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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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1
    »Ist dies schon Tollheit,
hat es doch Methode.«
    Hamlet (2. Akt, 2. Szene)
    London, Herbst 1592
    W as von dem Mann übrig war, wankte in die dunkle Gasse, und ich folgte ihm. Ich hatte keine andere Wahl.
    Ich bin ein Chasseur , ein Jäger. Was ich jage, sind die, deren Seelen von jemand anders kontrolliert werden. Ich nenne sie die Tibonage .
    Ihr würdet sie Zombies nennen.
    Ja, sie existieren. Einfach überall.
    An diesem Abend existierten sie in Southwark, und es war meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie niemanden überfielen, seinen Schädel knackten und sich an seinem Gehirn labten. Die einzige Möglichkeit, das zu tun, bestand darin, sie zuerst zu töten.
    Der Tibonage schlurfte durch den Dreck und schien auf etwas in der Ferne fixiert zu sein. So ist das Wesen der Zombies. Sie werden aus einem bestimmten Grund erschaffen; sie haben eine Mission. Nichts kann sie davon abhalten, sie auszuführen.
    Außer mir.
    »Halt!«, rief ich. Der Tibonage sah nicht einmal in meine Richtung.
    Er war eindeutig auf einer Mission.
    Sind wir das nicht alle?
    Ich eilte ihm nach, wobei ich darauf achtete, genügend Abstand einzuhalten, damit der Zombie sich nicht plötzlich herumdrehen und mich packen konnte. Obwohl es sich um lebende Tote handelt, sind die Tibonage schneller, als man denken könnte, und wenn sie von der Erfüllung ihres Auftrags abgehalten werden, kämpfen sie wie verwundete Bären.
    Sobald ich innerhalb einer Schwertlänge war, stellte ich mich in Position und zog meine Waffe. Als sie durch die Luft schnitt, gab es ein zischendes Geräusch. Der Tibonage blieb stehen; dann drehte er sich langsam um.
    Ich hätte ihm in genau diesem Moment seinen Kopf abschlagen sollen. Denn dann hätte ich niemals sein Gesicht im silbrigen Schein des Mondes gesehen.
    Stattdessen flüsterte ich: »Chalmers?«
    Einer unserer Diener. Er war erst letzte Woche gestorben. Sein Haar wirkte immer noch gepflegt, ebenso seine Nägel. Seine Haut war ein wenig grau, jedoch nicht übermäßig. Er hatte nirgendwo ein Loch, wo keines sein sollte. Wenn der Geruch nicht gewesen wäre, hätte ich ihn für lebendig gehalten. Ich rümpfte die Nase.
    Er war eindeutig tot.
    Der Zombie riss mich an sich. Seine Zähne schnappten nur Zentimeter von meiner Nase entfernt zu. Ich ließ das Schwert fallen und taumelte gegen seine Brust. Unter meiner Hand bewegte sich seine Haut. Eine Made kroch aus dem Kragen seines Wamses.
    »Ihh!«, stieß ich hervor und riss meine Hände fort. Doch das ermöglichte es dem Tibonage nur, mich noch näher an sich zu ziehen.
    »Ge-ge-ge«, brabbelte er zwischen dem Klacken seiner Zähne. Dann knurrte er leise: »Mmmm, mmmm.«
    Offenbar hatte er heute noch nicht seine tägliche Portion …
    »Ge-ge-ge…«
    »Gehirn«, ergänzte ich ungeduldig. Ich ärgerte mich, dass ich ihn nicht sofort getötet hatte, und dass er nicht in der Lage war, ein einfaches Wort zu artikulieren. »Wenn Ihr Gehirn sagen könntet, hättet Ihr wahrscheinlich genug davon, um Euch welches zu beschaffen.«
    Mit einem Zombie zu sprechen war beinahe so närrisch, wie mit einem zu kämpfen. Ich war stark, aber Zombies waren stärker. Ich weiß nicht genau, warum.
    Vielleicht verlieh ihnen die Art und Weise, auf die sie erschaffen wurden, gewisse Kräfte. Zum Beispiel die Fähigkeit, alles außer Feuer und Enthauptung unverletzt zu überstehen. Dies kombiniert mit überlegener Stärke bedeutete, dass mein einziger Vorteil darin bestand, meinen Verstand zu benutzen.
    Ich hob schnell und heftig mein Knie. Wenn sein erstickter Aufschrei ein Hinweis war, hatten seine Eier gerade intime Bekanntschaft mit seiner Kehle gemacht.
    Er ließ von mir ab. Ihm blieb keine andere Wahl. Dann warf er sich auf den Boden, hielt sich die Weichteile und jammerte. Ich hob mein Schwert wieder auf und sandte Chalmers zurück zu Gott.
    Der Mann war schon immer sehr groß gewesen, was zur Folge hatte, dass sich sein Kopf nun, da er kniete, auf einer Höhe mit meinem befand. So bekam ich eine volle Ladung ins Gesicht, als er sich in Asche verwandelte. Und dann konnte ich nichts mehr sehen.
    Dies war die einzige Entschuldigung für das, was als Nächstes geschah. Als ich Schritte hinter mir hörte, denen eine Berührung meiner Schulter folgte, reagierte ich instinktiv. Mit beiden Händen am Griff meines Schwertes wirbelte ich herum und traf etwas.
    Blut wusch mir die Asche aus dem Gesicht.
    »Oh«, flüsterte ich. »N-n-n-nein.«
    Ich klang wie ein Zombie. Aber ich war keiner,

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