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Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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enttäuscht. Die Quote für die Wetten auf Bobby standen 83: 10. Die Sechsergruppe der Wetter strich hochbefriedigt ihr Geld ein; auch der Leutnant war zufrieden. Die ermüdeten Spieler begaben sich in ihre Zelte. Die Soldaten und Offiziere gingen in das Fort zurück.
    »Die beiden Captains sollten wir im Auge behalten«, bemerkte der Kommandant dabei zu Roach, »eventuell als Läufer für uns.« Pitt hörte die Bemerkung mit. Roach drückte als Untergebener die Zustimmung zur Meinung seines Vorgesetzten aus, obgleich ihm bei dem Vorschlag seines Kommandanten nicht ganz wohl zu sein schien. Pitt aber beschloß, den Vorschlag des Kommandanten bei Roach zu unterstützen. Nachdem die beiden Spielführer Wort gehalten hatten und Pitt seinen Gewinn einstrich, vergaß er jegliches Grauen vor dem Indianer.
    Eisschollen treibend, floß der Missouri in seinem breiten Bett dahin. Die Sterne flimmerten, eisig wehte der Nachtwind. Soweit sich die Pferde im Freien befanden, drängten sie sich wärmesuchend aneinander. Die Soldaten gingen in ihre Unterkünfte. Die Posten wachten wieder aufmerksamer. Leutnant Roach stellte mit Schrecken fest, daß er vergessen gehabt hatte, sein Zimmer abzuschließen. Aber es schien alles in Ordnung, nichts fehlte ihm außer einer von seinen besten Zigaretten. Aber vielleicht hatte er sich auch verzählt. Er redete sich ein, daß tatsächlich nur noch acht lose Zigaretten übrig gewesen seien, als er das Zimmer verlassen hatte, und atmete auf.
    Gegen Jack wurden viele abfällige und unzufriedene Bemerkungen laut, er habe zum Schluß nachlässig gespielt und seine gesamte Mannschaft dadurch entmutigt. Aber den Ponka schien weder die Meinung seiner Mitspieler noch die der Zuschauer zu kümmern. Er ließ sich von Bobby noch einige gute Zigaretten abgeben. Pitts Einladung zu einem abendlichen Drink lehnte er mit der Begründung ab, daß er ermüdet sei und schlafen wolle. Geld kassierte er nicht ein. Er hatte überhaupt nicht gewettet.
    »Spleeniger buntbeschmierter Kauz!« faßte Bill die allgemeine Meinung zusammen.
    Pitt kam in sein Element; er spielte den großen Mann und gab in der Gaststube des Forts seinen gesamten Wettgewinn für Brandy aus. Nach Mitternacht fand er mit den drei Rauhreitern vom Niobrara zusammen in einer Mannschaftsunterkunft Quartier. Im Bewußtsein, ein paar Tage Ruhe vor sich zu haben, schliefen und schnarchten alle zufrieden. Die Schrecken der Prärie waren für den Augenblick vergessen.
    Als die Nacht vorüber war und die Sonne wieder aufging, hielt eine kleine Abteilung Dragoner schon zu Pferde vor dem Tor, bereit zum Aufbruch und zum Ritt nach Yankton. Der Rappe für Leutnant Roach wurde von Pitt bereitgehalten, der selbst schon zu Pferde saß. Vorn bei der kleinen Truppe standen Jack und Bobby. Pitt, der sich als Kurier fühlte und sich von jeglichem Spähdienst entlasten wollte, hatte Leutnant Roach noch beim Frühstück darin bestärkt, den Ratschlag des Kommandanten zu befolgen und den Neger sowie den Ponka als Läufer und Späher anzuwerben. Obgleich auf dem Weg von Fort Randall bis Yankton am Missouri keinerlei Gefahren zu drohen schienen, hatten die Berichte des Majors Smith im dem eleganten Leutnant eine Empfindung geweckt, in Grenznähe zu sein. Pitts Rat hatte daher an diesem Morgen bei Roach ein offenes Ohr gefunden.
    Bobby Kraushaar, der athletische freundliche Neger, stand in erwartender Haltung bei Pitt und dem Pferd des Leutnants und schaute nach dem Tor, aus dem Roach kommen mußte. Eben war der Schritt des Leutnants zu hören. Roach dankte dem Gruß der Wache in seiner saloppen Weise, kam herbei und schwang sich auf seinen Rappen mit leichter Bewegung, durch die dieEleganz seines Äußeren unterstrichen wurde. Während er das Tier antrieb, gab er den beiden Spähern mit der Reitpeitsche ein Zeichen vorauszulaufen. Es war ein Zeichen, wie es gegenüber Sklaven üblich gewesen war. In Bob waren mit einem Schlage Erinnerungen aus seiner schweren Kindheit wach. Die Striemennarbe eines Peitschenschlages brannte wieder, und wenn Leutnant Roach sich die Mühe gemacht hätte, in das Gesicht des Mannes zu blicken, würde er in diesem Augenblick etwas ganz anderes als Freundlichkeit darin wahrgenommen haben. Ein gleicher Versuch, in den Mienen des Ponka zu lesen, wäre aber auch jetzt vergeblich geblieben. Der Indianer hatte gleichmütig gewartet, bis der Leutnant kam. Er hatte den Lauf schon aufgenommen, ehe Roach mit der Peitsche winkte. Das Gesicht des

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