Der Kaufmann von Lippstadt
seinen Besuch und beendet vorerst das unangenehme Thema.
»Wo sind denn eure Uhren?«, fragt Matthiesen.
»Eine ist an der Jacobi-Kirche. So ganz genau gehen unsere Uhren nicht. Die andere, unsere Stadtuhr, ist an der Großen Marienkirche. Da kommen wir wieder vorbei.« Mit einer nachdrücklichen Geste fordert Ferdinand Overkamp seinen Gast auf, ihm zu folgen. »Das letzte Stück bis zum ›Goldenen Hahn‹ schaffen wir auch noch. Dann haben wir uns einen ordentlichen Schluck verdient.«
»Ja«, pflichtet der Lübecker seinem Gastgeber bei.
Schweigend gehen die Geschäftsfreunde nebeneinander her. Ferdinand Overkamp wiederholt in Gedanken immer wieder seine Bitte, die er an Hinrich Jost Matthiesen richten muss. Derweil überlegt Matthiesen, worum es sich bei dem angedeuteten Geheimnis handeln könne. Vielleicht ist Overkamp in Geldnöten und kann die gelieferten Waren nicht bezahlen?
1 Gunter Hagemann: Die Festung Lippstadt: Ihre Baugeschichte und ihr Einfluß auf die Stadtentwicklung. Bonn: Habelt, 1985. (Denkmalpflege und Forschung in Westfalen, Bd. 8). S. 104f.
2 Vgl.: Helmut Klockow: Stadt Lippe – Lippstadt. Aus der Geschichte einer Bürgerschaft. Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Volksbank Lippstadt . 1964. S. 189.
3 Hagemann: Die Festung Lippstadt . 1985. S. 103.
4 Klockow: Stadt Lippe – Lippstadt . 1964. S. 196.
5 Erst in den 1980er Jahren wurde der Platz vor dem Lippstädter Rathaus von Markt- in Rathausplatz umbenannt.
6 Hagemann: Die Festung Lippstadt . 1985. S. 117.
7 Sybille Klose. Die Hanse. Kaufleute erobern Europa. Ein Heft für den Unterricht. Hg. v. KWL Kultur und Werbung Lippstadt GmbH in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne in NRW. Beiblatt: Lippstadt und die Hanse.
8 Vgl.: Helmut Kockow, Adolf Sommerkamp: Zur Geschichte des Lippstädter Metzgeramtes . Herausgegeben vom Lippstädter Metzgeramt aus Anlaß seines 400jährigen Bestehens. Lippstadt 1974, S. 46.
9 Hagemann: Die Festung Lippstadt . 1985. S. 131.
10 Vgl.: Hagemann: Die Festung Lippstadt . 1985. S. 131.
11 Vgl.: Hagemann: Die Festung Lippstadt . 1985. S. 131.
12 Heimatblätter. Organ für heimatliche Belange von Lippstadt und Umgebung. Hg. v. C. Laumann. Nr. 1. Januar 1946.
13 Hansestadt Lübeck. UNESCO Weltkulturerbe . Schöning Verlag, S. 20 und Wikipedia: Lübecker Stadtbefestigung . [gesehen am 07.05.2010].
14 Heute: Haus Rose, Lange Straße 69, [Lott].
15 Heute Kolpingstraße. Vgl.: Heinrich Scholand. Lippstadt einst und jetzt . Hg. v. Volksbank Lippstadt eG. Lippstadt 1985. S. 93.
16 Vgl.: Hagemann: Die Festung Lippstadt . 1985. S. 117.
17 Vgl.: Hagemann: Die Festung Lippstadt . 1985. S.117.
Februar 2010
Das Jahr 2010 lief für Oliver Thielsen bisher nicht so, wie er sich das auf der großen Silvester-Party seines Freundes in Lübeck noch gewünscht hatte. Dieser hatte im Verlauf des Abends verkündet, seine langjährige Freundin zu heiraten. Alle hatten gepfiffen, gejohlt und geklatscht. So oder so ähnlich hätte Oliver sich das auch gut vorstellen können. Sechs Jahre war er mit Imke Meierbrook zusammen gewesen. Auf einer Abi-Party hatten sie sich kennengelernt und waren sofort ein Paar geworden. Das waren sie nun nicht mehr. Noch im Januar hatte Imke sich von ihm getrennt. Sie brauche Zeit für sich und wolle sich über ihre Zukunft klar werden. Sie könnten doch Freunde bleiben, meinte sie. Aber Freundschaft im platonischen Sinne war nicht das, was Oliver sich vorstellte. In all den Jahren hatte es für ihn nur das Paar Imke–Oliver gegeben. Selten war er mit seinen Freunden losgezogen, sondern hatte lieber mit ihr den Tag oder Abend verbracht. Auch seine Familie – seine Eltern, seine Schwester und seinen Bruder – hatte er kaum besucht. Nur wenn es nicht anders ging, wie zu Weihnachten oder am 80. Geburtstag seiner Oma im letzten Jahr, dann kam er – mit Imke.
Kurz nach der Trennung von Imke starb seine Oma. Oliver ging ohne ihre Begleitung zur Beerdigung. Wie schade, dass er die alte Dame nicht öfter besucht hatte. Bestimmt hätte sie sich gefreut. Sie hatte – wie alle Omas – gerne von früher erzählt. Alte Lübecker Geschichten; niemand wusste, ob sie wahr oder erfunden oder beides waren. Ihre Lieblingsgeschichte, die sie immer wieder erzählte, war die eines reichen Kaufmanns, der aus Westfalen nach Lübeck kam, damit die ganze Familie zusammen sein konnte. Immer wieder hatte seine Oma die Kaufmanns-Geschichte neu ausgeschmückt. Mal brachte
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