Der kleine Mann
tüchtiger Verkäufer. Dann rutschte er vom Stuhl.
„Er ist wieder in die Ohnmacht gefallen“, stellte Mäxchen sachlich fest.
Als der Geschäftsführer die neue Stimme hörte und den kleinen Jungen in dem großen Jackett sah, kriegte er Stielaugen und klammerte sich verzweifelt an der Stuhllehne fest.
„Fällt dieser Herr jetzt auch in die Ohnmacht?“ fragte Mäxchen erwartungsvoll.
„Hoffentlich nicht!“ meinte der Professor. „Ein Herrenbekleidungsgeschäft ist ja schließlich kein Krankenhaus!“
Nun, der Geschäftsführer und der Verkäufer erholten sich wieder. Der Kauf kam zustande. Man bestellte ein Taxi. Das Autodach wurde eingerollt, und die Schaufensterpuppe stand, vom Professor festgehalten, aufrecht im Wagen.
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„Der Bursche sieht aus wie ein ausländischer Staatsmann zu Besuch!“ rief ein Berliner, als das Taxi vorüberfuhr.
„Das kann kein Staatsmann sein“, meinte ein andrer.
„Wieso eigentlich nicht?“ fragte der erste. „Wer steht denn sonst in Autos ‘rum, als ob’s keine Sitzplätze gäbe?“
„Das ist bestimmt kein Staatsmann“, wiederholte der andere hartnäckig. „Er lächelt nicht, und er winkt uns nicht einmal zu. Das müßte er aber tun, wenn er ein Staatsmann wäre. Man muß deutlich merken, wie kolossal er sich freut, daß er in Berlin ist und sich nicht setzen darf. Sonst ist es kein Staatsmann.“
Das Auto hielt an der Kreuzung, und die zwei Berliner fielen in Trab. Aber bevor sie hinkamen, wurde die Ampel grün, und sie hatten das Nachsehen.
„Außerdem fährt kein Staatsmann in einem gewöhnlichen Taxi“, meinte der eine Mann. „Weder im Sitzen noch im Stehen.“
„Ich bin auch noch nie im Taxi gefahren“, sagte der andere.
„Nanu, Herr Nachbar! Sie sind doch nicht etwa ein Staatsmann?“
„Nein. Ich bin Milchmann.“
6. Kapitel
Aufregung im Hotel Kempinski / Herr Hinkeldey vermißt plötzlich allerlei, kriegt es wieder und nimmt Reißaus / Was war der Jokus, bevor er Zauberkünstler wurde? / Und wozu hat er die Schaufensterpuppe gekauft?
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Auch im Hotel Kempinski, wo Professor Jokus von Pokus wohnte, staunten sie nicht schlecht. An den Kleinen Mann, der auf dem Nachttisch in einer Streichholzschachtel schlief, hatte man sich allmählich gewöhnt. Daß nun aber auch noch eine Schaufensterpuppe von zwei Hausdienern durch die verblüffte Hotelhalle in den Lift geschleppt wurde, machte den Hoteldirektor und den Portier sichtlich nervös.
Kaum daß die Puppe mitten im Zimmer stand,, kam der Direktor hereingestürzt, blickte vorwurfsvoll durch seine Hornbrille und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe.
„Was hat was zu bedeuten?“ fragte der Professor freundlich, als begriffe er die Aufregung nicht recht.
„Die Schaufensterpuppe!“
„Ich brauche sie beruflich“, erklärte der Jokus. „Konzertpianisten und Sänger bringen ins Hotel sogar einen Flügel mit, wenn sie auf Gastspielreise sind, und machen stundenlang Musik und anderen Lärm. Sie sind Künstler und müssen üben. Ich bin Zauberkünstler. Ich muß auch üben! Und ich mache bei weitem nicht so viel schönen Radau wie meine musikalischen Kollegen.“ Er faßte den Hoteldirektor am Jackett und klopfte ihm jovial auf die Schulter. „Was bedrückt Sie denn so, lieber Freund?“
„Es wächst uns über den Kopf“, jammerte der Direktor. „Ihr Mäxchen und die beiden Tauben und das weiße Kaninchen und nun noch eine Holzpuppe in blauem Anzug...“
Der Professor drückte den völlig geknickten Herrn väterlich an die Brust und fuhr ihm tröstend übers Haar. „Nehmen Sie’s doch nicht so tragisch! Meine Schaufensterpuppe braucht kein Bett. Sie braucht keine Handtücher. Sie brennt mit der Zigarette keine Löcher in die Tischdecke. Sie zankt das Stubenmädchen nicht aus...“
„Das ist ja alles schön und gut, Herr Professor“, gab der Direktor zu. „Aber Sie haben ja schließlich nur ein Einbettzimmer gemietet! Und jetzt wohnen Sie und der Kleine Mann und drei Tiere und die Puppe drin! Das sind, sage und schreibe, fünf Personen!“
„Aha, daher weht der Wind“, meinte der Zauberkünstler lächelnd. „Wären Sie mit der Übervölkerung Ihres anmutigen Südzimmers einverstanden, wenn ich täglich fünf Mark mehr bezahlte als bisher?“
„Darüber ließe sich reden“, gab der Direktor zögernd zur Antwort. „Ich darf Ihren werten Vorschlag unserer Buchhaltung mitteilen?“
„Sie dürfen!“ erwiderte der Professor, schüttelte dem Direktor lange die Hand und
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