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Der Junge mit den blauen Haaren

Der Junge mit den blauen Haaren

Titel: Der Junge mit den blauen Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Loesel
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geleiten!“
„Kindskopf“, kichere ich und erlaube mir einen langen Blick in seine Ozeanaugen. Verdammt heißer Kindskopf! Bevor ich wieder Gefahr laufe, in ihren Tiefen abzusaufen, flüchte ich in mein Zimmer und knalle Kay die Türe vor der Nase zu.
Sein lautes Lachen verfolgt mich noch eine ganze Weile.

5)
    G eschafft!
Ich gestatte mir ein tiefes Einatmen und lasse mich auf das breite Bett plumpsen.
„Autsch! Verdammt nochmal! Was zum Teufel …“
Fluchend reibe ich mir den Hinterkopf, auf dem ich bereits das Anschwellen einer Beule ertasten kann.
So ein Mist aber auch.
Da ich mit meinen Gedanken noch ganz bei Mr. Blueey gewesen bin, habe ich völlig übersehen, dass irgendein dienstbarer Geist meine beiden Koffer, die mit dem Auto vorab geliefert wurden, auf meinem Bett abgelegt hat.
Wer wohl die arme Seele war, die die beiden Monstren die 126 Stufen hier hochhieven musste? Ich unterdrücke einen weiteren Fluch und mache mich stattdessen daran, meine Koffer zu öffnen. Das heißt, eigentlich habe ich es vor. Nach einem Blick auf meine Armbanduhr entscheide ich mich jedoch anders und schubse die schweren Ungetüme vom Bett. Mit einem lauten Poltern knallen sie auf den Boden.
Upps! Hoffentlich ist bei dem Bewohner unter mir nicht der Kronleuchter von der Decke gefallen. Apropos Kronleuchter!
Hatte Mrs. McMillan nicht gesagt, hier sei alles frisch renoviert worden? Ich habe eher den Eindruck, man hat hier einmal feucht durchgewischt.
Okay, zugegeben, es ist nicht schmutzig oder so. Aber von Renovierung kann hier nicht die Rede sein. Ich fühle mich gerade wie Rapunzel in ihrem Turm.
Langsam drehe ich mich um mich selbst, um das ganze Ausmaß meines Turmstübchens in Augenschein zu nehmen.
Die Wände bestehen aus Stein, aber nicht diese kalt wirkenden Steine, die man heute manchmal sieht. Nein, man könnte direkt glauben, dass die Steine heiß sind, so eine wunderschöne Wärme strahlen sie aus.
Ich will nur hoffen, dass sie dies auch tun, wenn es in zwei Monaten kälter wird. So groß ist meine Einbildungskraft dann doch wieder nicht, dass mir alleine vom Steine angucken warm wird. Jetzt im August ist es schön warm, aber spätestens im Oktober ist es für ein Frierhutzel wie mich schon arktisch.
Zu meiner Erleichterung entdecke ich die moderne Heizung, die hinter den schweren dunkelroten Brokatvorhängen verborgen ist. Passt wirklich nicht in dieses Zimmer, aber ehe ich mir den Arsch abfriere, ignoriere ich diesen Stilbruch und sehe mich weiter um.
In einem kleinen Erker, der mit einem hübschen Buntglasfenster geschmückt ist, steht ein altmodischer Schreibtisch. Und darauf … ich fasse mir ans Herz, weil ich’s nicht glauben kann … ein Laptop!
Du meine Güte! Ob mein alter Herr das weiß? Sicher nicht und ich hoffe, er wird es niemals erfahren, denn sonst würde er mich sofort nach Timbuktu ausfliegen lassen.
Oder in die Wüste Gobi!
Geht gar nicht! Gerade jetzt, wo ich mich so langsam damit abfinde, abgeschoben worden zu sein.
Eigentlich konnte mir doch gar nichts Besseres passieren, oder?
Ich weiß zwar noch nicht, was hier alles auf mich zukommt, aber alleine der Gedanke an Kay macht die Sache erträglich.
Falsch! Kay macht das Ganze hier erst attraktiv!
Schon wieder verliere ich mich in meinen Gedanken und setze hastig meine Bestandsaufnahme fort, obwohl ich meine Aufmerksamkeit lieber sofort dem Laptop widmen würde.
Später, Kim … später!
Ein Kleiderschrank, der auch schon bessere Zeiten erlebt hat, steht an der rechten Wand. Die linke Wand ziert ein Bücherregal, das bereits mit, ich vermute mal, Schulbüchern vollgestopft ist.
Hauptsache, meine eigenen Bücher passen noch dazu. Ich strecke meinen rechten Arm aus und hebe den Daumen. Dann kneife ich mein linkes Auge zu und nehme Maß.
Pi mal Daumen!
Passt! Alles gut! Weiter im Text!
Das Bett – du liebes Bisschen! Jetzt sehe ich mir dieses Teil genauer an. Es ist ein richtiges Himmelbett mit allem Drum und Dran. Also mit geschnitzten Säulen, die einen schweren dunkelroten Baldachin tragen. Gleiche Farbe und gleicher Stoff wie die Vorhänge. Breit ist es, kein Doppelbett, aber deutlich breiter als mein Einzelbett zuhause. Und es ist hoch. Es ist beinahe nicht zu glauben, dass ich vorhin drauf gefallen bin, ohne eine Leiter benutzt zu haben.
Seinen Platz hat das Monstrum in einer Nische neben dem Kleiderschrank. Wäre ich jetzt ein normaler Teenager, hätte ich sicherlich Poster von meinem Schwarm und würde sie umgehend an die Seitenwand

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