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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Princes Street voll sein, vielleicht zweihunderttausend fröhliche Zecher. Die Pretenders sollten spielen, fast schon ein Grund, ebenfalls dort hinzugehen, aber er wusste, dass er zu Hause bleiben würde. Das Ox war ihm zu riskant: zu nahe an dem Volksauftrieb und zu schwierig zu erreichen. Das ganze Stadtzentrum war abgeriegelt. Also war er noch kurz ins Swany's gegangen.
    Als er ein Kind gewesen war, hatten alle Mütter an diesem Tag die Schwellen ihrer Häuser gefegt und nass gewischt, das ganze Haus auf Vordermann gebracht. Schließlich musste man das neue Jahr in einem blitzeblanken Haus empfangen. Es gab belegte Brote und Plätzchen. Um Mitternacht hatten dann die Glocken geläutet: Draußen hatte eine groß gewachsene dunkle Gestalt gewartet – mit einer Flasche und einem Sack Kohlen und mit ein paar Leckereien. Mit einem Klopfen an der Tür läutete der Fremde das neue Jahr ein. Dann hatte man gesungen und getanzt. Einer seiner Onkel hatte dazu auf der Harmonika gespielt, eine Tante vielleicht mit Tränen in den Augen und heiserer Stimme gesungen. Der Tisch hatte sich unter all dem Gebäck und Kuchen, dem Knabberzeug und den Erdnüssen gebogen. In der Küche dann Saft für die Kinder, manchmal auch selbst gemachtes Ingwerbier. Im Ofen schon ein Auflauf, der nur darauf wartete, mittags verspeist zu werden. Wenn Fremde noch Licht sahen, konnten sie einfach anklopfen und wurden gastlich empfangen. Jeder war an diesem Abend in jedem Haus willkommen, wenigstens an diesem einen Abend im Jahr.
    Und wenn niemand kam… dann saß man zu Hause herum und wartete. Man ging nicht hinaus, solange kein Besucher den Fuß über die Schwelle gesetzt hatte: Das sollte nämlich Unglück bringen. Eine Tante hatte tagelang allein zu Hause gesessen, weil alle geglaubt hatten, dass sie bei ihrer Tochter zu Besuch war. Ansonsten: Singende Menschen auf der Straße, der Austausch von Erinnerungen im Alkoholdunst und Gebete für das kommende Jahr.
    Ja, so war das früher gewesen. Und jetzt war Rebus selbst alt und machte sich gegen elf vom Swany's aus auf den Heimweg. Er wollte das neue Jahr alleine erwarten, und auch morgen würde er ins Freie gehen, auch wenn niemand zuvor den Fuß über seine Schwelle gesetzt hatte. Schon möglich, dass er sich bemühen würde, irgendwo unter einer Leiter hindurchzugehen und auf jede Ritze im Pflaster zu treten.
    Nur um zu zeigen, dass er es konnte.
    Sein Wagen war in einer Nebenstraße der Arden Street abgestellt, weil es in der Nähe seiner Wohnung einfach keinen Parkplatz gegeben hatte. Er schloss den Kofferraum auf und holte seine Einkaufstüten heraus: eine Flasche Macallan, sechs Flaschen Belhaven Best, Paprikachips, geröstete Erdnüsse. Im Tiefkühlfach lag noch eine Pizza und im Eisschrank Aufschnitt und Käse. Und Brot hatte er auch noch. Das musste reichen. Das White Album hatte er sich bis jetzt aufgespart. Es gab wahrlich schlimmere Möglichkeiten, das neue Jahr einzuläuten.
    Eine davon stand direkt unten vor dem Eingang seines Mietshauses: Cafferty. »Schau mal an«, sagte Cafferty und öffnete die Arme. »Beide ganz allein in dieser Nacht der Nächte.«
    »Vielleicht gilt das für Sie.«
    »Oh ja«, sagte Cafferty und nickte, »für Sie ist dieser Abend ja das gesellschaftliche Ereignis des Jahres. Während ich hier quatsche, sind gewiss schon ganze Scharen duftender Schönheiten im Minirock im Anmarsch.« Er hielt inne. »Frohe Weihnachten übrigens.« Er wollte Rebus etwas geben, der es jedoch nicht annahm. Etwas Kleines, Glänzendes…
    »Eine Packung Zigaretten?«
    Cafferty zuckte mit den Achseln. »Ein Spontankauf.«
    Rebus hatte oben noch selbst drei Packungen. »Können Sie behalten. Vielleicht hab ich ja Glück, und Sie bekommen wirklich Krebs davon.«
    Cafferty schnalzte vorwurfsvoll mit der Zunge. Sein Gesicht erschien in dem Neonlicht riesig wie der Mond. »Ich dachte, wir machen mal wieder 'ne kleine Spritztour.«
    Rebus starrte ihn an. »Eine Spritztour?«
    »Ja, wozu Sie Lust haben: Queensferry, Portobello…?«
    »Wieso haben Sie es denn so eilig?« Rebus stellte seine Tragetaschen zu Boden. Die Flaschen taten ihre Anwesenheit durch fröhliches Klirren kund.
    »Bryce Callan.«
    »Was ist mit dem?«
    »Sie kommen doch mit Ihren Ermittlungen nicht weiter, stimmt's?« Rebus schwieg. »Und daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern. Jedenfalls hab ich auf Barry Huttons Stirn noch keine Sorgenfalte entdecken können.«
    »Na und?«
    »Deshalb könnte ich Ihnen vielleicht

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