Der kleine Dämonenberater
hatte aufgelegt. »So kann doch kein Mensch leben«, sagte Robert, doch aus dem Hörer drang nur das Freizeichen.
Sieh zu, daß du dein Leben in den Griff bekommst. Okay, das war zumindest ein Ansatz, aus dem sich etwas machen ließ. Er würde diesen Dreckhaufen hier auf Vordermann bringen und dann sein Leben geregelt bekommen. Nie wieder trinken. Und dann würde sich alles ändern. Und es würde nicht allzulange dauern, bis ihr wieder einfiel, was für ein toller Kerl er war. Aber erst mußte er noch mal ins Bad, weil Ralf am Telefon war und ihn dringend sprechen mußte.
Der Rauchmelder kreischte wie ein gequältes Lamm. Robert, der mittlerweile wieder auf der Couch lag, zog sich ein Kissen über den Kopf und fragte sich, warum The Breeze einen Rauchmelder hatte, der sich nicht wie ein Wecker einfach mit einem Knopfdruck abstellen ließ. Dann ging das Gehämmere los. Es war kein Rauchmelder gewesen, sondern die Türklingel.
»Breeze, es ist jemand an der Tür. Mach endlich auf!« rief Robert in das Kissen, doch das Pochen an der Tür ging weiter. Er krabbelte vom Sofa und bahnte sich mühsam einen Weg durch das allgegenwärtige Gerümpel bis zur Tür.
»Einen Moment, Mann, ich komme.« Er riß die Tür auf, und ihm gegenüber stand ein Mann, der gerade ausholte, um erneut gegen die Tür zu hämmern. Der Kerl, ein Latino, hatte ein kantiges Gesicht und trug einen Anzug aus Rohseide. Seine Haare waren nach hinten geklatscht und mit einem schwarzen Seidenbändchen zu einem Zopf gebunden. Robert sah einen großen BMW, der in der Einfahrt geparkt stand.
»Heilige Scheiße. So schlecht scheint's den Zeugen Jehovas ja nicht zu gehen«, sagte er.
Der Latino fand das gar nicht komisch. »Ich muß dringend mit The Breeze sprechen.«
In diesem Augenblick stellte Robert fest, daß er splitterfasernackt war, und hob eine leere Ein-Gallonen-Flasche Wein vom Boden auf, um seine Schamgegend zu verhüllen.
»Hereinspaziert«, sagte Robert und trat einen Schritt zurück. »Ich seh mal nach, ob er schon wach ist.«
Der Latino trat ein. Robert stolperte den schmalen Flur entlang zum Schlafzimmer von The Breeze und klopfte an die Tür. »Breeze, hier ist jemand, der dich sprechen will. Sieht nach 'ner Menge Geld aus, der Kerl.« Keine Antwort. Er öffnete die Tür, ging hinein und stöberte zwischen den Decken, Laken und Kissen herum, doch außer jeder Menge leerer Weinflaschen und Bierdosen fand er keine Spur von The Breeze.
Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer griff Robert sich ein angeschimmeltes Handtuch, das im Badezimmer herumlag, und schlang es sich um die Hüften. Der Latino stand an einer winzigen freien Stelle des Zimmers und ließ den Blick voller Abscheu durch den Raum schweifen. Robert hatte den Eindruck, als versuchte er krampfhaft, vom Boden abzuheben, um zu vermeiden, daß seine italienischen Schuhe mit dem allgegenwärtigen Dreck in Berührung kamen.
»Er ist nicht da«, sagte Robert.
»Wie könnt ihr in so einem Saustall überhaupt leben?« fragte der Latino. Seine Aussprache war absolut akzentfrei. »Das ist doch unmenschlich, Mann.«
»Hat meine Mutter dich geschickt?«
Der Latino ignorierte die Frage. »Wo ist Breeze? Wir hatten heute morgen einen Termin.« Er betonte dabei das Wort Termin. Robert kapierte, was er meinte. The Breeze hatte Andeutungen gemacht, daß er demnächst einen großen Deal abziehen würde. Der Kerl mußte der Käufer sein. Die übliche Kundschaft von Breeze trug keine Seidenanzüge oder fuhr mit dicken BMWs durch die Gegend.
»Er ist gestern nacht weggegangen. Ich hab keine Ahnung, wo er hin ist. Du kannst es mal bei Slug probieren.«
»Im Slug?«
»The Head of the Slug Saloon, an der Cypress. Da hängt er manchmal rum.«
Auf Zehenspitzen machte sich der Latino auf den Weg zur Tür und blieb dann noch einmal auf der Schwelle stehen. »Sag ihm, daß ich ihn suche. Er soll mich anrufen. Und sag ihm, daß ich so keine Geschäfte mache.«
Der Befehlston in der Stimme des Latino ging Robert mächtig gegen den Strich. Er verfiel in den servilen Tonfall eines englischen Butlers und fragte: »Und von wem bitte darf ich diese Mitteilung übermitteln, Sir?«
»Komm mir bloß nicht auf die Tour, cabrón. Hier geht's ums Geschäft.«
Robert holte tief Luft und seufzte: »Paß mal auf, Pancho. Ich hab einen Kater, und zwar einen, der sich gewaschen hat, meine Frau hat mich rausgeschmissen, und mein Leben ist volle Kanne am Arsch. Wenn ich also irgendwem was ausrichten soll, kannst du
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