Der Keller
den Keller zurückgekehrt. Die Mistviecher sind wahrscheinlich absolut sicher, dass sie allein im Haus sind.“
„ Was willst du jetzt machen?“
„ Ich gehe rüber in Sams Zimmer und hole ihn her. Es wird ihm wohl nicht schaden wieder einmal bei uns zu schlafen und dich beruhigt es sicher auch.“
„ Ja, das tut es. Willst du nicht nach unten schauen?“
„ Nein“, sagte Roger, „ich werde sie wohl kaum erwischen. Kaum mache ich im Gang das Licht an ist es im ganzen Haus mucksmäuschenstill. Ich gehe morgen in der Mittagspause in den Baumarkt und kaufe Rattengift, Köder, Fallen und alles andere was nötig ist, um unsere ungeliebten Gäste aus dem Haus zu vertreiben.“
„ Und wenn das nichts hilft?“
„ Dann holen wir eben einen Kammerjäger.“
„ OK “, sagte Linda und verkroch sich unter ihrer Decke. Roger gab ihre einen Kuss auf die Stirn. Dann holte er Sam aus seinem Zimmer. Chico empfing Roger direkt an der Türe zum Kinderzimmer. Er schien hellwach und machte einen nervösen Eindruck auf Roger. Er hatte den Schwanz eingezogen und die Ohren angelegt. Roger dachte, dass es wahrscheinlich an den feinen Sinnen des Hundes lag, der die nächtlichen Besucher womöglich noch lange vor Roger bemerkt hatte. Sam hingegen schlief ruhig in seinem Bettchen bekam vom nächtlichen Umzug gar nichts mit. Roger trug seinen Sohn ins Schlafzimmer und legte ihn in die Mitte des Bettes. Chico wich ihm dabei nicht von der Seite, so als wollte er sich vergewissern, dass alles mit rechten Dingen zuging. Er legte sich auf den alten Läufer am Bettende, rollte sich zusammen und starrte in die Dunkelheit.
Wenig später löschte Roger das Licht im Raum und schlief ein. Ohne zu wissen warum, hatte er den Schlüssel im Schloss der Schlafzimmertüre zweimal herumgedreht. Er glaubte nicht, dass Ratten Türen öffnen konnten aber er erinnerte sich beim Betreten des Raumes an einen Spruch aus seiner Kindheit:
Sicher ist Sicher, Roger.
Denn Rest der Nacht schlief die kleine Familie, ohne gestört zu werden.
9.
Am nächsten Morgen fanden die Bonfields das untere Stockwerk ihres Hauses unverändert vor. Alles war an seinem Platz und ein flüchtiger Blick reichte aus um festzustellen, dass auch nichts fehlte. Roger hatte damit Recht behalten, dass es sich um keine Einbrecher gehandelt hatte. Dennoch stimmte ihn der Gedanke an einen möglichen Einbruch etwas nachdenklich. Im Hinterstübchen seiner Gedanken erwog er die Anschaffung einer Alarmanlage. Er ahnte jedoch, dass er Linda damit wahrscheinlich beunruhigen würde. Darum verwarf er den Gedanken gleich wieder.
Sicher ist sicher .
Der Spruch geisterte ein weiteres Mal durch seine Gehirnwindungen. Dann knurrte sein Magen und riss ihn aus seinen Tagträumen.
Der einzige, der von dem nächtlichen Durcheinander nichts mitbekommen hatte war sein Sohn Sam. Er hatte sich nach dem Aufstehen darüber gewundert, dass er nicht in seinem eigenen Zimmer war, sondern im Schlafzimmer seiner Eltern. Doch anstatt ihm die Wahrheit zu erzählen, hatten Linda und Roger beschlossen ihm zu sagen, dass er schlecht geträumt habe und dass sie ihn deswegen zu sich ins Bett geholt hatten. Sie wollten nicht, dass er sich Sorgen wegen der Ratten im Keller machte, geschweige denn Angst davor bekam. Sam hatte darauf hin nicht weiter nachgefragt und seine Eltern waren sich darin einig, dass es so am besten für sie alle war. Für ihn schien die Sache mit der plötzlichen Umsiedelung somit abgehakt.
Nur Chico machte auf Roger den Eindruck als hätte er die ganze Nacht kein einziges Auge zugetan. Seine Augen waren blutunterlaufen und sein Gang war der eines Matrosen bei starkem Seegang. Die Müdigkeit sprach nicht nur aus seinen Gliedern, sie hielt vielmehr eine ausführliche Rede. Trotzdem verkroch er sich nicht in seinem Körbchen, sondern begann seinen Tag zusammen mit den Bonfields. Roger schätzte, dass es der Hund kaum erwarten konnte, dass endlich alle aus dem Haus waren und er weiterschlafen konnte.
Während Sam sich im Badezimmer im ersten Stock die Zähne putzte und Linda die Haare föhnte, saß Roger alleine in der Küche und wartete darauf, dass sein Kaffee abkühlte. Chico lag neben ihm auf dem Fliesenboden. Der Hund sah ebenfalls so aus, als könnte er einen starken Kaffee vertragen, dachte Roger. Während er dasaß und die dicken Dampfschwaden dabei beobachtete wie sie von seinem Becher aufstiegen, entschloss er sich dazu einen kurzen Blick in den Keller zu werfen. Nach den
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