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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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zwei Tage Vorwarnung?«
    Â»Wir werden sehen.«
    Â 
    Major Gregory war zur Abwechslung einmal zu Hause. Ungewöhnlich war noch, daß er sich den Tag freigenommen hatte, doch sein Wunsch war das nicht gewesen: Sein General hatte entschieden, daß man dem jungen Mann den Arbeitsdruck anzusehen begann. Daß Gregory auch daheim arbeiten könnte, war ihm nicht in den Sinn gekommen.
    Â»Hörst du eigentlich nie auf?« fragte Candi.
    Â»Was sollen wir denn sonst zwischendurch tun?« Er sah von der Tastatur auf und lächelte.
    Die Wohnsiedlung hieß Mountain View. Umwerfende Originalität ging ihr ab, denn in diesem Tal des Landes mußte schon die Augen zukneifen, wer keine Berge sehen wollte. Gregory hatte zu Hause einen vom ›Projekt‹ gestellten Personalcomputer von Hewlett-Packard, auf dem er gelegentlich seinen ›Code‹ schrieb. Dabei mußte er auf die Sicherheitseinstufung seiner Arbeit achten, aber gelegentlich meinte er im Scherz, für das, was er tat, im Grunde überhaupt nicht zugelassen zu sein. So etwas kam bei der Regierung nicht selten vor.
    Dr. Candace Long war mit ihren knapp einsfünfundsiebzig größer als ihr Verlobter, gertenschlank, und hatte kurzes, dunkles Haar. Ihre Zähne standen ein wenig schief, weil sie keine Spangen hatte ertragen wollen, und ihre Brillengläser waren noch dicker als Alans.
    Kennengelernt hatten sie sich bei einem Seminar für Doktorkandidaten an der Columbia University. Sie war Optikexpertin und konzentrierte sich auf adaptive Spiegel, ein Gebiet, das sie gewählt hatte, weil es gut zu ihrem Hobby, der Astronomie, paßte. Da sie in New Mexico lebte, konnte sie mit ihrem Meade-Teleskop selbst Beobachtungen vornehmen und durfte gelegentlich auch mit den Instrumenten des Projekts die Himmel durchforschen – weil, wie sie zu sagen pflegte, dies die einzig wirksame Methode sei, sie zu kalibrieren. Alans Leidenschaft für Verteidigungsmaßnahmen
interessierte sie kaum, aber sie war sicher, daß es für die zu diesem Zweck entwickelten Instrumente alle möglichen ›richtigen‹ Anwendungen auf ihrem Interessengebiet gab.
    Viel hatte in diesem Augenblick keiner der zwei an. Die beiden Leute bezeichneten sich fröhlich als Streber, und wie es sich halt oft so ergibt, waren Gefühle füreinander in ihnen erwacht – Gefühle, die ihnen ihre attraktiveren Kommilitonen nicht zugetraut hätten.
    Â»Was machst du da eigentlich?« fragte sie.
    Â»Es geht um die Fehlschüsse. Das Problem liegt im Steuercode für die Spiegel, glaube ich.«
    Â»Wirklich?« Es war nämlich ihr Spiegel. »Bist du sicher, daß es an der Software liegt?«
    Â»Ja.« Alan nickte. »Im Büro habe ich die Daten von Flying Cloud. Er hat richtig fokussiert, aber in die falsche Richtung.«
    Â»Wie lange hast du gebraucht, bis du den Fehler gefunden hast?«
    Â»Zwei Wochen.« Er zog die Stirn kraus, schaute auf den Bildschirm und stellte das Gerät ab. »Zum Teufel damit. Wenn der General rausbekommt, was ich hier treibe, läßt er mich nicht mal mehr zur Hintertür rein.«
    Â»Sag ich doch dauernd.« Sie schlang die Hände um seinen Hals. Er lehnte sich zurück und legte seinen Kopf zwischen ihre Brüste. Recht hübsche Dinger, dachte er. Für Alan Gregory waren Mädchen eine erstaunliche Entdekkung gewesen. In der High-School hatte er sich zwar gelegentlich mit Mädchen verabredet, aber für den größten Teil seines Lebens eine mönchische Existenz geführt. Bei der Begegnung mit Candi hatten ihn anfänglich nur ihre Ideen zur Konfiguration von Spiegeln interessiert, doch beim Kaffee in der Mensa war ihm auf recht klinische Art aufgefallen, daß sie, hm, nun, attraktiv war und nicht nur auf dem Gebiet der Optik gut drauf. Irrelevant war die Tatsache, daß nur ein knappes Prozent der Bevölkerung ihr Bettgeflüster hätte verstehen können. Sie jedenfalls fanden ihre Gespräche ebenso interessant wie die Dinge, die
sie im Bett taten, und als gute Wissenschaftler besorgten sie sich Lehrbücher – so nannten sie das nämlich –, mit deren Hilfe sie alle Möglichkeiten durchprobierten. Und wie jedes neue Forschungsgebiet fanden sie die Sache aufregend.
    Gregory zog Dr. Longs Kopf zu sich herunter.
    Â»Auf die Arbeit hab ich erst mal keine Lust mehr.«
    Â»Ist so ein freier Tag nicht

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