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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Prolog

    Kaeleer
    D er Dunkle Rat trat erneut zusammen.
    Andulvar Yaslana, der dämonentote eyrische Kriegerprinz, faltete seine dunklen Flügel und musterte die anderen Ratsmitglieder. Ihm gefiel nicht, was er sah. Abgesehen von dem Tribunal, das immer anwesend sein musste, genügte es, wenn bei den Sitzungen lediglich zwei Drittel der Mitglieder den Petitionen lauschten oder ihr Urteil fällten, sobald es unter den Blutleuten von Kaeleer zu Streitigkeiten kam, die nicht von den Königinnen der einzelnen Territorien geschlichtet werden konnten. An diesem Abend jedoch war nur der Sitz neben Andulvar leer geblieben.
    Doch auch dieses Ratsmitglied war anwesend und stand geduldig im Bittstellerkreis, wo er auf eine Antwort wartete; ein Mann mit dunkler Haut, goldenen Augen und dichtem schwarzem Haar, das an den Schläfen silberne Strähnen aufwies. Wenn man sah, wie er sich auf seinen eleganten Stock mit dem verzierten Knauf stützte, hätte man ihn lediglich für einen gutaussehenden Mann des Blutes am Ende seiner besten Jahre halten können. Die langen, schwarz gefärbten Fingernägel und der Ring mit dem schwarzen Juwel machten jedoch deutlich, dass er weitaus mehr war.
    Der Erste Tribun räusperte sich leise. »Prinz Saetan Daemon SaDiablo, du stehst hier vor dem Rat, um die Vormundschaft für Jaenelle Angelline zu erbitten. Allerdings hast du uns nicht, wie es in einem Streit des Blutes üblich ist, die Familie des Mädchens genannt. So konnten wir ihre Angehörigen nicht herbitten und ihre Sicht der Dinge hören.«
    »Sie wollen das Kind nicht«, lautete die verhaltene Antwort. »Ich hingegen schon.«

    »Dafür haben wir nur dein Wort, Höllenfürst.«
    Narren , dachte Andulvar, während er beobachtete, wie sich Saetans Brust kaum merklich hob und senkte.
    Der Erste Tribun fuhr fort: »Der beunruhigendste Aspekt an deinem Gesuch ist aber, dass du ein Hüter bist, einer der lebenden Toten, der dennoch möchte, dass wir das Wohlergehen eines lebendigen Kindes in seine Hände legen.«
    »Nicht irgendeines Kindes, Tribun, sondern dieses Kindes.«
    Unbehaglich rutschte der Erste Tribun hin und her, während er den Blick über die ansteigenden Sitzreihen zu beiden Seiten des großen Saals schweifen ließ. »Aufgrund der … ungewöhnlichen … Umstände muss die Entscheidung einstimmig ausfallen.«
    »Ich verstehe, Tribun. Ich verstehe nur zu gut.«
    Erneut räusperte sich der Erste Tribun. »Hiermit wird über Saetan Daemon SaDiablos Gesuch abgestimmt, die Vormundschaft über das Kind Jaenelle Angelline zu erhalten. Gegenstimmen? «
    Eine Anzahl Hände ging in die Höhe, und Andulvar erschauderte angesichts des eigenartigen, glasigen Blicks in Saetans Augen.
    »Lass noch einmal abstimmen«, sagte Saetan mit gefährlich leiser Stimme.
    Als der Erste Tribun nicht reagierte, berührte ihn die Zweite Tribunin am Arm. Binnen Sekunden befand sich auf dem Sitz des Ersten Tribuns nur noch ein Haufen Asche sowie ein schwarzer Seidentalar.
    Mutter der Nacht , schoss es Andulvar durch den Kopf, als ein Ratsmitglied nach dem anderen, das gegen den Antrag gestimmt hatte, zu Asche zerfiel. Mutter der Nacht .
    »Lass noch einmal abstimmen«, sagte Saetan in trügerisch sanftem Tonfall.
    Bei der zweiten Abstimmung fiel die Entscheidung einstimmig aus.
    Die Zweite Tribunin fuhr sich mit der Hand über das Herz. »Prinz Saetan Daemon SaDiablo, der Rat überträgt dir hiermit sämtliche väterlichen …«

    »Elterlichen. Sämtliche elterlichen Rechte.«
    »… sämtliche elterlichen Rechte an dem Kind Jaenelle Angelline, von dieser Stunde an bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie im Alter von zwanzig Jahren ihre Volljährigkeit erreicht.«
    Sobald sich Saetan vor dem Tribunal verbeugt hatte, verließ Andulvar seinen Sitz und öffnete die gewaltige Flügeltür am Ende des Ratssaals. Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als Saetan, der sich schwer auf seinen Stock mit dem Silberknauf stützte, langsam an ihm vorüberging.
    Es war nicht vorbei, dachte Andulvar, als er die Tür wieder schloss und Saetan folgte. Das nächste Mal würde der Rat subtiler vorgehen, wenn er sich dem Höllenfürsten entgegenstellte, doch es würde ein nächstes Mal geben.
    Als die beiden endlich in die frische Nachtluft traten, wandte Andulvar sich an seinen langjährigen Freund. »Tja, nun gehört sie dir.«
    Saetan hob das Gesicht dem nächtlichen Himmel entgegen und schloss die goldenen Augen. »Ja, endlich gehört sie mir.«

Erster Teil

Kapitel

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