Der kleine Dämonenberater
kann zwar nicht mal mit 'ner Fernbedienung umgehen, aber plötzlich ist er ein wahres Glanzlicht am Mechanikerhimmel?«
»Na ja, was glaubst du denn?«
»Was ich glaube, ist folgendes: Da vorn kommt 'ne Ortschaft, wo wir den Wagen reparieren lassen können. Hast du denn nicht das Schild gelesen, wo du gegengekracht bist?« Das war ein Schlag unter die Gürtellinie. Travis wußte, daß der Dämon nicht lesen konnte; er machte sich manchmal einen Spaß daraus, Filme mit Untertitel ohne Ton anzuschauen, nur um Catch eins reinzuwürgen.
»Was steht denn da?«
»Da steht: ›Pine Cove, fünf Meilen.‹ Und da fahren wir hin. Ich denke schon, daß der Wagen die fünf Meilen auch ohne Kühler schafft. Wenn nicht, kannst du ihn ja schieben.«
»Du fährst mich und den Wagen zu Brei, und ich darf hinterher auch noch schieben?«
»Haargenau«, sagte Travis und kletterte wieder durch das Fenster.
»Ganz zu Euren Diensten, Meister«, sagte Catch voller Sarkasmus.
Travis versuchte den Wagen zu starten. Der Motor gab einen Klagelaut von sich und soff dann ab. »Er springt nicht an. Geh nach hinten und schieb.«
»Okay«, sagte Catch. Er ging um den Wagen herum, lehnte sich mit der Schulter gegen die Stoßstange und schob den Wagen ganz aus dem Graben. »Aber eins sag ich dir gleich – Schieben macht hungrig.«
-4-
ROBERT
Robert Masterson hatte eine Gallone Rotwein getrunken, dazu fast ein ganzes Fünfliterfäßchen Coors Bier und einen halben Liter Tequila, doch der Traum kam trotzdem.
Eine Wüste. Eine verdammte, sonnige, sandige Scheißwüste ohne Ende. Die Sahara. Er ist nackt und mit Stacheldraht an einen Stuhl gefesselt. Vor ihm steht ein großes Himmelbett mit schwarzer Satinbettwäsche. Unter dem kühlenden Himmel des Bettes treibt es seine Frau Jennifer mit einem Fremden – einem jungen, muskulösen, dunkelhaarigen Mann. Tränen rinnen Robert übers Gesicht und verwandeln sich in Salzkristalle. Er kann weder den Blick abwenden noch die Augen schließen. Er versucht zu schreien, doch jedesmal, wenn er den Mund aufmacht, schiebt ihm ein feistes, echsenähnliches Monster von der Größe eines Schimpansen einen Salzcracker hinein. Die Hitze und der Schmerz rauben ihm schier den Verstand, doch die Liebenden auf dem Bett bleiben davon völlig ungerührt. Der kleine Echsenmann zieht den Stacheldraht stramm, indem er einen Stock herumdreht. Mit jedem Schluchzer schneidet sich der Draht tiefer in Roberts Fleisch. Die Liebenden drehen sich wie in Zeitlupe zu ihm herum und halten sich dabei umarmt. Sie winken ihm zu wie in einem Heimkinofilm. Ihr Lächeln ist wie das auf einer Ansichtskarte. Viele Grüße aus dem Herzen der Qual.
Als er aufwacht, ist es nicht mehr der geträumte Schmerz in seinem Herzen, der ihm Qualen bereitet, sondern sein Kopf. Da draußen lauert der Feind – das Licht. Und es wartet nur darauf, daß du die Augen aufmachst. Kommt gar nicht in Frage.
Und dann dieser Durst. Kümmer dich nicht um das Licht. Es ist viel wichtiger, irgendwas gegen diesen Durst zu tun. Und zwar dringend.
Er öffnete die Augen und blickte in ein trübes Licht, das offensichtlich Erbarmen mit ihm hatte. Vermutlich bewölkt draußen. Er schaute sich um. Kissen, überquellende Aschenbecher, ein Kalender, der nicht von diesem Jahr war, mit dem Foto eines Surfers, der auf der Schaumkrone einer riesigen Welle ritt. Pizzakartons. Das war nicht sein Zuhause. Er wohnte nicht in so einem Loch. Kein Mensch wohnte so.
Er lag auf der Couch von irgendwem. Aber wo?
Er richtete sich auf und wartete ab, bis sein Gehirn aufhörte, in seinem Schädel herumzurotieren, und sich endlich dazu bequemte, wieder einzurasten. Als der Moment endlich gekommen war, zuckte er zusammen. Ach ja, er wußte, wo er war. Er war in Katzenjammertal – Katzenjammertal, Kalifornien, Stadt der gebrochenen Herzen. Pine Cove, wo seine Frau ihn aus dem Haus geworfen hatte. Am Ende aller Straßen, im Hotel zur Einsamkeit, Kalifornien.
Jenny! Ruf Jenny an. Sag ihr, daß Menschen so nicht leben. So lebt überhaupt niemand. Außer The Breeze. Das hier war der Wohnwagen von The Breeze.
Er schaute sich um, ob es irgendwo Wasser gab. Dort war die Küche – in vierzehn Meilen Entfernung, am Ende der Couch. Und in der Küche gab es Wasser.
Nackt wie er war, krabbelte er von der Couch herunter und über den Küchenboden zum Spülbecken. Er zog sich hoch. Der Wasserhahn war verschwunden oder zumindest unter einem Stapel dreckiger Teller begraben. Behutsam wie
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