Zehnmarkscheine auf die Theke, ohne den Mann in der braunen Jacke aus den Augen zu lassen, der sich nun zur Theke zurückdrängte, zu seinem alten Platz an der Wand. Aber der war besetzt: ein Mann und ein Junge, tief ins Gespräch versunken. Tom sah, wie der Mann den Arm hob, um einen Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen, der gerade am anderen Ende der Theke stand. Dieser schüttelte sofort den Kopf, und Tom wußte nun, daß Braunjacke der Mann war, der Joey suchte. Wenigstens war er sich hinreichend sicher. Der Unbekannte warf einen Blick auf seine Uhr, dann auf die Eingangstür. Drei Jungs kamen herein, alle unter zwanzig, alle in Levis; sie machten große Augen und wußten nicht, wohin mit den Händen. Der Mann sah zu dem andern im blauen Hemd hinüber, wies mit dem Kopf zur Tür und ging hinaus.
    »Gute Nacht, Max.« Tom hob seine Handtasche auf. »War mir ein Vergnügen, Rollo!«
    Rollo verbeugte sich.
    Der Mann im blauen Hemd schob sich zur Tür. Tom ließ ihn vorgehen. Dann schlenderte er zum Ausgang, als habe er es gar nicht eilig, und trat hinaus. Er sah beide Männer rechts von ihm auf dem Bürgersteig: Braunjacke wartete, während Blauhemd auf den Mann zuging. Tom wandte sich nach links, wo Peters Wagen stand, falsch herum, wie er feststellte. Ein paar junge Burschen betraten den Hump, einer pfiff Tom hinterher, die anderen kicherten.
    Peter hatte den Kopf angelehnt, war aber gleich hellwach, als Tom leise an das halb heruntergelassene Fenster pochte.
    »Ich bin’s wieder!« sagte er, ging um den Wagen herum und stieg ein. »Sie müssen wenden. Hab sie eben gesehen, hier auf dem Gehweg. Zwei Männer.«
    Peter wendete schon. Die Straße war dunkel und vollgeparkt, doch gerade frei von Verkehr.
    »Fahren Sie langsam, die sind zu Fuß«, sagte Tom. »Tun Sie so, als suchten Sie eine Parklücke.«
    Tom hatte die beiden vor sich. Sie sahen sich nicht um, offenbar ins Gespräch vertieft. Vor einem geparkten Auto blieben sie stehen, und auf Toms Zeichen fuhr Peter noch langsamer. Von hinten näherte sich ein Wagen, aber die Straße war breit genug, und der andere fuhr vorbei. »Ich möchte ihnen folgen, ohne daß sie uns bemerken«, sagte Tom. »Tun Sie, was Sie können, Peter. Falls die Kerle Verdacht schöpfen, werden sie uns… in die Irre führen wollen oder irgendwo abbiegen, um uns abzuschütteln – eines von beiden.« Tom hatte nach dem deutschen Wort für bum steer gesucht, doch Peter hatte ihn anscheinend auch so verstanden.
    Gut fünfzehn Meter vor ihnen scherte der Wagen aus und bog an der nächsten Kreuzung scharf links ab. Peter folgte ihm, auch als dieser nach rechts auf eine belebtere Straße einbog. Zwei Autos fuhren nun zwischen ihnen, aber Tom behielt den Wagen der Männer

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