Der kleine Drache Kokosnuss und seine Abenteuer
fürchten sich sehr vor dem Verdursten.
Doch Kokosnuss hat eine Idee. Er nimmt die kleine Stein-Matilda vorsichtig in den Arm, verabschiedet sich von Amadeus und marschiert schnurstracks zur Werkstatthöhle. Eine Nacht und einen Tag lang ertönt von dort lautes Hämmern und Sägen. Dann schiebt Kokosnuss ein richtiges Wüstengefährt aus der Höhle: ein Floß auf Rädern, mit einem großen Segel und einem Propeller, der mit Fußpedalen angetrieben wird. Am Segelmast hängt eine Laterne und am Heck sind zwei Fässer voll Wasser angebracht. Kokosnuss bindet Matilda gut fest. Dann, als die Sonne untergegangen ist, schwingt er sich auf den Pilotensitz und tritt kräftig in die Pedale.
Viele Stunden lang lenkt der kleine Drache das Gefährt durch die Dünen der Großen Wüste. Mitten in der Nacht stößt er auf den Fluß Mo. Am Ufer wachsen unzählige Orangen- und Zitronenbäume. Und da Kokosnuss inzwischen großen Hunger hat, verschlingt er mindestens hundert Früchte. Mit Schale natürlich, denn Drachen lieben Obstschalen.
Schließlich sieht er in der Ferne den Hexenwald. Kokosnuss hält an. Im fahlen Mondlicht erkennt er sogar den Hexenturm, der sich aus dem Wald erhebt.
Doch plötzlich ertönt ein dumpfes Grollen. Erschrocken blickt der kleine Drache zum Himmel. Über ihm zieht tiefschwarz ein Sturm herauf. Gerade will Kokosnuss das Segel einziehen, als sich ein ohrenbetäubendes Heulen erhebt.
Millionen winziger Sandkörner wirbeln durch die Luft und mit einem Mal wird das Wüstengefährt emporgehoben. Mit aller Kraft hält Kokosnuss sich fest. Hoch hinauf wird das Gefährt getragen und wie ein Spielball durch die Luft geschaukelt. Dann aber lässt der Sturm es fallen und verzieht sich so schnell, wie er gekommen ist. Das Wüstenfahrzeug kracht zu Boden und Kokosnuss wird es schwarz vor Augen.
Sechstes Abenteuer
Die Hexe Rubinia
A ls Kokosnuss aufwacht, ist es heller Tag. Schnell schaut er nach Matilda. Ein Glück, sie ist noch da! Aber das Wüstengefährt ist zerborsten. Und seltsam: Es schaukelt hin und her. Alles schaukelt hin und her, auch er selbst. Da sieht er, dass sie auf den Wipfeln eines Baumes gelandet sind. Der Hexenwald, durchfährt es Kokosnuss. Plötzlich hört er eine Stimme: »Was willst du hier? Ich mag keinen Besuch!«
Erschrocken blickt der kleine Drache sich um. Vor ihm ragt der Hexenturm aus den Baumwipfeln, und vom Turm herab schaut grimmig die dicke Hexe Rubinia. Sie hat rote lockige Haare und steckt in einem geblümten Kleid.
»Meine beste Freundin Matilda wurde von dem Zauberer Ziegenbart versteinert«, antwortet Kokosnuss. »Könntest du sie bitte wieder lebendig zaubern?«
»Warum sollte ich?«, fragt Rubinia.
»Na ja, Matilda ist ein ganz tolles Stachelschwein, und lebendig ist sie einfach viel lustiger als versteinert.«
»Was geht mich das an?«, brummt Rubinia.
So was, denkt Kokosnuss. Die ist aber grummelig. Da hat er eine Idee: »Und wenn ich dir das Feuerspeien beibringe?«
Die Hexe überlegt ein Weilchen. Dann sagt sie: »Na gut, ich helfe dir! Aber zuerst Feuerspeien und dann die Hexerei!«
Sie schnippt mit den Fingern und murmelt ein paar Worte, die Kokosnuss nicht versteht. Da erscheint ein dickes Tau im Turmfenster.
Es schlängelt sich durch die Luft bis zu Kokosnuss’ Wüstenfahrzeug.
»Komm herüber, kleiner Drache!«, ruft Rubinia. Kokosnuss nimmt all seinen Mut zusammen und balanciert mit Matilda im Arm hinüber zum Hexenturm. Nicht ein einziges Mal schaut er hinunter, denn dann würde ihm garantiert schwindelig.
»Willkommen, kleiner Drache«, ruft Rubinia ihm entgegen.
Einer Hexe das Feuerspeien beizubringen, ist nicht gerade einfach. Rubinia hat ja nicht einmal eine Grundausbildung. Sie muss die einfachsten Dinge lernen: Luftschlucken, Zungenrollen, Zähneknirschen, Ohrenwackeln – einfach alles! Doch sie ist eine gelehrige Schülerin und am Abend kann sie beinahe so gut Feuer speien wie ein Feuerdrache.
»Jetzt bin ich müde wie ein Bettvorleger«, gähnt die Hexe. »Um deine Freundin kümmere ich mich morgen.«
»Gleich morgen Früh?«, fragt Kokosnuss.
»Gleich morgen Früh«, verspricht Rubinia, gähnt ein weiteres Mal und schläft auch schon.
Am nächsten Morgen setzt sie sich mit einem superdicken Hexenbuch in ihren Sessel und studiert Rückversteinerungszauberei. Am Mittag ruft sie: »Alles klar! Stell Matilda auf den Küchentisch!«
Die Hexenküche ist der wichtigste Raum im Hexenturm, denn hier lagert alles, was Rubinia zum
Weitere Kostenlose Bücher