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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Polstermöbel, von Kampfer und altem Bohnerwachs. Neben dem Bett lehnte ein alter Schießkolben, und auf einem kleinen Tischchen stand der Farbfernseher, den sie ihm vor zwei Jahren gekauft hatten. Aber weder Alter noch Vernachlässigung konnten die einstige Eleganz dieses großen Raums verbergen, die Art, wie sich der blaue Himmel hinter den hohen Erkerfenstern abzeichnete. Dem Besucher wurde allerdings nie viel Zeit gelassen, die ästhetischen Qualitäten des Zimmers zu genießen.
    »Sie sind spät dran«, murrte die Gestalt in dem ausladenden alten Bett aus Mahagoni.
    »Nur ein bisschen«, antwortete sie betont munter. Sie stellte das Tablett auf sein Nachttischchen und richtete sich auf. »Es ging nicht eher. Ich hatte meine Mutter am Telefon.«

    »Was wollte sie denn? Konnten Sie ihr nicht sagen, dass ich hier lieg’ und verhungere?«
    Lauras Lächeln geriet kaum aus dem Gleichgewicht. »Ob Sie’s glauben oder nicht, Mr Pottisworth, es gibt noch andere Gesprächsthemen in meinem Leben, abgesehen von Ihnen und Ihrem Wohlbefinden.«
    »Matt, darauf wett’ ich. Was hat er jetzt schon wieder angestellt? Ihre Mutter hat Ihnen sicher Vorwürfe gemacht, weil er nicht gut genug für Sie ist, stimmt’s?«
    Laura widmete sich ihrem Tablett. Dass ihre Haltung dabei ein wenig steifer war als zuvor, entging Mr Pottisworth. »Ich bin seit achtzehn Jahren verheiratet«, erklärte sie bestimmt, »da kann die Wahl meines Ehemannes wohl kaum eine Überraschung sein.«
    Ein lautes Schnauben. »Was isses denn? Sicher kalt geworden.«
    »Hähnchenkasserolle mit Folienkartoffel. Und es ist keineswegs kalt geworden. Es steht unter einer Abdeckhaube.«
    »Ich wette, es ist kalt. Das Mittagessen war kalt.«
    »Zum Mittagessen gab’s Salat.«
    Ein mit Altersflecken gesprenkelter und mit spärlichem grauem Haar bewachsener Schädel tauchte unter der Tagesdecke auf. Zwei Augen, halb unter faltigen Lidern verborgen, richteten sich misstrauisch auf sie. »Müssen Sie so’ne enge Hose anziehen? Wollen wohl zeigen, was Sie zu bieten haben, was?«
    »Das sind Jeans. Die trägt man so.«
    »Sie wollen mich überhitzen, das ist es! Sie wollen mich vor Lust in den Wahnsinn treiben, damit Sie leichtes Spiel mit mir haben! Ich kenn euch Weiber! Schwarze Witwen, so nennt man das. Ich kenn euch Weiber, ich weiß Bescheid.«
    Sie beachtete ihn nicht. »Ich habe Ihnen etwas braune Soße mitgebracht. Möchten Sie sie auf die Kartoffel haben oder lieber am Tellerrand?«

    »Ich kann Ihre Tutteln seh’n.«
    »Oder möchten Sie lieber geriebenen Käse?«
    »Durch Ihre Bluse. Kann sie deutlich sehen, da, Ihre Tutteln. Wollen mich wohl verführen, was?«
    »Mr Pottisworth, wenn Sie nicht sofort damit aufhören, werde ich Ihnen in Zukunft kein Essen mehr bringen. Also hören Sie auf, meine … meine Tutteln anzustarren.«
    »Dann sollten Sie eben nicht so’nen durchsichtigen Büstenhalter anziehen. Zu meiner Zeit hat’ne anständige Frau noch’n Unterhemd angehabt.« Er schob sich etwas höher, und seine krummen Finger zuckten bei der Erinnerung. »Man konnt’ sie trotzdem ganz gut abgriffeln.«
    Laura McCarthy zählte bis zehn. Mit dem Rücken zum Bett warf sie einen verstohlenen Blick auf ihr T-Shirt. Konnte man wirklich durch den Stoff und ihren BH durchsehen? Letzte Woche hatte er sich noch bei ihr darüber beschwert, wie schlecht es um seine Augen stand.
    »Sie haben mir Ihren Jungen mit meinem Mittagessen geschickt. Kriegt kaum das Maul auf, der Bengel.«
    Der alte Mann begann zu essen. Es hörte sich an, als würde man ein verstopftes Rohr reinigen.
    »Teenager sind nun mal so, Mr Pottisworth. Sie reden nicht viel.«
    »Ich find’s unhöflich. Sie sollten sich den Bengel mal zur Brust nehmen.« Er grinste anzüglich.
    »Sicher.« Sie ging im Zimmer umher und sammelte Gläser und Tassen ein, die sie auf das leere Tablett stellte.
    »Es ist hier tagsüber so einsam. Ich hatte seit dem Mittagessen nur Bryon zu Besuch. Und der will immer nur über Hecken und Hasen und so’n Zeug reden.«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, Sie könnten sich jemanden vom Sozialdienst kommen lassen. Die würden hier ein bisschen Ordnung machen. Und Sie hätten ein wenig Unterhaltung. Jeden Tag, wenn Sie wollen.«

    »Sozialdienst!« Er schnitt eine Grimasse. Über sein Kinn rann ein dünnes Rinnsal brauner Soße. »Hätt’ mir grade noch gefehlt, dass die ihre Nasen in meine Angelegenheiten stecken.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Sie haben ja keine Ahnung, wie

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