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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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hing. Der Stress des Tages entwich aus seinem Körper, so als sei es der Krawattenknoten gewesen, der ihn darin zurückgehalten hatte. Die Entspannung kam über Roger wie eine warme Woge und plötzlich wunderte er sich, dass keine Geräusche aus dem Keller zu hören waren.
    „ Anstrengenden Tag gehabt?“, fragte Linda und drehte sich zu ihm um.
    „ Ach“, sagte Roger, „nur das Übliche. Und du?“
    „ Nein, die Kinder waren heute ein Haufen kleiner Engel. Ich habe sie dafür belohnt und ihnen keine Hausaufgaben aufgegeben.“
    „ Was wohl die Schulbehörde dazu sagt, dass du es mit den Hausaufgaben so locker nimmst“, scherzte Roger und brachte Linda zum Lachen.
    „ Ist der Klempner fertig mit der Arbeit?“, fragte er und stand von seinem Hocker auf.
    „ Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Als ich nachhause gekommen bin, bin ich runter gegangen, um nach dem Rechten zu sehen.“
    „ Und?“
    „ Er war nicht da. Er musste wohl fertig mit der Arbeit sein, dachte ich. Aber dann fiel mir wieder ein, dass sein Wagen noch in der Auffahrt steht. Ich habe gewartet, dass er wieder zurückkommt aber bisher habe ich nichts von ihm gehört“, sagte Linda und schaute ihren Mann an.
    „ Was hat denn das zu bedeuten?“, fragte Roger, „ist er zumindest mit der Arbeit fertig?“
    „ Ich weiß es nicht genau. Ich denke nicht. In der Wand ist ein riesiges Loch, wenn du das meinst. Du solltest mal runter gehen und es dir selbst ansehen.“
    „ Na gut“, sagte Roger und machte sich auf den Weg in den Keller. Er knipste das Licht an und stieg hinunter in die trügerische Helligkeit einer Sechzigwattglühbirne, die zu schwach war um alle Schatten aus den Ecken und Winkeln zu vertreiben.
    Als er unten angekommen war erkannte er was Linda gemeint hatte. In der Wand klaffte in Kniehöhe ein Loch aus dem Wasser tropfte. Der Anblick erinnerte Roger an die klaffende Wunde in der Flanke eines Wals. Ansonsten schien jedoch alles unverändert. Ungefähr einen Meter neben dem Loch stand der schwere Werkzeugkoffer des Klempners und an der Wand lehnte der Vorschlaghammer, mit dem das Loch wahrscheinlich aufgebrochen worden war. Daneben war ein kleiner Haufen heraus gebrochener Ziegel. Obwohl Roger nicht gerade das war, was man einen Heimwerker bezeichnete, so wusste er, dass die Arbeit im Keller noch lange nicht getan war. Es sah so aus, als hätte Wilcox alles stehen und liegen gelassen. Roger dachte daran, dass es ihn nicht wundern würde, wenn er den Klempner am nächsten Morgen wieder vor dem Haus antreffen würde. Mit blutunterlaufenen Augen und einer höllischen Fahne.
    Heimlich erwischte Roger sich dabei, dass er mit den Zähnen knirschte. Er schaute sich das Loch einen Augenblick lang an und drehte sich dann wieder um zum Gehen. Als er die Hälfte der Treppe hinter sich gebracht hatte, hörte er im hinteren Teil des Kellers ein Rascheln, das im gleichen Moment erstarb, in dem er sich umdrehte. Er blickte noch einen Augenblick in das Durcheinander des Kellers und setzte dann seinen Weg fort.
    Oben angekommen erwartete ihn Linda bereits mit einem Kaffee. Sam saß auf dem Hocker seines Vaters und wedelte mit den Beinen.
    „ Hallo Daddy“, sagte er, als er seinen Vater erblickte und ein Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht.
    „ Hallo mein Großer“, sagte Roger und tätschelte seinem Sohn den Kopf.
    „ Und“, fragte Linda, „habe ich Recht gehabt?“
    „ Allerdings“, sagte Roger, „dort unten sickert das Wasser aus der Wand und von Wilcox keine Spur. Scheint so, als hätte er alles stehen und liegen gelassen. Dieser verdammte Stümper! Es war einfach zu schön um war zu sein, dass er noch heute Abend mit der Arbeit fertig wird.“
    „ Das verstehe ich nicht“, sagte Linda, „wo soll er denn hingegangen sein? Sein Wagen steht doch noch draußen, oder?“
    „ Ja, der Wagen steht draußen und sein gesamtes Werkzeug ist noch da unten. Er ist einfach abgehauen.“
    „ Vielleicht musste er noch einmal in die Stadt oder vielleicht ist sein Wagen kaputt“, sagte Linda und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „ Dann hätte er zumindest eine Nachricht hinterlassen können“, sagte Richard und nahm einen Schluck vom heißen Kaffee. Der bittere Geschmack des Getränks vermischte sich mit der Bitterkeit, die wegen der unfertigen Arbeit im Keller in ihm aufstieg. Er atmete ein paar Mal tief ein um sich zu beruhigen.
    „ Allerdings“, sagte Linda und nahm den Topf vom Herd, „naja, wahrscheinlich kommt er morgen

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